Jeongins Pov:
Alles in mir kribbelte, wirklich alles. Ich spürte die Hand, die meine Finger sanft umschlossen hielt und mir den wunderschönen Ring überstreifte. Es fühlte sich an, als würde der Ring genau dahin gehören, an meinen Finger und das für immer. Zaghaft blickte hinauf in Chans Gesicht und sah das breite, glückliche Lächeln des Blonden. Dann verschränkte er unsere Hände miteinander und hob sie an. Der daraufhin ausbrechende Jubel, ließ mich ein wenig erröten. Ich konnte immer noch nicht ganz fassen, dass das gerade wirklich geschah. Den Mann, den ich seit unserer ersten Begegnung als unglaublich gutaussehend und sympathisch empfunden hatte, würde nun bald zu mir gehören. Ich würde ihn heiraten und mit ihm mein ganzes Leben verbringen können. Es fühlte sich zwar noch ein wenig surreal an, doch die Jubelrufe, der Applaus und vor allem Chans Lächeln, bestätigte mir, dass all das gerade wirklich passierte.
Dann ließ er unsere, immer noch fest verbundenen Hände wieder sinken und löste seine Finger aus meiner Umklammerung. Stattdessen zog er mich an sich und kam meinem Gesicht immer näher.
Mein Atem stockte, mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ich starrte gebannt auf seine immer näher kommenden Lippen. Sie sahen so weich und voluminös aus, so als würde ein Kuss von diesen Lippen so seidig wie Samt, so süß wie Honig und so hinreißend wie ein Fluss nach einem Sturm sein.
Und dann fühlte ich sie. Ganz hauchzart berührten sie meine Lippen und eine angenehme Wärme breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Berauscht von meinen eigenen Empfindungen, fielen meine Augen zu und ich lehnte mich näher zu Chan. Erwiderte ganz zaghaft seinen Kuss und konnte noch immer nicht glauben, wie gut sich das anfühlte. Am liebsten würde ich für den Rest meines Lebens genauso stehen bleiben und ihn küssen.
Doch dann erinnerte ich mich, dass wir hier von einer Menschenmenge umgeben waren und löste mich langsam von ihm, sah zu ihm auf und konnte in seinen Augen die Liebe und Zuneigung erkennen.
Ich strahlte wahrscheinlich ebenfalls über das ganze Gesicht und nahm die Glückwünsche meines Vaters und des Königs entgegen. Schnell verschränkte ich meine Hand wieder mit der des Blonden und zog ihn ein wenig zurück. An ihn gelehnt stand ich da und verfolgte ein wenig verwirrt, wie der Kronprinz zu seinem Vater trat und dann auch Jisung nach vorn gewunken wurde.
Mit klappte wortwörtlich der Mund auf. Mein Bruder würde den Prinzen heiraten? War es dass, was Vater in den letzten Tagen gemeint hatte, als er darüber sprach, dass er Sungies Ehe arrangieren würde? Oh nein, das könnte wirklich Probleme geben. Ich hatte in letzte Zeit häufig das Gefühl, dass mein Bruder ziemlich neben der Spur war. So oft, wie er alleine in seinem Zimmer saß oder sich hinter seinen Büchern verschanzte, musste etwas passiert sein. Irgendein komisches Gefühl sagte mir, dass Minho der Grund für Jisungs Veränderung war. Seit wir ihm das erste Mal begegnet waren, war mein Bruder nicht mehr er selbst.
Ich fokussierte die Szene vor mir. Mein älterer Bruder starrte den hübschen Prinzen mit geweiteten Augen an und hob dann langsam die Hand. Sein Gegenüber schob einen wirklich wunderschönen Diamantring über seinen Finger und verschränkte dann ihre Hände miteinander. Bis hierher konnte ich die Spannung spüren, die zwischen den beiden knisterte. Neugierig betrachtete ich Jisung und Minho. Es wirkte beinahe so, als würden kleine Funken um sie herum sprühen, die sich in kleinen Blitzen entluden und die Anspannung und Magie des Moments zum Ausdruck bringen sollten.
Was war das nur? Was passierte zwischen den beiden? Das sollte ich dringend herausfinden. Ein wenig Halt suchend schmiegte ich mich gegen Chan.
„Findest du auch, dass sie gut zusammenpassen?", wisperte der Blonde plötzlich in mein Ohr und ich zögerte einen Moment, dann nickte ich.
„Ja, aber ich habe die Befürchtung, dass diese Ehe ein Desaster wird, wenn die zwei weiterhin so merkwürdig miteinander umgehen."
„Stimmt. Es wirkt, als wüssten sie nicht, wie sie den anderen sehen sollen. Als wären sie Fremde."
„Ich werde mit Jisung darüber sprechen."
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Eine Stunde später, stand ich gemeinsam mit meinem zukünftigen Ehemann inmitten des großen Ballsaals und unterhielt mich mit dessen Eltern. Seine Mutter und auch sein Vater waren wirklich sehr nett und lachten viel. Allgemein hatte Channies Familie ein sehr sonniges Gemüt, was ich als überaus angenehm empfand. Gerade traten auch meine Eltern zu uns und verwickelten die Bangs in ein Gespräch.
„Also Sanhyuk, für welches Datum sollen wir die Hochzeit von Chan und Jeongin ansetzen? Hat der König bereits die Feier für den Kronprinzen geplant oder gibt es noch keinen Termin?"
„Ich habe soeben mit ihm die letzten Formalitäten geklärt. Minhos und Jisungs Hochzeit wird nächsten Samstag stattfinden. Wieso sollte man sich mehr Zeit lassen als nötig."
Unruhig wanderte mein Blick über die Gäste, suchte meinen Bruder, bis ich ihn mit Felix und Changbin an der Bar sah. Mit leicht zusammengekniffenen Augen versuchte ich zu erkennen, was er tat. Sungie stellte gerade sein Glas ab, sprach kurz mit Felix und bahnte sich dann einen Weg durch die vielen Gäste. Irgendwie konnte ich mir denken, wohin Jisung verschwinden würde. Seine Haltung war ein wenig kraftlos und ich war mir sicher, er würde seinen liebsten Zufluchtsort wählen, um den vielen Menschen und dem Trubel zu entfliehen. Mein Blick verfolgte ihn, bis die hohe Tür, die zum Westflügel führte, zufiel.
„Ich würde die Hochzeit unserer Söhne für den Samstag eine Woche später festlegen, dann haben wir ausreichend Zeit, alles zu besprechen und zu planen." Mein Vater hatte offenbar schon alles bedacht und mein Herz schlug schneller, als ich daran dachte, dass ich in etwas mehr als zwei Wochen heiraten würde.
„Innie, kommst du mal mit?" Ein strahlendes Gesicht mit niedlichen Grübchen und blonde Haare tauchten direkt vor meiner Nase auf und ich kicherte leise.
„Klar Channie, wohin willst du denn?"
Doch der Ältere zog mich einfach mit. Er hatte meine Hand ergriffen und lenkte mich zielstrebig zu einer der Türen, die hinaus auf die angrenzende Terrasse führten.
Draußen angekommen, schlug mir eine angenehme Kühle entgegen und ich atmete tief durch. Im Saal war es wirklich extrem warm gewesen und die leichte Briese war mehr als erfrischend. Ich trat an die Marmorbrüstung der Terrasse und blickte hinauf in den Himmel. Überall funkelten die Sterne und erleuchteten das Dunkel der Nacht. Dann spürte ich, wie sich Chan von hinten an mich lehnte und seine Arme um mich schlang.
„Ich bin so glücklich", hauchte er mir ins Ohr und drückte mich ein wenig fester. Schon wieder musste ich lächeln und schmiegte meine Wange an seine.
„Genauso wie ich."
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The Earl and the Prince | Minsung
FanfictionWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...