Felix Pov:
Heute war es beinahe unerträglich warm. Selbst der Schatten der Bäume bot keine richtige Abkühlung mehr. Ich war gemeinsam mit Changbin am Fluss entlanggeritten und wir hatten unsere Füße im Wasser gekühlt, hatten geredet, gelacht und einfach unsere Freiheit genossen. Und immer wieder aufs Neue, war ich überwältigt von meinem Glück.
Der Junge vor mir war ein Geschenk des Himmels, er ließ mich meine Sorgen und Ängste vergessen. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte. Bei ihm konnte ich mich fallenlassen. Bei ihm konnte ich, ich selbst sein. Er verlangte nicht von mir, stark zu sein oder meinem hohen Stand und meiner königlichen Abstammung gerecht zu werden. Unsere Liebe basierte auf Zuneigung und Vertrauen und nicht auf unserem Status.
Ich war wirklich gerne Prinz. Dennoch war ich mehr als froh, dass Minho der Erstgeborene war und nicht ich. Die Verantwortung, ein ganzes Königreich zu regieren und alle Sorgen und Risiken auf seinen Schultern tragen zu müssen, schien für mich dann doch eine zu schwierige Aufgabe darzustellen. Mein Bruder allerdings, begann seit seiner Versöhnung mit Jisung regelrecht in seinen Pflichten aufzugehen. Ähnlich wie vor der ganzen Tragödie stürzte er sich mit Feuereifer in die Arbeit und schien endlich wieder bei klarem Verstand. Jisung wirkte auf ihn, wie die Sonne nach einem Gewitter. Allein seine Anwesenheit gab meinem Bruder wahnsinnig viel Energie und Lebensfreude zurück.
Gerade saßen ich und Changbin am Flussufer und blickten hinauf in den azurblauen Himmel. Die stille Verbundenheit zwischen uns entspannte mich unglaublich.
„Changbin. Ich liebe dich." Ohne meinen Blick vom blauen Himmel abzuwenden, griff ich nach seiner Hand und umfasste schließlich seine Finger.
„Ich dich auch mein Prinz." Binnies Stimme klang tief und ruhig. Ruhig, wie immer. Genau diese Ausgeglichenheit und grenzenlose Gelassenheit schätzte ich an ihm. Egal wie hektisch es um mich wurde, allein der Gedanke an ihn, brachte mich zum Durchatmen. Durch ihn wusste ich, wofür ich kämpfte, wofür ich mich einsetzte. Ich würde wirklich alles tun, um diesen Jungen zu beschützen, um ihn für immer an meiner Seite zu haben.
„Du bist das Wertvollste, dass ich habe. Dich werde ich nie wieder hergeben." Mit diesen Worten hatte ich mich schwungvoll zu ihm umgedreht und sah ihm nun direkt in die Augen. Auf einmal war er mir so nahe und meine Augen weiteten sich leicht, als ich merkt, dass sich unsere Lippen schon beinahe berührten. Seine klugen, braunen Augen starrten zurück und in ihnen lag so viel Bewunderung und Liebe, dass ich mich in ihnen verlor.
Am Ende überbrückte der Schwarzhaarige den kleinen Abstand und drückt seine Lippen auf meine. Ganz zärtlich bewegte er seinen Mund und verschränkte unsere Finger miteinander. Berauscht schloss ich die Augen und schmiegte mich noch ein wenig enger an ihn.
Genau diese Momente der Liebe wollte ich für den Rest meines Leben mit ihm teilen.
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Eine gute Stunde und viele Küsse später, entschieden wir uns dazu, zurückzureiten. Im Endeffekt hatten wir den ganzen Tag am Fluss vertrödelt. Aber es hatte sich mehr als gelohnt. Es war ein großartiger Tag gewesen und ich hatte die Zeit mit meinem Binnie so sehr genossen, dass ich am liebsten einfach dort in der grünen Wiese liegengeblieben wäre. Doch die Sonne und die andauernde Hitze, zwang uns schlussendlich dazu, den Heimweg anzutreten.
Gemächlich ritt ich neben Changbin her und bewunderte ihn stumm von der Seite. Selbst beim Reiten sah dieser Junge perfekt aus. Seine muskulösen Oberarme und die durchtrainierte Figur und nicht zuletzt seine dunkle Kleidung, die nahezu mit seinem pechschwarzen Pferd zu verschmelzen schien.
Endlich erreichten wir das Schloss, trabten in den Innenhof bis zu den Stallungen und dem kleinen See auf der südlichen Seite. Dort erblickte ich auch meinen Bruder, der gerade auf der untersten Stufe des Pavillon saß und eine Hand zum Wasser des kleinen Sees ausstreckte. Als er uns bemerkte, hob er die Hand und winkte lächelnd zu uns herüber.
Wir saßen ab, überließen die Pferde zwei Stallknechten und gingen hinüber zu meinem Bruder.
„Ist Jisung noch bei seinen Eltern?"
„Ja, er ist noch dort. Aber ich schicke in einer Viertelstunde die Wachen los, um ihn abzuholen." Minho war noch immer vertieft darin, seine Hand behutsam durch das kühle Wasser gleiten zu lassen und beobachtete gespannt die kleinen Wellen, die dabei entstanden.
„Alles klar, wenn du willst, kann ich auch mitreiten. Ich wollte sowieso nochmal mit ihm reden." Bot ich an und setzte mich neben meinen Bruder.
„Danke Lixie. Hoffentlich hatte er einen schönen Tag bei seinen Eltern."
„Bestimmt Hyung. Warum denn auch nicht?" Ich sah kurz zu Changbin, dieser blickte ebenfalls neugierig zu Minho.
„Ich weiß nicht. Ich habe ein komisches Gefühl... so als wäre etwas nicht in Ordnung." Etwas an seinen Worten ließ mich meinen Körper anspannen, trotz der Hitze fröstelte ich plötzlich und ich krallte meine Finger in den glatten Marmor der Treppenstufe.
„Keine Sorge Minho. Er ist sicher. Du beschützt ihn gut." Changbin trat ein wenig näher und strich dem, immer noch ins Wasser Sehenden über die Schulter.
Dieser nickte einfach und seufzte. „Vermutlich hast du recht. Ich bin einfach übervorsichtig." Dann erhob er sich und wischte sich die Hände an der Hose ab. Er blickte hinauf in die Sonne und lief mit langen Schritten auf die Stallungen zu. Ich verharrte weiterhin in meiner sitzenden Position und sah ihm nach. Verfolgte seine eleganten Schritte und versuchte, mit einem tiefen Ein- und Ausatmen, diese innere Unruhe loszuwerden.
Es ist alles in Ordnung Felix. Es besteht absolut kein Grund dazu, sich Sorgen zu machen.
Wie aus dem Nichts preschte ein Reiter in halsbrecherischem Tempo durch das Tor. Genau auf meinen Bruder zu. Der Araber bremste erst knapp vor ihm und den Junge, der von dem Pferd sprang und auf meinen Bruder zueilte, erkannte ich nun endlich als Jeongin. Sofort flutete ein beklemmendes Gefühl meinen Körper und ich beobachtete gebannt, die sich mir bietende Szene.
Jisungs Bruder stand direkt vor Minho und redete kurz auf ihn ein, dabei gestikulierte er wild und fuhr sich aufgeregt durchs Haar.
Dann musste ich mit ansehen, wie mein Bruder jegliche Haltung verlor. Wie in Zeitlupe sackte er nach vorn und landete hart auf seinen Knien. Er hob nach einigen Sekunden den Kopf und selbst von hier aus konnte ich den Schmerz und die Verzweiflung erkennen.
In diesem Augenblick sprang ich auf und sprintete los. Verdammt, was war nur geschehen? Jisung! Was ist passiert?
Endlich war ich bei den beiden angelangt. Ohne auf den Schmerz zu achten, warf ich mich neben meinen Bruder und schloss ihn in die Arme. Nun sah ich die Tränen, die unaufhörlich seine Wangen hinabrannen. Wie kleine Sturzbäche flossen sie aus seinen Augen. Ich versuchte, ihm in die Augen zu sehen und zuckte zurück. Den gebrochenen Blick kannte ich.
Soomi. Nur damals hatte ich ihn so hilflos und besiegt gesehen.
„Was ist passiert?" Panisch blickte ich meinen Bruder an. Als dieser nicht antwortete, blickte ich zu Jeongin. Doch auch dieser war in Tränen aufgelöst und schluchzte nur noch vor sich hin. Ich drehte mich wieder zu meinem Bruder und schüttelte ihn leicht und mit wachsender Panik.
„Verdammt Minho! Sag mir, was passiert ist."
„Er hat ihn."
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The Earl and the Prince | Minsung
FanficWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...