Ich hatte bis jetzt stumm dagesessen. Die Augen immer wieder in Unglauben geweitet.
„Deshalb ist Minho so kalt zu dir Jisung. Er hat Angst, dass du stirbst, wenn er dir zu viel Liebe und Zuneigung schenkt. Sollte sein Freund erfahren, dass er jemanden gefunden hat, den er liebt, würde Yoon-woo sicher nicht länger zögern. Du sagst, er war verzweifelt und außer sich nachdem ihr miteinander geschlafen habt. Ich kenne meinen Bruder, er mag nicht immer keusch gelebt haben, doch er hat in den letzten Monaten immer darauf geachtet kein Kind in diese Welt zu setzten. Er hätte nicht einmal zugelassen, dass ein nicht standesgemäßes Kind für ihn leidet. Offenbar konnte er sich bei dir nicht zurückhalten und hat jetzt noch mehr Angst, du könntest schwanger sein~" „Was wiederum heißt, dass ich eine doppelte Zielscheibe und noch stärker Gefahr wäre." Beendete ich seinen Satz und blickte hinüber zum Wasser.
Nickend bestätigte der Blonde meine Worte.
„Wie lange ist es her, dass das alles passiert ist?"
„Wir sind vor knapp acht Monaten aus Australien zurückgekehrt. Haben danach aber noch vier Monate bei meinem Onkel verbracht und danach waren wir noch einige Zeit damit beschäftigt, unsere Spuren hierher zu verwischen. Also sind wir erst zwei Wochen vor Eröffnung der Ballsaison hierher zurückgekommen. Mehr oder weniger auf den Wunsch unseres Vaters."
„Wie alt war Soomi? Auf den Bildern in der Galerie sah sie so jung aus." Ich hoffte, dass ich Felix jetzt nicht zu sehr mit meinen Fragen bedrängte, doch er schien mir wirklich alles erzählen zu wollen.
„Soomi war gerade mal vierzehn, als die Bilder entstanden sind. Kurz darauf sind wir zusammen nach Frankreich aufgebrochen. Zwei Wochen vor ihrem achtzehnten Geburtstag ist sie gestorben." Diesmal schien Felix etwas gefasster und seufzte nur schwer.
„Sag mir Felix, warum bleibst du so ruhig? Du bist genauso von der Rache betroffen. Warum verfällst du nicht auch so in Panik und hältst dich von Binnie fern?"
„Weil ich mich dazu entschieden habe, mich nicht zu verstecken. Ich hoffe darauf, dass das Gute siegen wird, dass wir einen Weg finden dieses Grauen zu beenden. Doch ich werde vorsichtig sein. Nie würde ich Changbin in Gefahr bringen. Trotzdem werde ich nicht mich nicht geschlagen geben und meine Liebe wegen eines irren Rachefeldzugs aufgeben."
Ich nickte und blickte wieder zu ihm. „Also gehst du davon aus, dass du dich und Changbin beschützen kannst, wenn es soweit kommen sollte?"
„Ja da bin ich mir sicher."
„Warum glaubt Minho dann nicht auch daran?"
„Die Rache Yoon-woos gilt hauptsächlich ihm. Er gibt sich die Schuld an allem und er weiß, wie gefährlich unser Gegner ist. Auch wenn Minho sehr stark ist, so würde er lieber einer direkten Konfrontation ausweichen, um sicherzugehen, dass er dich nicht verliert. Unsere Schwester war schon ein großer Verlust für ihn und ich denke, dass es bei dir noch viel schlimmer wäre."
Erstaunt hob ich den Kopf und sah fragend zu Felix.
„Warum denkst du das?"
„Gerade weil er dich so hart von sich stößt. Jeder, der Minho gut kennt, würde verstehen, warum er dich so weit wie möglich von sich schiebt. Er braucht dich viel mehr als er zeigt. Seine Gefühle wollen zu dir, aber sein Verstand sagt ihm, dass er dich am besten beschützt, wenn er dich nicht in seine Nähe lässt. Damit niemand sieht, dass er dich mag und du dadurch in Gefahr gerätst. Gut, dass nur ich sehe, wie sehr dich mein Bruder eigentlich vergöttert." Felix lächelte sanft und ich lief rot an.
„Aber was soll ich jetzt machen? Soll ich mich von ihm fernhalten? Soll ich ihn einfach so weiter machen lassen? Ich glaube, das kann ich nicht Felix. Ich- ich glaube, ich liebe deinen Bruder." Verzweifelt sah ich den Prinzen an und suchte nach einer Lösung für das Problem.
Felix nickte und strich zärtlich über meinen Arm.
„Das habe ich gesehen. Ich habe dich vom ersten Moment an für den Richtigen gehalten und als ich meinen Bruder angesehen habe, wusste ich, dass er das Gleiche dachte. Meiner Meinung nach, solltest du mit ihm sprechen, wenn er wieder da ist. Lass nicht zu, dass er dich abweist. Mach ihm klar, dass du ihn ebenfalls brauchst. Ich denke, wir sollten anfangen, uns dem Problem zu stellen. Es ist nicht gut, sich ewig zu verstecken. Zusammen könnten wir endlich eine Chance haben, dieses Drama zu beenden. Die letzten beiden Wochen, habe ich neue Informationen gesammelt. Ein guter Bekannter hat mir geholfen, herauszufinden wo sich Minhos Freund gerade aufhält. Wir wollten ihn von hier fernhalten und haben falsche Fährten gelegt. Leider konnten wir ihn nicht überraschen oder sogar gefangen nehmen, aber ich wette, er wartet nur auf die richtige Gelegenheit."
„Du meinst wir sollten ihm eine Falle stellen?"
„Ja so in etwa. Allerdings könnte das wirklich gefährlich für alle von uns werden."
„Das müssen wir wohl riskieren, wenn wir in Frieden leben wollen und sogar glücklich sein könnten."
„Du hast recht. Ich werde jetzt zu Changbin gehen. Er sollte es auch erfahren, außerdem muss ich ihm noch sagen, dass ich mich unsterblich in ihn verliebt habe." Felix lächelte selig und erhob sich. „Jisung? Du könntest tatsächlich die Rettung für uns alle sein. Aber besonders wirst du meinen Bruder retten."
„Danke Felix, danke, dass du mir alles erzählt hast."
Der Blonde beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Wir sind jetzt Familie und ich beschütze alle, die mir wichtig sind."
Dann drehte er sich um und ging.
Für einen Moment blieb ich einfach weiterhin auf der Bank sitzen und dachte über alles nach, was ich gerade von Felix erfahren hatte.
Also war Minho gar nicht so kalt, wie er immer tat. Er hatte einen guten Grund um mich von sich fern zu halten. Natürlich hätte er es mir sagen können aber teilweise schien er noch immer mit sich selbst zu ringen. Gott, er musste solche Angst haben. Nicht nur um mich, sondern auch um Felix, seine Eltern und alle anderen.
War es wirklich möglich, dass er all die gemeinen Sachen zu mir nur gesagt hatte, um mich zu schützen? Ergab das überhaupt Sinn?
Nun erinnerte ich mich auch an die Momente, in denen ich seine verletzliche, gebrochene Seite gesehen hatte. Die Momente, in denen er kurz davor gewesen war, einzuknicken und mir vielleicht alles zu beichten.
Ich hatte ihn für ein Monster gehalten und ihm Dinge zugetraut, die er niemals tun würde. Hoffentlich hatte Lixie wirklich recht mit seiner Vermutung, dass Minho mich ebenfalls mehr mochte aber das würde ich noch heute herausfinden.
Entschlossen stand ich auf und lief auf das Schloss zu und mit jedem Schritt, wuchs meine Hoffnung.
Vielleicht konnte ich tatsächlich alles retten.
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The Earl and the Prince | Minsung
FanfictionWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...