4. Special: Gefährliches Spiel

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„Minho! Wo bist du? Wir sind in einer halben Stunde mit Yoon-woo verabredet. Sunoo habe ich schon mitgebracht!", schrie Soomi, als sie den gemeinschaftlichen Wohnraum unserer Unterkunft betrat.

Ich verdrehte kurz die Augen und schrieb noch das letzte Wort zu Ende, bevor ich den halb fertigen Brief betrachtete. Er war für meine Eltern und sollte ihnen berichten, wie es uns erging und wie die Ausbildung meiner Geschwister verlief. Ich konnte zwar mit Stolz sagen, dass wir in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht hatten, dennoch waren unsere Ziele hoch gesteckt und unsere Eltern würden nur das Beste von uns erwarten. Meine Schultern sanken ein wenig nach vorn und ich seufzte, bevor ich heftig zusammenzuckte, da Soomi die Tür zu meinem Zimmer aufriss.

„Hast du mich gehört Minho?!" Sie stand mit einer vorwurfsvollen Miene im Türrahmen und legte den Kopf schief, als sie mich am Schreibtisch vorfand.

„Du warst kaum zu überhören Schwester... Wahrscheinlich hat man dich noch in der nächsten Stadt vernommen", brummte ich und raffte die Papiere zu einem Stapel zusammen, bevor ich mich erhob und nun auch Sunoo erkannte, der hinter meiner Schwester stand und mir scheu zulächelte.

Sogleich schenkte ich ihm ein warmes Lächeln zurück und begrüßte ihn. „Hallo Sunoo. Hat dich meine Schwester mal wieder für ihre Botengänge angestiftet?" Kurz warf ich Soomi ein schelmisches Grinsen zu, dann glitt mein Blick zurück zu dem Jüngeren.

Seit unserem Kuss waren nun fast drei Tage vergangen und es herrschte glücklicherweise keine angespannte Stimmung zwischen uns. Wir hatten auf dem Heimweg nach dem Zwischenfall zwar nicht viel gesprochen, doch Seonwoo war wirklich niedlich gewesen. Ich hörte unser kurzes Gespräch quasi noch in meinem Kopf nachhallen.

Hyung? Bitte denke jetzt nicht, dass ich das so geplant habe. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist... Es tut mir leid, dass ich dich einfach so dazu gebracht habe, mich zu küssen. Du sollst dich zu nicht verpflichtet fühlen. Wir bleiben aber weiterhin Freunde oder? Und du wirst mich nicht für komisch halten?"

Sunoo. Atmen nicht vergessen. Erstmal, ich habe dich geküsst und es ist alles in Ordnung zwischen uns. Wir sind alt genug, um uns normal darüber zu unterhalten. Mach dir keine Sorgen, ich werde dich immer noch als den niedlichen, kleinen Jungen sehen, den ich kenne. Und stell es nicht so dar, als würde jetzt durch einen Kuss die Welt untergehen. Wir wollten es beide und warum sollten wir es dann nicht tun?"

Ähnlich wie jetzt hatte mich der Jüngere mit seinem vorsichtigen Lächeln angesehen und eifrig genickt.

„Ich will weiterhin mit dir befreundet sein... I-ich finde dich attraktiv und eigentlich sogar richtig heiß, aber-aber es ist in Ordnung, wenn das nur einmalig war. Ich-"

An dieser Stelle hatte ich ihn unterbrochen und gelacht. Aber nur, weil ich es unglaublich niedlich fand, wie er vor sich hin stammelte und versuchte, die richtigen Worte zu finden. Dabei schien es wie von selbst zu passieren, dass er mir die ganze Wahrheit sagte. 

„Du musst dich nicht dafür schämen. Wenn du mehr willst als einen Kuss, dann kannst du das sagen Sunoo."

„Also gut Hyung... Ich will mehr als einen Kuss."

Damit waren die Prioritäten geklärt und ich hatte den verlegenen, leicht überforderten Jungen zurück zu seiner Unterkunft gebracht. Dort hatte ich ihn noch ein letztes Mal sanft geküsst und ihm dann eine gute Nacht gewünscht. Sonst war nichts passiert und auch als ich ihn jetzt sah, fühlte ich mich nicht unwohl oder bereute das Geschehene. Er war noch immer ein guter Freund für mich und ich vertraute ihm.

The Earl and the Prince | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt