Verständnis und ein Kosename

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Seungmins Pov:

Aufmerksam beobachtete ich die heikle Szene vor mir, wie Hyunjin und Minho sich anstarrten.

„Ich verstehe, dass du Jisung nur schützen wolltest. Doch deine Art und Weise, war ganz und gar nicht in Ordnung. Vieles wäre sicher anders gelaufen, hättest du gleich mit ihm gesprochen. Mir liegt viel an meinem besten Freund. Seinetwegen werde ich versuchen, mit dir auszukommen. Für ihn werde auch ich dich unterstützen."

Ok, mit diesem Verständnis und seiner Unterstützung hatte ich nach seiner vorherigen Reaktion auf Minho nicht gerechnet.

„Wie Minnie bereits sagte, werde auch ich helfen, wo ich nur kann."

Was war denn das gerade? Hatte Hyunjin mich tatsächlich mit meinem Spitznamen angesprochen? Es hatte sich angefühlt, als würde ein Funken in meinem Magen aufglühen und sich langsam immer weiter, zu einem riesigen Feuer ausbreiten.

Minnie.

So nannten mich normalerweise nur Jisung und manchmal meine Mutter. Doch noch nie hatte es sich so bedeutsam und schön angehört.

„Hast du mich gerade Minnie genannt?" Ich konnte es noch immer nicht wirklich glauben und sah den Jungen vor mir an.

„Ähm ... könnte sein." Hyunjins Stimme klang so anders als sonst. So vorsichtig und auch ein wenig schuldbewusst. Dann fuhr er sich mit seinen langen, schlanken Fingern durch seine hübschen blonden Haare.

Ja hübsch. Nein, nicht nur die Haare, auch Hyunjin war unglaublich hübsch.

„Tut mir leid Seungmin, ich wollte dich nicht verärgern. Bitte, es war keine böse Absicht." Nun hob er auch noch seine Hände und blickte sich so komisch um.

So ein Mist. Diese fast schon unschuldig wirkende Geste, entfachte jetzt auch noch ein kleines Kribbeln in meiner Magengegend.

Er musste sich doch gar nicht entschuldigen. Es hatte sich nicht falsch angehört. Im Gegenteil, ich wollte meinen Spitznamen am liebsten erneut aus seinem Mund hören. Aus dem Mund mit den weichen, vollen Lippen, auf die Hyunjin immer biss, wenn er etwas besonders lustig oder amüsant fand. Das hatte er immer dann getan, wenn er mich mal wieder geärgert hatte und anschließend meine Schimpftirade über sich ergehen ließ. Sein Lippenknabbern hatte mich manchmal so aus dem Konzept gebracht, dass ich noch wütender auf mich selbst geworden war.

„Schon okay Hyunjin. Eigentlich klang es echt süß." Am liebsten hätte ich mir die Hand gegen die Stirn geschlagen und mich irgendwo vergraben. Doch die Worte konnte ich jetzt schlecht ungesagt machen. Also senkte ich meinen Kopf noch weiter und vermied den Blickkontakt mit dem hübschen Adeligen.

„Also wir gehen dann mal, wir haben euch schon lange genug aufgehalten. Danke für die Gastfreundschaft Seungmin." Ruckartig drehte ich meinen Kopf zu Jisung, doch dieser war bereits mit Minho an der Hand zur Tür geeilt und warf diese hinter sich wieder zu.

Na großartig. Jetzt hatte er mich doch ernsthaft mit Hyunjin alleine gelassen. Wie sollte ich das nur überstehen? Vermutlich wird der Ältere jetzt wieder einen abfälligen Kommentar bringen...

„Seungmin? Es tut mir leid." Hyunjin war einige Schritte nähergekommen und streckte bereits die Hand nach mir aus. Doch dann verharrte diese in der Luft.

„Wie schon gesagt, es muss dir nicht leid tun, dass du mich so genannt hast."

„Nein Minnie, das meine ich nicht. Es tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war. Ich habe viele Dinge zu dir gesagt, die nicht der Wahrheit entsprechen."

Bei dem Kosenamen wurde mir erneut warm und ich traute mich endlich, ihn wieder anzusehen. Ein schrecklicher Fehler.

Sofort war ich in seinem Anblick gefangen und starrte in seine braunen Augen, auf seine blonden Haare und am Ende auf die vollen, rosa Lippen.

„Was genau entsprach denn nicht der Wahrheit?", hauchte ich und konnte mich noch immer nicht von seinem Anblick lösen. Es war, als würde mich der Blonde in seinen Bann ziehen und mich gleichzeitig in den Wahnsinn treiben.

„Du bist kein kleiner Junge und die siehst auch nicht eitel oder albern in den etwas zu schicken Sachen aus. Für mich siehst du eher aus wie ein Hund~" „Bitte was?", entgeistert funkelte ich ihn an.

Was hatte er da gesagt? Das schöne Kribbeln machte wieder der lodernden Wut Platz, doch ich fühlte noch etwas anderes. Ein kleines Stechen in der Brust. Wieso musste er auch immer so gemein sein?

„Du bist so ein Arschloch Hyunjin!"

„Oh nein Seungmin, so habe ich das nicht gemeint." Die pure Panik blitzte in den Augen meines Gegenüber auf. „Ich- ich meinte damit, dass du aussiehst, wie ein Welpe. Also ein niedlicher, kleiner Welpe."

„Ach und das soll es jetzt besser machen?" Noch immer blitzten meine Augen gefährlich, doch ich wollte wissen, was er noch zu sagen hatte.

„Verdammt, das ist keine Beleidigung. Ich liebe Hunde! Sie sind die schönsten Tiere, die es gibt. Bitte verstehe mich nicht falsch. Ich wollte damit nur sagen, dass du mich an einen süßen Hundewelpen erinnerst. Jedes Mal, wenn ich dich sehe, will ich dich knuddeln und dir über den Kopf streicheln." Plötzlich biss sich der Ältere verlegen auf die Lippe und blickte ein wenig überfordert in meine Richtung.

„Oh."

Plötzlich fühlte ich mich ein wenig schlecht, da ich ihn zuvor so angepflaumt hatte, obwohl es nicht böse gemeint war. An sich war sein Vergleich sogar mehr als niedlich gewesen und bewies, dass er sich wirklich nicht über mich lustig machen wollte.

Hatte ich vielleicht auch in anderen Situationen so schrecklich überreagiert und ihn damit quasi gezwungen, sich zu verteidigen? War mein Selbstschutz möglicherweise viel zu übertrieben gewesen? Gegenüber seinen Worten war ich irgendwie schon immer sehr empfindlich gewesen. Vermutlich hätte ich ihm besser zuhören sollen.

„Tut mir auch leid, dass ich dich nicht habe ausreden lassen. Ich habe das Gefühl, dass wir uns viele Streitereien hätten sparen können, wenn wir dem anderen für einen Moment zugehört hätten."

„Ja, das ist sehr wahrscheinlich." Schon wieder strich sich Hyunjin durch das Haar, dass ihm mittlerweile ziemlich unordentlich ins Gesicht hing. Einem Impuls folgend, machte ich zwei kleine Schritte auf ihn zu und schlang meine Arme um ihn. Zunächst zuckte er kurz zusammen, doch als er merkte, dass ich ihn nur umarmen wollte, legte er ebenfalls seine Arme um mich und zog mich noch etwas fester an seine Brust.

„Wollen wir in Zukunft versuchen, mehr miteinander zu reden und nicht gleich zu urteilen?"

„Das klingt gut Jinnie." Ich drückte meinen Kopf an seine Brust und sog äußerst genießerisch seinen himmlischen Duft ein. Ein leises Kichern ertönte und dann spürte ich, wie mir mit einer Hand über die Haare gestrichen wurde. Es fühlte sich weich und warm an und augenblicklich entspannte ich mich noch mehr.

„Du bist süß Minnie."  

The Earl and the Prince | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt