The Earl and the Prince | Minsung

Vorsicht oder rohe Gewalt?

Wir beeilten uns, zurück zum Schloss zu gelangen. Dennoch trafen wir erst kurz vor 22 Uhr dort ein und waren bis auf die Knochen durchnässt und froren schrecklich. Jedoch eilte ich mit den anderen beiden im Schlepptau umgehend zu Minhos Arbeitszimmer.

Sobald ich den Raum betrat, sahen alle Anwesenden zu mir auf.

Ich suchte sofort den Blick meines Bruders. „Wir haben ihn gefunden. Woo hat ihn, aber es scheint ihm gut zu gehen. Er hat mit ihm gesprochen."

Minho sprang auf. „Wo ist er?" Er wollte sich schon seinen Umhang schnappen und losstürmen, doch ich hielt ihn erneut auf.

„Warte! Zunächst brauchen wir einen Plan. Du wirst jetzt nicht kopflos losstürzen." Ich sah Minho eindringlich an und trat zu ihm, legte meine Hand auf seine Schulter und versuchte ihn zu beruhigen. „Er hat mindestens vier Wachen im Haus und vielleicht sind es sogar noch mehr, die wir nicht gesehen haben. Lass uns zuerst alles durchdenken, einen Plan erarbeiten, der sicher ist. Jisung hilft es nicht, wenn wir, bei dem Versuch ihn zu retten, scheitern. Mehr noch, wir würden ihn damit in noch größere Gefahr bringen. Wir haben nur diesen einen Versuch. Das weißt du so gut wie ich."

„Na schön, dann lass uns endlich anfangen." Hyunjin war zu uns getreten und sah auffordernd in die Runde. „Hat jemand eine Idee? Wollen wir ihn ablenken oder brauchen wir einen Köder?"

Kurz war es sehr leise und alle schienen sich Gedanken darüber zu machen, wie wir am besten handeln sollten. Welche Lösung, am vielversprechensten ist. Dann ergriff ich wieder das Wort.

„Wir sollten schnell und leise vorgehen. Am besten agieren wir parallel, um ihm keine Zeit zum Reagieren zu lassen. Wir dürfen ihn nicht vorwarnen. Also schaltet ein Teil von uns zuerst seine Söldner aus, so können uns diese nicht in die Quere kommen." Mein Blick schweifte über die Anwesenden und ich verschaffte mir einen Überblick über die strategisch cleverste Aufteilung unserer Kämpfer.

„Ich würde sagen, dass Chan, Changbin, Hyunjin und ich uns um seine Schergen kümmern. Für einen schnellen Überraschungsangriff im Haus, wären zu viele unserer Soldaten nur hinderlich. Wir sollten sie rund um das Gebäude positionieren, sodass niemand entwischen kann. Als Reserve wird Jeongin bei uns bleiben und eingreifen oder Hilfe holen, falls das nötig sein sollte. Seungmin, du gehst mit Minho. Lass ihn alleine gegen Yoon-woo kämpfen. Misch dich nicht ein, aber kümmere dich um Jisung und versuche ihn zu befreien, wenn du eine Gelegenheit dazu siehst."

Schon wieder legte sich diese gespenstische Ruhe über den Raum. Alle schienen meine Worte zu überdenken und schließlich nickte Chan.

„Das ist ein guter Plan. Wenn wir es schaffen, unbemerkt ins Haus zu gelangen, also ohne, dass uns jemand sieht, könnten wir sie vollkommen überraschen und womöglich einfacher besiegen. Am besten warten wir alle auf ein bestimmtes Signal und dann greifen wir ein. So kann uns niemand entkommen und wir bringen Jisung nicht in Gefahr."

Diesmal kam das zustimmende Nicken schneller und aus vielen Richtungen. Dann ergriff ich noch einmal das Wort und sah zu der hohen Standuhr, die mir verriet, dass es bald Mitternacht war. „Vermutlich wäre es sogar sinnvoll, mit unserem Angriff noch bis kurz vor dem Morgengrauen zu warten. So, wie ich die Wachen einschätze, werden sie die Nacht hindurch verstärkt Wache halten, irgendwann sind auch sie müde und wir können uns noch etwas ausruhen und sie in einem schwachen Moment überraschen."

Minho sah mich für einen Augenblick lang gequält an, dann schloss er ergeben die Augen und öffnete sie wieder.

„Ich hasse es, dass du recht hast." Dann straffte er seine Schultern und sah in die Runde. „Wir werden es genau so machen. Ruht euch jetzt noch ein wenig aus, wir werden all unsere Kraft und unser Geschick benötigen, um Yoon-woo zu besiegen." Seine Augen funkelten plötzlich im dämmrigen Licht auf. „Er ist ein ernstzunehmender Gegner. Lasst euch nicht von ihm oder seinen Männern täuschen."