Zwischen Seide und Silber

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Morgen würde ich erfahren, mit wem mein Vater gedachte, mich zu verheiraten.

Falsch, morgen würde ich bereits verlobt werden und somit die Person treffen, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen würde. Waren das nicht großartige Gedanken direkt nach dem Aufwachen? Nicht für mich!

Missmutig rollte ich mich wieder in die Decke ein und starrte auf die Wand. Wie sollte das nur gut gehen? Vermutlich würde ich jemanden heiraten, den ich nicht einmal kannte. Konnte so eine arrangierte Ehe überhaupt funktionieren? Würde es überhaupt Gemeinsamkeiten geben, die ich mit meinem Partner teilte oder würden wir nur nebeneinander leben und so wenig wie möglich miteinander zu tun haben?

Aber das wäre auch nicht möglich. Schließlich wurde von mir erwartet, dass ich eine Familie gründete. Super Aussichten Jisung.

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Es herrschte rege Betriebsamkeit im ganzen Haus, alles wurde schick gemacht für die Gesellschaft und den Ball morgen. Die Diener putzten in allen Winkeln, staubten die Bilderrahmen ab, stellten frische Blumen auf und brachten mehr Kerzen in alle Räume.

Ab Mittag war meine Mutter damit beschäftigt, für Jeongin und mich die passenden Anzüge auszusuchen, die dazu passenden Manschettenknöpfe, die geeigneten Schuhe und Accessoires.

„Alles muss perfekt sein für den morgigen Tag." Mit diesen Worten schritt sie zu Jeongin und hielt ihm einen Armreif hin, der mit kleinen Topassteinen besetzt war. Die filigrane Silberarbeit sah wirklich traumhaft schön aus und Jeongin streckte begeistert sein Handgelenk aus, um es sich anlegen zu lassen.

„Du wirst traumhaft aussehen mein kleiner Engel." Meine Mutter blickte verzückt zu ihrem jüngeren Sohn hinauf, der in einem kobaltblauen Anzug vor ihr stand. Die Knöpfe seines Anzugs, sowie die Manschettenköpfte waren in einem Elfenbeinton und hoben sich majestätisch von dem blauen Untergrund ab. Mein Bruder strahlte schon wieder von einem Ohr zum anderen und kicherte. „Danke Mum."

Sie nickte fröhlich und drehte sich dann zu mir.

„Jetzt bist du dran." Mit diesen Worten hielt sie mir einen Anzug entgegen und sah mich auffordernd an. Seufzend erhob ich mich und verschwand hinter der aufgestellten Trennwand.

Der Schneider dieses Anzugs hatte sich selbst übertroffen, Silberfäden durchzogen den mitternachtsblauen Stoff, wobei sie weiter unten immer zahlreicher und dichter wurden. Bewundernd strich ich über den glatten Stoff und betrachtete mich selbst im Spiegel. Ich sah wirklich hinreißend aus.

Allerdings würde mich das nicht davor bewahren, morgen einfach so verschachert zu werden. Am nächsten Tag würde meine Verlobung stattfinden. Mein Schicksal war besiegelt und ich konnte nur beten, dass die Wahl meines Vaters zu meinen Gunsten ausfiel.

„Jisung, du solltest die Ringe morgen wieder tragen. Ich denke, sie werden dir Glück bringen. Außerdem wäre es höflich, deinem zukünftigen Mann auch etwas zu schenken." Sie lächelte, dann bemerkte sie offenbar, was sie gesagt hatte und schlug sich die Hand vor den Mund.

„Mama, du weist wer es ist?" Ungläubig sah ich sie an, sie nickte und lächelte dann sanft.

„Sagst du mir, wer es ist?" Ich sah sie auffordernd an. Aber sie schüttelte lediglich den Kopf. „Entschuldige, ich habe deinem Vater versprochen, es nicht zu sagen, aber ich bin mir sicher, dass du glücklich sein wirst."

Sollten mich diese Worte jetzt beruhigen? Irgendwie taten sie das nicht.

Ich nickte und drehte mich um. „Ich denke, ich bin hier fertig." Schnell streifte ich mir die schicke Kleidung ab, wechselte in etwas Bequemes und floh dann aus dem Raum. 

The Earl and the Prince | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt