Jisungs Pov:
Nachdem wir Felix und Changbin sicher zu ihrem Zimmer geleitet hatten, erwartete ich beinahe, dass Minho mich sofort zu unserem Zimmer ziehen würde. Spätestens nach seinem gemurmelten „Außerdem hab ich dich nun endlich wieder für mich allein", hatte ich geglaubt, er würde nicht lange fackeln und mich auf schnellstem Wege wieder von meiner Kleidung befreien und mir nach den Worten von vorhin eine heiße Liebesnacht bescheren, doch ich hatte mich wohl geirrt.
Ich wurde zwar zielstrebig von ihm die Korridore entlanggezogen, aber wir befanden uns nicht auf dem Weg zu seinem Zimmer. Die wenigen Fackeln an den Wänden beleuchteten die Szenerie eher dürftig. Allerdings war es faszinierend, wie die Flammen im sanften Luftstrom flackerten und eine wohlige Wärme und Geborgenheit ausstrahlten. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, die angenehme Stimmung zu genießen und meinen Mann von der Seite anzuschmachten. Auf unseren eingeschlagenen Weg achtete ich so gut wie gar nicht. Erst als er vor der großen Eichenholztür mit der kunstvollen Intarsienarbeit, die den schwarzen Raben zeigte, zum Stehen kam, wurde mir klar, dass wir uns im Nordflügel vor der Palastbibliothek befanden. Kurz wunderte ich mich, doch schon öffnete Minho die schwere Tür und betrat gemeinsam mit mir die hohe Halle, die bis obenhin angefüllt war mit Schriftstücken der Zeitgeschichte. Einer wahrhaft gigantischen Sammlung an geistigem Reichtum, an dem man sich immer wieder aufs Neue erfreuen konnte.
Der Kronprinz entzündete eine kleine Öllampe, die auf dem Pult neben dem Eingang gestanden hatte. Er griff erneut nach meiner Hand und setzte sich in Bewegung. Mit großen Schritten lief er zielstrebig die Regalreihen entlang, ohne auch nur einmal nach links oder rechts zu sehen. Ich musste schmunzeln, da mein Prinz genau zu wissen schien, nach was er suchte, oder besser gesagt, wo das Objekt seiner Begierde zu finden war. Urplötzlich stoppte er. Ich stieß leicht gegen ihn und strauchelte, wurde aber sofort von seinem freien Arm aufgefangen und ein leises Kichern war zu hören, als er mich näher an seinen muskulösen Körper drückte und seinen Arm um meine Taille schlang.
„Warst du mal wieder in Gedanken mein Liebling? Was für unanständige Dinge hast du dir nun schon wieder vorgestellt?" Seine Stimme klang belustigt und auch schon ein wenig tiefer.
Mit einem kleinen Schmollmund und verengten Augen sah ich ihn an. „Ich hab nicht an das gedacht, was du schon wieder denkst..."
„Ach nein? Wie schade." Er kam mir näher und legte seine Lippen auf meine, küsste mich leidenschaftlich und drängte mich kurzerhand gegen ein Regal. Seine Küsse wurden immer heißer und ich sah mich ihm bereits wieder ausgeliefert. Da ich beide Hände frei hatte, schlang ich sie um seinen Nacken und drückte ihn noch näher an mich.
Allerdings löste Minho sich nur kurze Zeit später von mir und sah mich mit einem zufriedenen Lächeln an. Ich selbst rang noch kurz nach Luft und stellte dann, um mich von meiner aufsteigenden Lust abzulenken, die Frage, die mich schon seit dem Betreten der Bibliothek interessierte.
„Warum sind wir hier?"
Der Dunkelhaarige lächelte mich warm an. „Weil ich dir jetzt eines von meinen Lieblingsbüchern zeigen werde."
Seine Augen suchten das große, dunkle Regal ab, bevor seine Hand zielsicher nach einem eher kleiner Buch griff und es zwischen den anderen hervorzog. Er fasste mich erneut bei der Hand und geleitete mich zu einem gemütlichen, breiten Ohrensessel mit einem kleinen Tischchen daneben. Die Öllampe fand dort ihren Platz und die kleine Flamme im inneren der Glaskuppel tauchte alles im Umkreis von zwei bis drei Metern in ein warmes Licht. Mit einem zufriedenen kleinen Seufzer ließ sich Minho in den weichen Ledersessel sinken und machte es sich bequem. Ich stand einfach da, sah auf ihn herab und legte den Kopf schief. „Und wo soll ich sitzen?" Im nächsten Moment umfassten seine Hände meine Taille und bevor ihm mich versah, saß ich auf seinem Schoß und wurde stärker gegen die breite Brust gepresst.
DU LIEST GERADE
The Earl and the Prince | Minsung
FanfictionWelcher Mensch kann schon von sich selbst behaupten, frei zu sein? Ich war es ganz sicher nicht. Problematisch war nur, dass ich nicht einmal wusste, wie ich meine Pflichten erfüllen sollte. Die Worte, die mir im Zusammenhang mit meinen Pflichten st...