Felix Pov:
Ich hatte tatsächlich allein nach Jisung suchen wollen, denn davon versprach ich mir die besten Chancen unentdeckt zu bleiben. Doch Jeongin hatte darauf bestanden, mich zu begleiten. Er fühlte sich noch immer mitverantwortlich und wollte nun helfen wo er nur konnte. Er hatte mich mit seinen flehenden, traurigen Augen angesehen und mir verkündet, dass er mir helfen wolle, dass er nicht weiter tatenlos zusehen konnte und lieber handeln wollte. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit, was er gerade verspüren musste, kannte ich nur zu gut, deshalb hatte ich ihm schließlich erlaubt, mitzukommen.Gerade standen wir in einer Nebenstraße, unweit der Lagerhallen und zogen uns die Kapuzen noch etwas tiefer ins Gesicht. Der Regen prasselte unnachgiebig auf uns herab und trotz der Umhänge und der wärmenden Kleidung darunter, begann die Kälte und Nässe langsam vorzudringen. Wir zitterten leicht, da uns die unangenehmen Temperaturen doch mehr zusetzten, als wir es für möglich gehalten hätten. Ich zog ihn näher zu mir, sah vorsichtig auf das Lager schräg gegenüber und gab ihm dann die letzten Anweisungen.
„Also, egal was passiert, du bleibst nahe bei mir. Du machst keine Alleingänge und wir versuchen Jisung auch nicht kopflos zu befreien. Hast du verstanden?"
Er nickte entschlossen. „Ja Felix."
„Gut, dann werden wir jetzt anfangen. Das da, ist die erste Lagerhalle, aber es gibt noch drei weitere, die laut Chan und Changbin in Frage kommen. Wir werden alle systematisch durchsuchen. Wenn dir etwas auffällt, sag es mir." Dann atmete ich noch einmal tief durch. Zeigen wollte ich es zwar nicht, aber ich war mindestens genauso aufgeregt und angespannt wie Jeongin.
Langsam und vorsichtig schlichen wir über die Straße, dann zu einem der kaputten Fenster, um in das Innere des Gebäudes blicken zu können. Der Regen schien noch stärker zu werden und schnell zog ich Jisungs Bruder mit mir, um dann einfach durch eines der Fenster in den Innenraum zu gelangen. Irgendwie sah alles so trostlos und kahl aus. Der Boden war schmutzig, von den Wänden blätterte die weiße Kalktünchung ab und es standen nur einige leere und halb zusammengefallene Regale herum.
Das war also die andere Seite einer blühenden Handelsstadt. Verlassene Gebäude, die langsam aber sicher verfielen und nicht mehr benötigt wurden.
Ich zog Jeongin mit mir und gemeinsam durchsuchten wir die große Halle und die kleineren Nebenräume. Das Erdgeschoss war vollkommen leer, vereinzelt lagen noch Holzbretter oder kleinere Kisten herum, sonst war hier nichts mehr. Auch der Keller und die zweite Etage waren verlassen.
In mir machte sich eine bedrückende Unruhe breit. Eine Stimme in mir, flüsterte mir immer wieder zu, dass ich mich beeilen sollte. Dass es vielleicht schon zu spät war und dass ich doch sowieso keine Chance hatte. Doch ich schluckte tapfer und versuchte die Gedanken abzuschütteln. Sie würden mir jetzt nicht weiterhelfen. Ich musste fokussiert und aufmerksam bleiben und ich durfte unter keinen Umständen den Mut verlieren.
Dennoch war dies einfacher gesagt als getan, denn auch in den anderen Lagerhallen, die wir durchsuchten, fanden wir rein gar nichts. Alles war erschreckend leer und verlassen. Unweigerlich stieg in mir der böse Verdacht auf, wir könnten uns geirrt haben.
Was war dann? Was sollten wir tun, wenn unsere Suche erfolglos blieb? Hatten wir überhaupt einen Plan B?
Ich wusste nur Eines. Wir mussten Jisung so schnell wie möglich finden, das war jetzt das Wichtigste. Ich durfte jetzt nicht einfach so aufgeben, während mein Schwager gerade in Lebensgefahr schwebte und wahrscheinlich schreckliche Angst hatte.
Mit großen Schritten durchquerte ich die letzte große Lagerhalle und öffnete die Tür, an der rechten Seite. Doch auch der Raum dahinter, lag still und verlassen vor mir. Schien mich mit seiner gähnenden Leere zu verspotten und meine innere Beklemmung wuchs nur noch weiter. Als ich mich nach Jeongin umdrehte, erkannte ich in seinen Augen ebenfalls die nagende Erkenntnis, dass sein Bruder nicht hier war, dass wir erneut versagt hatten und unsere Suche mehr als erfolglos war. Wir hatten keinen Anhaltspunkt, keinen roten Faden, der uns den Weg weisen konnte und keine rettende Idee.
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The Earl and the Prince | Minsung
FanficWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...