Felix Pov:
Gerade lief ich die breiten, lichtdurchfluteten Korridore des Schlosses entlang. Ich war auf dem Weg zu Minhos Büro, da ich stark vermutete, das Jisung bei ihm war und ich dringend mit ihm reden musste. So bog ich nun um die letzte Ecke, nur um zu sehen, wie Jisung genau in diesem Augenblick aus dem Arbeitszimmer des Kronprinzen trat und die Tür hinter sich zuzog.
„Was für ein Zufall, ich wollte gerade zu dir", begrüßte ich den Braunhaarigen und überwand die letzten Meter, die zwischen uns lagen, um ihn in die Arme zu schließen.
Es war jetzt vier Tage her, dass wir Jisung befreit und Yoon-woo getötet hatten. Nun konnten wir uns endlich sicher fühlen.
Diese letzten vier Tage waren dennoch nervenaufreibend gewesen und ich war froh, dass nun wirklich alles geklärt zu sein schien. Jisung war wieder putzmunter, nachdem er in den ersten beiden Tagen nach der Rettung fast nur geschlafen hatte und mein Bruder sich schon Sorgen machte, irgendwas wäre nicht in Ordnung. Doch jetzt war mein Schwager wieder energiegeladen und fröhlich wie eh und je.
Vorgestern waren seine Eltern im Schloss gewesen und wir hatten gemeinsam mit unseren Eltern ein sehr langes und ernstes Gespräch geführt. Schlussendlich hatten wir ihnen alles erzählt und auch kein Detail ausgelassen, was für große Bestürzung und Beunruhigung gesorgt hatte. Allerdings endete diese recht ernste Unterhaltung in vielen Umarmungen und aufmunternden Worten, was vor allem für Jisung und meinen Bruder eine große Erleichterung war. Besonders unsere beiden Mütter hatten sich ziemliche Sorgen gemacht, ließen sich aber beruhigen, als mein Schwager ihnen selbst versichert hatte, dass es ihm gut ging. Erst nach einem sehr ausschweifenden und köstlichen Abendessen und einer anschließenden vergnügten Gesprächsrunde im großen Salonzimmer war die Familie Han wieder nach Hause zurückgekehrt.
„Warum hast du mich denn gesucht Felix?" Jisung löste sich ein wenig von mir und strahlte mich an.
„Oh...ähm... ja... können wir vielleicht ein Stück im Garten spazieren gehen? Dann kann ich es dir vielleicht besser erklären", brachte ich nervös hervor und sah den braunhaarigen Jungen vor mit bittend an.
„Na klar Lixie." Jisung kicherte und schnappte sich dann meinen Arm. Er hakte sich unter und lief mit mir gemeinsam in Richtung des Südflügels, wobei er schon fast ausgelassen neben mir hertänzelte. Seine gute Laune, die seit seiner Rettung und der Erlösung von unserer Bedrohung noch viel deutlicher zum Vorschein kam, war schon fast ansteckend. So war es auch nicht verwunderlich, dass selbst ich meine eigentliche Anspannung vergaß und mit schnellen Schritten die langen Säulengänge entlanglief. Schlussendlich drückte ich die große Eichentür auf und trat mit Jisung hinaus auf den breiten, sandigen Weg, der direkt hinüber zum See führte.
Das Wetter heute war fantastisch. Die Sonne schien warm auf uns herab und gemeinsam liefen wir schweigend eine kleine Weile am See entlang, bis ich schließlich stehen blieb und auf das klare Wasser blickte, dass die Sonnenstrahlen reflektierte und an einigen Stellen wirkte, wie ein Spiegel.
Mein Begleiter trat direkt neben mich und schwieg noch ein paar Sekunden, so als wüsste er ganz genau, dass ich diesen Moment noch benötigte.
„Es geht um Changbin habe ich recht?" Jisung sah immer noch auf das Wasser, lächelte aber vergnügt und schien interessiert auf meine Antwort zu warten.
„Woher weißt du das?", fragte ich verwundert und musste einmal mehr feststellen, dass der junge Mann neben mir eine ziemlich scharfe Beobachtungsgabe hatte.
„Du hast vorhin ganz kurz verlegen gewirkt und du bist eigentlich nur dann verlegen, wenn es um Changbin geht." Jetzt drehte sich auch Jisung in meine Richtung und sah mir forschend in die Augen.
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The Earl and the Prince | Minsung
Fiksi PenggemarWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...