Augenblicklich ließ Minho von mir ab und schob meine Bekleidung wieder nach oben. Er kicherte und sah dabei zu, wie ich die Hose wieder schloss und wahrscheinlich knallrot im Gesicht war. Prüfend strich ich meine Kleidung glatt und versuchte, mein schnell schlagendes Herz zu beruhigen.
Zärtlich streichelte der Kronprinz über meine Wange und küsste mich auf die Lippen.
„Ja Felix, wir sind hier. Ihr könnt reinkommen." Seine Stimme klang souverän und deutete nicht im Ansatz darauf hin, dass wir bis vor wenigen Sekunden etwas höchst Unanständiges getan hatten.
Gleich nach seinen Worten schwang die Tür auf und Felix zog Changbin an der Hand mit sich ins Innere des Zimmers. Dann schloss er hinter sich ab und lief immer noch mit Binnie an der Hand zu uns.
„Warum hat das denn so lange gedauert Bruderherz? Du wirst dich doch wohl nicht am Arbeitsplatz an deinem Ehemann vergreifen oder?" Anzüglich lächelnd sah Felix zwischen mir und seinem Bruder hin und her und kicherte, als er meine roten Wangen näher in Augenschein genommen hatte.
„Wie ich sehe, habt ihr endlich miteinander gesprochen." Er wandte sich direkt an Minho und sah ihn forschend an. „Du siehst jetzt viel entspannter aus. Ich finde es gut, dass du zu deinen Gefühlen stehst. Dieses Versteckspiel hat uns alle viele Nerven gekostet."
Minho nickte lediglich und schenkte seinem jüngeren Bruder ein kleines, entschuldigendes Lächeln.
„Danke Felix. Du hast mir sehr geholfen, auch wenn ich es Sungie hätte selbst sagen müssen. Doch jetzt geht es mir wirklich besser, schließlich weiß Jisung nun, dass ich ihn liebe und alles für ihn tun würde."
Felix grinste zufrieden, wurde dann aber wieder ernst.
„Das ist schön Min... aber leider habe ich nicht ganz so tolle Neuigkeiten und sie betreffen uns alle... Du weißt, dass ich die letzten zwei Wochen versucht habe, Yoon-woo zu finden. Mein Informant hat mir vorhin berichtet, dass sich unser Feind nun hier in der Stadt aufhält. Offenbar hat unsere falsche Fährte, die wir gelegt haben, nicht lange genug vorgehalten." Felix sah entschuldigend zu seinem Bruder.
Ich selbst spürte förmlich, wie sich Minho neben mir anspannte, weshalb ich mich zu ihm drehte und beruhigend über seine Schulter strich. Er machte sich schon wieder Gedanken. Man sah förmlich die Unruhe und tiefe Sorge, die in ihm brodelte.
„Was meintest du genau mit falscher Fährte? Wieso ist er jetzt hier?" Ich blickte den blonden Prinzen vor mir fragend an und fuhr immer noch langsam über Minhos Arm.
„Meine Abwesenheit in den letzten Wochen, war zeitgleich ein Ablenkungsmanöver. Wir hatten neue Informationen zu seinem Aufenthaltsort. Also habe ich versucht, ihn aufzuscheuchen und hoffte, dass er mir bis zu meinem Onkel folgen würde, um ihn dort festnehmen zu können. Bei ihm habe ich die ganze Zeit verbracht und bin dann über Umwege wieder hierhergekommen. Mein Begleiter sollte meinen Doppelgänger spielen und hat die andere Richtung genommen. Doch offenbar hat er sich nicht täuschen lassen."
Bei diesen Worten schnaubte mein Prinz und ballte die Hand zur Faust. „Ich hätte es wissen müssen. Mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass wir ihn nicht von uns fernhalten können."
Felix wirkte ein wenig geknickt und sah zu Boden. „Tut mir leid. Ich habe wirklich gehofft, dass es funktionieren würde."
„Schon gut Lixie. Du kannst nichts dafür." Minhos Stimme war ungewöhnlich sanft und gefasst. „Das Wichtigste ist jetzt, Jisung und Changbin zu schützen. Die beiden jetzt noch wegzuschicken, wird nichts mehr nützen. Sicherlich würde er sie schnell aufspüren oder uns einfach folgen. Was heißt, dass wir sie in unserer Nähe behalten sollten." Er wandte sich von Felix zu mir und blickte mir tief in die Augen. „Du bliebst hier im Palast. Du bleibst immer in meiner Nähe, hast du verstanden."
Wie paralysiert nickte ich, doch hielt dann inne. „Minho, die Hochzeit von Seungmin und Hyunjin ist in vier Tagen."
Mir war bewusst, dass das Timing wirklich schlecht war und wir uns keiner unnötigen Gefahr aussetzen sollten. Doch die Hochzeit meiner beiden besten Freunde, würde ich sehr ungern verpassen wollen. Trotzdem kam ich mir in diesem Moment wirklich egoistisch vor. Deshalb murmelte ich die nächsten Worte ganz leise: „Ich wäre gern dabei. Sie brauchen meine Unterstützung."
Mein Prinz sog scharf die Luft ein und schien nach einer Lösung zu suchen. In seinen Augen erkannte ich den inneren Kampf und wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn beruhigen zu können. Gerade, als ich ihn wieder fest umarmen, um seine Angst ein klein wenig einzudämmen, kam mir Felix zu Hilfe.
„Sungie hat recht. Wir sollten auf die Hochzeit gehen. Es ist zwar ein Risiko, aber uns nicht dort blicken zu lassen, wäre sogar noch auffälliger. Das schaffen wir schon Min. Changbin und ich kommen mit und ich werde Jisung nicht von der Seite weichen, wenn es sein muss." Felix trat näher zu uns. In diesem Augenblick konnte man deutlich erkennen, dass er Minhos Bruder war. Seine Augen strahlten eine gewissen Ruhe und Souveränität aus, er ließ keinen Zweifel an seinen Worten zu. Auch Changbin nickte bekräftigend.
„Wir werden das gemeinsam schaffen Minho. Außerdem ist das eine Hochzeit, da kommt man nicht ohne eine Einladung hinein. Wir passen gut auf uns auf, niemand wird Jisung oder mir zu nahe kommen können, ohne, dass es einer von euch beiden merkt." Changbin hatte gesprochen und legte sein Kinn auf Felix Schulter ab.
„Ok. Ich finde ihr habt recht. Wir werden die Hochzeit besuchen, aber wir dürfen uns nichts anmerken lassen Jisung. Wenn er sieht, dass wir uns lieben... dass ich dich liebe, dann wird er nur umso schneller handeln." Der Kronprinz hatte nach meiner Hand gegriffen. Seine Augen sahen mich mitleidig und auch ein wenig ängstlich an. Doch ich nickte einfach und verstärkte den Druck um seine Finger.
Dieser Schritt war eine große Überwindung für ihn, das wusste ich. Ich würde seinem Wunsch entsprechen und mich unauffällig verhalten.
„Wenn du glaubst, dass es das Richtige ist, machen wir das so." Ich lehnte mich nach vorn, streckte mich ein wenig und verband unsere Lippen zu einem kurzen aber gefühlvollen Kuss, der uns ein wenig Mut schenken sollte.
„Gut, dann machen wir das so." Minho atmete einmal tief durch und blickte uns der Reihe nach entschlossen an. „Und jetzt sollten wir uns endlich etwas überlegen, wie wir Woo ein für alle Mal von uns fernhalten können."
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The Earl and the Prince | Minsung
FanfictionWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...