Die Macht des Vertrauens

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Felix Pov:

Heute ist es soweit. Heute ist der Tag, auf den ich so lange gewartet habe und den ich mir beinahe herbeigesehnt hatte und genau jetzt, in diesem Augenblick, war ich so nervös wie sonst selten.

All die Glücksgefühle, all die Liebe und Zuneigung zu Changbin schien in einer nicht enden wollenden Flut auf mich einzuprasseln und mich förmlich zu überschwemmen. Als würde sie meine Empfindungen verstärken und mich klarer sehen lassen. Als wäre all mein Handeln und Denken, eigentlich mein ganzes Leben auf diesen Tag ausgerichtet. Den Tag, der mir mein größtes Glück schenken würde, mich endlich vollkommen machen würde.

Changbin. Ich wollte diesen Jungen heiraten, ich wollte ihn so sehr, wie sonst keinen Menschen auf dieser Welt. Dennoch waren es vor allem diese vielen positiven Gedanken und Eindrücke, die mir eine unglaubliche Nervosität bescherten.

Ging es ihm genauso? Spürte er momentan auch diese Unsicherheit und diese Aufregung? Ich machte mir enorme Sorgen darüber, dass dieser Tag durch irgendeinen Umstand nicht perfekt werden würde. Dass es etwas geben würde, was ich nicht bedacht hatte oder was möglicherweise Komplikationen hervorrufen könnte. War mir oder jemand anderem bei all den Vorbereitungen vielleicht ein Fehler unterlaufen?

Ich war kurz davor, mir durch die bereits perfekt frisierten Haare zu fahren und sie damit wahrscheinlich zu ruinieren. Aber ich stoppte noch rechtzeitig und seufzte leise.

Nicht durchdrehen Felix. Du schaffst das. Es ist nur eine Hochzeit. Es ist deine Hochzeit. Mit Changbin.

Tief holte ich Luft und sah genau in dem Moment in den Spiegel, als mein Bruder die Tür öffnete und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu mir trat.

„Na Bruderherz, bist du bereit, deinem Liebsten auf ewig zu dienen und ihn auf Händen zu tragen?", witzelte Minho und trat schräg hinter mich, um seine Augen einmal anerkennend über mein Erscheinungsbild wandern zu lassen. Dann strich er mir sanft über die Schulter und lächelte so beruhigend, dass ich mich augenblicklich ein wenig entspannte. „Changbin wird dir zu Füßen liegen." Kommentierte er mein Outfit und ich blickte selbst noch einmal auf die glasige Oberfläche, die meinen Anblick reflektierte.

Der Tradition entsprechend, trug ich eine enge, schwarze Hose mit hochgeschnürten schwarzen Stiefeln, das reinweiße Hemd und den purpurnen Umhang, der klar und deutlich hervorhob, dass ich zur Königsfamilie gehörte. Zwar war mein Umhang nicht so lang und so kunstvoll mit goldenen Mustern versehen, wie der, den Minho auf seiner Hochzeit getragen hatte, aber da er nun mal der Kronprinz war, störte mich dieser Unterschied nicht im Geringsten.

Gerade stand mein Bruder in einem mitternachtsblauen, fast schon schlichten Anzug vor mir und lächelte noch immer wissend vor sich hin.

„Wo hast du denn diesen wunderschönen Anzug her Minho? Sonst bist du doch eigentlich der Typ für den eleganten, extravaganten Auftritt. Oder meinst du, bei der Hochzeit deines Bruders musst du dich nicht so provokativ und exzentrisch präsentieren?" Versuchte ich mich selbst mit einer kleinen Neckerei abzulenken.

Der Ältere schüttelte amüsiert schnaubend den Kopf. „Ich will dir doch nicht die Schau stehlen Brüderchen." Er kicherte und sah dann an sich herab, strich andächtig über den matten, weichen Stoff. „Dieses Dunkelblau ist die Erkennungsfarbe von Jisungs Familie. Ich wollte ihm eine kleine Freude machen und ihm meine Liebe und Ehrerbietung zeigen. Er sieht immer so toll aus, wenn er blau trägt und ich dachte, es würde mir auch stehen."

Ich nickte lächelnd und war irgendwie gerührt von seinen Absichten und da meine Gefühle sowieso schon alle in mir durcheinanderwirbelten, drehte ich mich zu ihm um und schlang meine Arme fest um seine Brust.

The Earl and the Prince | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt