Schon wieder saß ich auf meinem Pferd und ritt neben meinem Vater. Diesmal waren wir nur zu zweit. Da unser Verhältnis gerade ein wenig angespannt war, schwiegen wir beide beharrlich. Bis mein Vater den König erblickte.
Die beiden ritten aufeinander zu und begrüßten sich mit freundlichen Worten und einem Lachen. Ich begrüßte den König mit einem kurzen Lächeln und neigte den Kopf. Minho ignorierte ich einfach und tat so, als würde ich gespannt dem Gespräch der beiden Männer lauschen. Endlich setzten sich die Erwachsenen wieder in Bewegung und ritten den Weg in Richtung Stadtpark weiter.
Mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand lenkte ich meine Stute neben den Kronprinzen und konzentrierte mich auf das Geschehen um mich herum.
Das würden vermutlich ein sehr langweiliger Ausritt werden, dennoch war Langeweile besser als Beleidigungen.
Endlich erreichten wir den Park, der sich am südlichen Ende der Stadt erstreckte und bei gutem Wetter angefüllt war mit flanierenden Menschen, mit kleinen Gesellschaften, die sich auf Picknickdecken unterhielten oder eben Reitern, die die Natur genossen. Natürlich gab es einen breiten, klaren Fluss, der sich durch die grünen Wiesen schlängelte. Ein kleinerer Nebenarm mündete sogar in einen See, der am westlichen Ende des Parks an das Jagdschloss angrenzte.
Gerade befanden wir uns auf einem der Hauptwege und ritten unter den alten Platanen entlang, die jetzt in der beginnenden Sommerhitze die perfekten Schattenspender waren.
Meinen Blick in die Ferne schweifen lassend, ritt ich hinter den beiden Männern, die sich noch immer prächtig unterhielten. Gerade war das Gespräch bei den neuesten Waffen und Verteidigungsanlangen angelangt. Etwas, womit ich mich eigentlich gar nicht auskannte. Ich hatte nie viel vom Krieg und dem ganzen Abschlachten gehalten. Zwar musste ich den Schwerkampf als Junge beherrschen, doch das war auch schon alles. Meiner Ansicht nach, sollten wir uns alle bemühen, eine friedliche Welt aufzubauen. Aber schon ein Blick neben mich, ließ daran zweifeln, dass dies auch wirklich jeder wollte.
Ein kleiner Hund riss mich aus meinen Gedanken. Das Tier sprang fröhlich auf uns zu, bellte die Pferde an und lief schließlich direkt neben mir, sodass ich nun endlich erkannte, dass es sich bei dem Hund um Kkami handelte. Dann konnte Hyunjin auch nicht weit sein. Ich hielt nach dem blonden Haarschopf Ausschau und wenig später sah ich ihn. Der Ältere suchte die Umgebung mit den Augen ab, also winkte ich. Hyunjin setzte seinen Andalusier in Bewegung und trabte zu uns, während Kkami noch immer neben uns herlief und fröhlich kläffte.
„Ach Kkami, ich freue mich auch, dich zu sehen. Aber du sollst doch nicht weglaufen. Jinnie macht sich sonst viel zu große Sorgen, dass dir etwas passiert." Der kleine Hund blickte schwanzwedelnd zu mir auf.
„Hallo Sungie! Danke, dass du auf Kkami aufgepasst hast. Er hat dich wahrscheinlich gleich erkannt und sich erinnert, dass du der mit den Leckerlis bist." Hyunjin lenkte sein Pferd neben mich und grinste mich an. Er pfiff nach seinem Hund, der wie ein kleiner Wirbelwind losgerannt war. Dann wandte er sich erneut zu mir und sah mich forschend an.
„Wie geht es dir Jisung?"
„Gut Hyung, bei mir ist alles gut." Mein Gegenüber legte den Kopf schief und zog eine Augenbraue in die Höhe. Er setzte bereits zu einer Erwiderung an, als er je unterbrochen wurde.
„Sie wissen schon, dass es ziemlich unhöflich ist, sich nicht vorzustellen. Vor allem, wenn man sich einfach zu einer Gruppe gesellt." Minhos Stimme war herablassend und brachte mich dazu, die Augen verdrehen zu wollen. Doch ich unterdrückte diesen Impuls und presste die Lippen zusammen.
„Ich weiß, wer du bist Lee, das reicht mir vollkommen", knurrte Hyunjin und warf sein Haar zurück. Dabei bedachte er den Kronprinzen mit einem scharfen Blick, der dem von Minho in nichts nachstand. „Ich weiß also mehr über dich, als mir lieb ist. Jisung soll ich dich weiter begleiten?" Die Augen des Blonden blitzen gefährlich auf und er machte mit seinen Worten klar, dass er mich nicht einfach so alleine lassen würde.
„Danke Hyunjin Hyung aber du hast sicher Besseres zu tun. Außerdem will ich nicht, dass du dich genauso schrecklich langweilst wie ich." Ich schenkte ihm ein Lächeln und freute mich insgeheim über meine freche Antwort. Mein Hyung lachte auf und stieg in mein kleines Spiel ein.
„Also wenn das so ist, dann sollte ich erst recht bleiben. Schließlich will ich ungern die bestimmt endlosen Ausführungen des ʹPrinzenʹ nicht verpassen. Hat er dir etwa erzählt, welchen Freizeitbeschäftigungen er nachgeht, oder gar, wie viele Frauen er schon mit seinem royalen Speer erobert hat?" Hyunjin lachte laut auf und sah über mich hinweg zu Minho. „Dies mit anzuhören, war bestimmt ermüdend." Ich musste ebenfalls schmunzeln, doch dann dachte ich über die Worte meines Freundes nach.
Wahrscheinlich hatte Hyunjin recht. Minho war wunderhübsch, bestimmt war die Liste an Verehrerinnen ziemlich lang. Sicherlich hatte er genug davon bereits im Bett gehabt. Und erneut fuhr dieser komische Schmerz durch meine Brust.
„Pff, würde er mir die alle aufzählen, dann wären wir morgen noch nicht fertig. Vorausgesetzt, er kann sich noch an die Namen der bemitleidenswerten Damen erinnern", spuckte ich aus. Ich machte mir gar nicht die Mühe den Dunkelhaarigen anzusehen. Ich spürte seinen Blick förmlich ein Loch durch mich hindurchbrennen.
Doch Hyunjin bekam sich fast nicht mehr ein vor Lachen. „Wohl wahr, ich bedaure die Person, die diesen feinen Prinzen einmal heiraten muss. Er hat weder Humor noch gutes Benehmen, aber vielleicht liegen seine Qualitäten ja tatsächlich bei seiner Waffe der Liebe." Die erneute Umschreibung von Hyunjin entlockten nun auch mir ein Lachen.
„Danke Hyung. Danke, dass du meinen Spazierritt um einiges interessanter gemacht hast."
„Immer gerne Jisung", schnurrte der Ältere und beugte sich vor, wie um mir ins Ohr zu flüstern, doch sprach so laut, das Minho ihn unmöglich überhören konnte. „Ich an deiner Stelle würde aufpassen. So wie er dich ansieht, bist du entweder der Nächste auf seiner ʹto-fuckʹ Liste oder du musst deinem Pferd jetzt die Sporen geben. Provokant beugte sich Hyunjin zu mir und drückte einen Kuss auf meine Wange. „Wir sehen uns Sungie." Dann wendete er sein Pferd und galoppierte davon, wobei ihm Kkami fröhlich bellend hinterherjagte.
Mir stieg die Hitze in die Wangen. Das war mal wirklich zweideutig gewesen. Aber wen kümmerte es schon. Der König und mein Vater ritten ein Stück vor uns und hatten nichts von unserem Gespräch mitbekommen und Minho schwieg weiterhin.
Wieder legte sich die unangenehme Stille über uns und ich war heilfroh, als mein Vater verkündete, dass wir nun zurückreiten würden. Unsere Väter verabschiedeten sich genauso herzlich, wie sie sich begrüßt hatten.
„Ich freue mich schon sehr darauf, deine Familie in zwei Tagen dann bei uns begrüßen zu dürfen Jong-suk. Aber wir sehen uns ja morgen noch einmal. Also dann, es war mir wie immer eine Freude." Mein Vater neigte den Kopf und ich tat es ihm gleich.
„Ich freue mich ebenfalls Sanhyuk." Mit diesen Worten wendete der König sein Pferd und ritt mit dem Kronprinzen davon.
DU LIEST GERADE
The Earl and the Prince | Minsung
FanfictionWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...