Die Sünde und das Gift

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TW: explizite Erwähnung körperlicher und seelischer Gewalt, Andeutung sexualisierter Gewalt, Blut

Für einige Sekunden war es still. So still, dass ich meinen eigenen rasenden Puls hörte und meinen zitternden Atem. Gleichzeitig konnte ich durch die Tränenschleier das Gesicht meines Gegenüber sehen. Der Mund verzog sich zu einem Lächeln, das langsam zu einem hämischen Grinsen wurde.

„Oh, ich liebe es, wenn alles nach Plan läuft." Lachend lehnte sich Yoon-woo auf dem Stuhl zurück. Klatschte begeistert auf seinen Oberschenkel und beugte sich dann erneut nach vorn.

„Weiß er es schon?" Ein fieses Kichern folgte. „Bestimmt nicht. Wahrscheinlich hast du Angst, wie geschockt er wäre."

Ich schluchzte einfach nur und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ein Zittern erfasste meinen Körper und mir fiel es schwer, mich irgendwie zu beruhigen. Er hatte recht, ich hatte es Minho nicht gesagt. Zu groß war meine Sorge gewesen, er würde unser geplantes Manöver abblasen und mich nicht mehr vor die Tür lassen. Selbst dann, wäre er wahrscheinlich außer sich vor Sorge, dass er meine Sicherheit so leichtsinnig aufs Spiel gesetzt hat und das nur, weil er sich dieses eine Mal nicht hatte beherrschen können.

Plötzlich wurden meine Hände vom Gesicht gerissen und mein Kopf nach oben gedrückt.

„Antworte." Immer noch vom Weinen geschüttelt, schaffte ich es einfach nicht, ihm eine Antwort zu geben. Erneut traf seine Hand meine Wange und ich wimmerte auf.

„N-nein." Brachte ich mühsam hervor und wollte einfach nur noch weg, weg von allem. Weg von diesem Ort. Ich wollte zu Minho und mit ihm kuscheln. Mich an ihn drücken und seiner leisen, beruhigenden Stimme lauschen.

„Gut, sehr gut. Das sind doch wunderbare Voraussetzungen für unser kleines Theaterstück. Diese Inszenierung wird noch viel glanzvoller und prächtiger, als die Erste." Die Euphorie und das Lechzen nach Horror, war deutlich aus Yoon-woos Stimme zu hören.

Langsam schwand meine Kraft und ich atmete nur noch zittrig ein und aus. Ich fühlte mich vollkommen leer, verwundbar und machtlos.

„Wir zu zweit werden deinen Liebsten in eine Falle locken. Naja, eigentlich wird er mit erhobenem Haupt und dem Wissen, dass er verloren hat, kommen. Schließlich will ich, dass er das Schauspiel nicht verpasst. Schon wieder werde ich ihm seinen wichtigsten Menschen entreißen und zusehen, wie er leidet. Sein wiederholtes Versagen wird ihn diesmal brechen und dann werde ich auch seinen kleinen, nervigen Bruder soweit haben."

Stumm saß ich da, hatte eine Hand noch immer in mein Bein gekrallt und hielt den anderen Arm ganz still, da ich die Wunde nicht weiter belasten wollte.

„Sieh mich an."

Stumpf blickte ich zu ihm auf. Es hatte keinen Sinn, ihm nicht zu gehorchen. Es war sowieso sinnlos. In mir herrschte gerade nur noch eine gespenstische Leere.

„Ach, ich finde unsere Unterhaltung hier sehr angenehm. Ich denke, ich werde dir noch ein bisschen von mir erzählen."

Bitte nicht.

„Bestimmt weißt du ja schon, dass ich mit deinem kleinen Prinzen zusammen die Welt bereist habe und mit ihm gemeinsam alles gelernt habe, was ich heute kann. Naja, mehr oder weniger. Ich wusste so gut wie alles von Minho und er fast alles von mir. Doch als dieser stolze Prinz erfahren hat, dass ich ein sehr lukratives Nebengeschäft habe, hat er alles hinterfragt. Ich kann mich an den Tag erinnern, als er mich anflehte aufzuhören. Er sagte, ich hätte das nicht nötig, ich könnte bei ihm ein ganz neues Leben anfangen und meine Fehler hinter mir lassen. Meine Fehler." Er lachte schon wieder, es klang kalt und so falsch. „Er hat unsere gesamte Freundschaft wegen solch einer Kleinigkeit weggeworfen und mich verraten, als ich ihm sagte, dass ich weitermachen werde. Aber nicht nur das, er musste ja unbedingt auch noch mein Geschäft ruinieren, alles zerstören, was ich mir aufgebaut habe. Ich fand es nur fair, ihm auch alles wegzunehmen. Angefangen bei Soomi."

The Earl and the Prince | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt