An diesem Freitag schlichen die Stunden nur so dahin. Minho war heute Morgen allein in die Stadt geritten und meinte, er sei erst am späten Nachmittag wieder im Schloss. Leider war es jetzt schon halb 9 am Abend und er war immer noch nicht zurück.
Ich hatte mich in die Bibliothek zurückgezogen und in einen der gemütlichen Sessel gekuschelt, während ich auf die Rückkehr meines Prinzen wartete. Die Sonne versank bereits am Horizont und tauchte den Himmel in ein tiefes Blutrot.
Kurz sah ich mir den wunderschönen Sonnenuntergang an und saugte den Anblick der leuchtenden Farben in mir auf, wandte mich dann aber wieder meinem Buch zu und blätterte nach kurzer Zeit zur nächsten Seite. Meine Augen huschten über die Zeilen und mein Zeigefinger tippte immer wieder sanft gegen den Buchrücken. Gerade war es besonders dramatisch und ich spannte mich ein wenig an, da ich neugierig darauf war, wie es weiterging.
Zwar kannte ich dieses Buch schon, doch es war so interessant, dass ich diese Stelle noch einmal lesen wollte.
„Was liest du da?" Minho war leise hinter mich getreten und starrte auf die Zeilen, die ich bis gerade eben selbst überflogen hatte.
Ich zuckte ziemlich heftig zusammen und quietschte kurz auf. „Oh Gott!" Ich legte eine Hand auf meine Brust und atmete tief durch.
„Fast, aber ich bin es nur, dein Ehemann." Er grinste süffisant auf mich herab und strich mir durchs Haar. „Also, was liest du da so spannendes?"
„Die Ilias, wenn du es genau wissen willst." Ich lehnte mich ein wenig zurück und sah zu ihm auf.
Prüfend wanderten seine Augen über die Zeilen des Buches. „Das ist ja alles in Reimen."
Ich musste kichern. „Ja durchaus, die Ilias ist nun mal eine Versdichtung. Das macht sie einfacher zu lesen." Ohne es verhindern zu können, sah ich weiterhin zu meinem Mann auf, schmachtete ihn fast schon an. Seine Haare fielen ein wenig zerzaust in die Stirn, was wahrscheinlich dem Reiten geschuldet war und bei seinem engen weißen Hemd, hatte er bereits zwei Knöpfe gelöst.
Ein kurzes, belustigtes Schnauben ertönte. „Dann erleuchte mich mal mein Engel. Was zum Teufel passiert in diesem mysteriösen Buch?" Minho massierte sanft meine Schultern und lehnte sich von hinten weiter über den Sessel, sodass sein Kopf nun fast direkt neben meinem war. Seine Aufmerksamkeit lag auf der Seite, die ich bis gerade eben selbst gelesen hatte.
Ich blinzelte einmal, wandte mich wieder der Lektüre zu und antwortete ihm dann. „Homer beschreibt in diesem Werk den Untergang der Stadt Troja. Sowie den epischen Kampf zwischen den Helden Hektor und Achilles."
„Mhmm, und wieso um alles in der Welt muss die Stadt untergehen? Wieso kämpfen sie gegeneinander?" Ich musste schmunzeln und spürte fast zeitgleich ein Paar Lippen, die sich auf meinen Hals drückten und diesen langsam hinabküssten.
„Es ist das älteste und bekannteste Motiv eines Streits."
Die weichen Lippen unterbrachen ihre Tätigkeit für einen Augenblick. „Welches Motiv ist es mein Engel?", hauchte Minho zärtlich gegen meine empfinde Haut. Ich schloss die Augen und erschauderte, aber sprach dann mit fester Stimme.
„Liebe. Diesem Kampf, geht die Entführung der schönen Helena voraus. Sie wird von dem trojanischen Prinzen geraubt, obwohl sie mit dem König von Sparta verheiratet ist. Paris, der Prinz entführt sie, um mit ihr glücklich sein zu können."
Die Lippen hatten ihre süße Folter wieder aufgenommen und ich legte meinen Kopf auf die Seite, sodass mein Mann mehr Spielraum für seine Zuneigungsbekundungen hatte.
„Ich hätte dich auch entführt, hätte ich dich nicht geheiratet." Stellte er unumwunden fest, saugte sich kurz fest und biss sanft in die weiche Haut nahe des Schlüsselbeins.
„Ngh~" Von einer kleinen Hitzewelle gepackt, ließ ich das Buch in meinen Schoß sinken und grub meine Finger in die Sessellehne. „Dann sollte ich wohl froh sein, dass das nicht nötig war", murmelte ich leise. Schlussendlich hielt ich es nicht mehr aus und drehte meinen Kopf in seine Richtung, so konnten meine Lippen die seinen endlich berühren und ich drückte meinen Mund gegen seinen.
Für einen Moment küsste er mich zurück, dann löste er sich von mir trat vor meinen Sessel und beugte sich dann erneut zu mir herab.
Diesmal waren seine Küsse sofort verlangend und intensiv. Es fühlte sich gut an und ich reckte mich ihm entgegen, achtete nicht auf das Buch, das langsam auf meinen Beinen hinabrutschte und mit einem Knall auf dem Boden aufschlug. Ich zuckte zwar kurz zusammen, doch löste mich keine Sekunde von den samtig weichen Lippen vor mir. Zärtlich krallte ich mich in das dunkle Haar meines Prinzen und zog ihn noch näher.
Doch plötzlich lösten sich seine Lippen, ich wurde auf die Beine gezogen und Sekunden später hatte mich Minho über seine Schulter geworfen und mir einen sanften Schlag auf den Hintern verpasst.
„So wie sich das für Prinzen in guten Erzählungen gehört, werde ich dich jetzt entführen. Wenn deine Liebe zu mir aufrichtig und stark ist, wird uns nichts mehr trennen können mein Geliebter."
Ich kicherte haltlos. „Versuchst du gerade ernsthaft Paris nachzuahmen?" Ich musste mich festhalten, da sich Minho in Bewegung gesetzt hatte und mich genauso über die Gänge in sein Zimmer trug.
„Keine Ahnung, hat das dieser Prinz denn so gemacht? Wahrscheinlich bin ich eher die gefährliche Sorte Prinz."
Ich wurde leicht rot. „Naja, Paris hat erst mit Helena geschlafen und sie dann mitgenommen", murmelte ich ein wenig verlegen und fühlte mich in dieser Position gerade ziemlich hilflos.
„Tststs. Das ist aber wirklich sehr unartig ...und sowas liest du auch noch Jisung? Kein Wunder, dass du mich immer wieder verführen willst."
„Das stimmt doch gar nicht." Empört bewegte ich mich, wollte ihm ebenfalls auf den Hintern schlagen, doch traf eher seinen Oberschenkel. Dann grinste ich böse und begann, diesen zu entlangzustreichen. Ich wurde von zwei Händen an der Taille gepackt und wurde nach vorn geworfen. Mit einem leisen, ziemlich unmännlichen Quietschen landete ich weich auf unserem Bett.
Minho stand vor mir und lächelte kopfschüttelnd. „Du bist ja so ungeduldig. Du bettelst schon beinahe darum, dass ich dich nehme Jisung."
Gerade wollte ich zu einer schmollenden Antwort ansetzen, als er über mich krabbelte und meine Lippen wieder mit seinen verschloss. Augenblicklich flammte die Leidenschaft in mir auf und ich öffnete ihm willig, als er meine Lippen mit der Zungenspitze antippte. Sein Körper senkte sich auf meinen und er drückte mich einfach in die Matratze.
Seine Unterarme waren neben meinem Kopf aufgestützt und seine Wärme umfing mich. Seine Hände lagen auf meinen Wangen und er küsste meine Lippen solange, bis er meinen Kopf ein wenig nach oben drückte und meine freigelegte Kehle und den Hals mit sanften Bissen und kleinen Küssen überhäufte.
„Du bist wirklich hinreißend mein Liebster. Wunderschön und perfekt für mich", schnurrte der Prinz.
Von seinem Kompliment berührt, fing ich an leise zu summen und streckte mich ihm weiter entgegen. Dabei achtete ich gar nicht darauf, dass ich meinen Unterleib leicht gegen seinen rieb. Erst als ich mich nach einem weiteren zärtlichen Biss, aufbäumte und mich an ihn presste, konnte ich seine Erregung fühlen und ich riss die Augen auf und sah ihn verlangend an.
Er war tatsächlich hart geworden, meinetwegen. Meine eigene Lust stieg gerade ins Unermessliche, sie schien mich immer weiter, von innen heraus, zu verzehren und verlangte fast schon von mir, Minho anzubetteln. Dass ich ihm sagen soll, dass ich ihn hier und jetzt will, dass ich ihn brauche und dass er dieses Verlangen in mir stillen soll.
Doch würde er es tun? Würde er so weit gehen oder wollte er mich noch immer beschützen und ging lieber kein Risiko ein?
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The Earl and the Prince | Minsung
FanficWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...