„Mein Sohn? Bist du da?" Minho biss sich hart auf die Lippe und knurrte frustriert. Dann wandte er sich zur Tür und bedachte diese mit einem strafenden Blick.
„Ja, ich bin da Vater."
In Windeseile war ich vom Tisch geklettert und hatte die Knöpfe wieder geschlossen. "Du kannst hereinkommen."
Jong-suk öffnete die Tür und trat nun in das Arbeitszimmer seines Sohnes. Zunächst musterte er Minho eingehend und schien dann auch mich zu erkennen. Da ich einen Schritt zurücktrat und versuchte so zu tun, als wäre nichts passiert, als hätten ich und sein Sohn nicht gerade heftig rumgeknutscht.
„Jisung du bist ja auch da. Gut gut, dann kann mir hoffentlich einer von euch ein paar meiner Fragen beantworten."
Ich stand neben meinem Mann und hoffte, dass man meine roten Wangen nicht allzu deutlich sah. Verwirrt blickte ich den König an. Was meinte er denn damit? Was für Antworten brauchte er denn von Minho und mir?
Der König trat noch ein paar Schritte auf uns zu und fixierte den Kronprinzen mit einem eindringlichen Blick.
„Also Lee Minho, was hat das Ganze hier zu bedeuten? Ich bin zwar schwer beschäftigt, doch einer meiner Diener hat mir berichtet, dass du mehr als dreißig meiner Soldaten für eine geheime Mission trainierst. Er hat sogar einige der Soldaten befragt, doch diese konnten ihm genauso wenig Auskunft darüber geben, was du planst. Außerdem ist mir selbst aufgefallen, dass ihr so gut wie jeden Tag mit Felix und Changbin trainiert. Was soll das? Ich hätte dafür gerne eine logische Erklärung."
Erwartungsvoll aber auch ziemlich streng sah er seinen Sohn an. Mein Prinz hatte sich bei den Worten versteift und schien nicht ganz zu wissen, was er sagen sollte.
„Was ist los Minho? Du weißt, dass du mit Problemen immer zu mir kommen kannst und keine Ausreden. Wenn du so einen Aufwand betreibst, um es geheim zu halten, dann ist es ernst."
Jetzt war er also gekommen...Der Moment der Wahrheit.
Behutsam trat ich wieder ganz dicht neben meinen Liebsten, drehte mich zu ihm und strich sanft über seine Wange. „Ich denke, das ist der richtige Zeitpunkt ihm die Wahrheit zu sagen." Ich hatte so leise gesprochen, dass nur er mich gehört hatte. Sein Blick suchte den meinen, seine Hand legte sich über meine und er schmiegte sein Gesicht für einen kurzen Augenblick in die Handfläche auf seiner Wange. Seine Augen verrieten mir, dass er sich davor fürchtete, seinem Vater seine Geschichte zu erzählen. Doch dann schlossen sich seine Augen und als er sie wieder aufschlug, konnte ich die Entschlossenheit und Akzeptanz in ihnen erkennen.
Dankbar lächelte er und verschränkte unsere Finger miteinander. Er drehte sich wieder zu unserem König.
„Am besten setzen wir uns. Das wird eine längere Erklärung."
Der ältere Mann nickte zustimmend und ließ sich dann auf einem der gemütlichen Sessel nieder.
Auch ich beeilte mich und setzte mich, direkt neben Minho, auf die etwas größere Couch. Rutschte näher zu ihm und wie automatisch griff er wieder nach meiner Hand, sodass ich ihm Beistand leisten konnte.
Ich fühlte seine Anspannung und die Sorge nur allzu deutlich und zog mit meinem Daumen kleine Kreise auf seinem Handrücken.
Er atmete noch einmal tief durch und blickte dann zu seinem Vater und König.
„Soomi, sie war nicht krank. Sie wurde vergiftet."
Kurz war es so still im Raum, dass ich sogar meinen eigenen Herzschlag als störend laut empfand.
Mit wachsender Sorge betrachtete ich die Mimik des Königs, der von einer Sekunde auf die nächste sehr blass geworden war und nun ungläubig seinen Sohn ansah.
"Wie- wie meinst du das?"Mein Prinz sog scharf die Luft ein. Dann begann er zu erzählen.
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Noch immer saßen wir auf der weichen Couch. Minhos Hand hatte sich so fest um meine Finger geschlossen, dass es ein bisschen wehtat, doch solange ich ihm Halt geben konnte, würde ich das in Kauf nehmen.
„Ich konnte es dir nicht früher sagen Vater. Eigentlich wollte ich es dir gar nicht sagen. Denn allein ich bin dafür verantwortlich. Meine eigene Dummheit hat meine Schwester in den Tod gestürzt." Die Stimme meines Prinzen war immer leiser geworden und er hatte den Kopf gesenkt, um Jong-suk nicht ansehen zu müssen.
„Nein, das stimmt nicht mein Sohn. Du hast versucht, das Richtige zu tun. Du hast selbstlos handeln wollen und hast damit vermutlich vielen Sklaven das Leben gerettet, ihnen eine Zukunft ermöglicht. Du trägst keine Schuld an dem Tod deiner Schwester, hörst du. Allein ihr Mörder muss sich für das, was er getan hat, verantworten."
Der König vor uns, fuhr sich durch die bereits zerzausten Haare. Gerade sah er um Jahre älter aus und wirkte ziemlich fertig mit der Welt. Zwar hatte er nicht geweint, doch seine Augen wirkten leer und seine Haltung hatte an Eleganz und Kraft verloren.„Von mir wirst du jede Unterstützung bekommen, die du benötigst Minho. Wir werden diesen Mann zu Fall bringen. Wir lassen nicht mit uns spielen." Ein Funken blitzte in seinen Augen auf und er straffe seine Schultern ein wenig. Dann sah er seinen Sohn an.
"Gemeinsam werden wir diesen Yoon-woo überlisten und dann werden wir eine geeignete Strafe für ihn finden."
Minho hob seinen Kopf und nickte. "Das hoffe ich. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass auch du uns helfen willst."
Der stolze Regent vor uns, schien seine Souveränität und seine Würde wiedererlangt zu haben und sah beinahe liebevoll zu seinem erstgeborenen Sohn.
„Ich bin sehr stolz auf dich und ich bin mir sicher, dass du eines Tages weise und gerecht über dieses Land herrschen wirst. Denn du hast nicht nur die schönen Seiten des Lebens gesehen. Du bist auch vertraut mit den schrecklichen Momenten, die ein König kennen muss, um bedacht und milde regieren zu können."
„Danke Vater, aber ohne Jisung hätte ich es erst gar nicht so weit geschafft. Seine bedingungslose Liebe und seine Aufopferung hat mir erst klar gemacht, was ich zu tun habe und wie ich weiter vorgehen muss." Voller Zuneigung lächelte mein Prinz auf mich herab und streichelte meine Hand.
„Ich habe dir damals gesagt, eine Familie ist ein Geschenk des Himmels. Sang-hyuk und ich waren uns noch nie so schnell einig, wie bei dem Arrangement eurer Ehe." Der König lächelte milde und blickte nun ebenfalls zu mir. „Er macht dich stärker mein Sohn."
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The Earl and the Prince | Minsung
FanficWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...