Bis ans Ende unserer Tage

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Endlich war Samstag. Heute würden Jeongin und Chan heiraten und natürlich würde ich nie die Hochzeit meines kleinen Innies verpassen. Also würde ich gemeinsam mit Minho bei den Feierlichkeiten anwesend sein. Eine ganze Woche lang, lebte ich nun schon im Schloss, teilte das Zimmer mit dem Kronprinzen und es herrschte Eiszeit.

Wir sprachen kaum miteinander und wie von mir befürchtet, verließ der Ältere so früh das Zimmer, dass ich ihn meistens erst beim Abendessen wieder zu Gesicht bekam. Unterbewusst zehrte diese ewige kalte Atmosphäre an meinen Nerven. Doch was sollte ich schon tun?

Umso dankbarer war ich für die heutige Abwechslung. Die Hochzeit meines Bruders würde mich auf andere Gedanken bringen und mich sicher ablenken. Von keinem, wirklich absolut niemandem, würde ich mir diesen Tag vermiesen lassen.

Mein kleiner Jeongin hatte all die Freude, die ich nicht haben würde verdient. Solange er glücklich war, sollte ich mich mit meiner Situation abfinden können.

Zur Feier des Tages trug ich den tollen Anzug, den ich auch auf Baekhyuns Ball angehabt hatte. Er war einer meiner Favoriten. Der mitternachtsblaue Stoff, mit den glitzernden Steinen sah einfach wunderschön aus und das stetige Funkeln, wenn man sich im Licht drehte, würden vielleicht auch mich wieder strahlen lassen. Gedankenversunken drehte ich meinen Aquamarinring und zählte die kleinen eingefassten Steinchen. 1...2....3....4~

„Wir sollten jetzt losfahren. Sonst kommen wir zu spät." Minho stand im Türrahmen und musterte mich, seine Augen wanderten über meinen Körper. Dann verdunkelte sich sein Blick und er wandte sich um, um zu gehen.

Auch die Kutschfahrt zum Anwesen von Bang Chan verlief schweigend. Ich sah aus dem Fenster und betrachtete die vorbeiziehenden Häuser. Die vielen Menschen, die auf den Straßen unterwegs waren.

Alles war wie immer, nichts hatte sich geändert, außer mir.

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Mit dem Aussteigen aus der Kutsche, hatte ich mir ein strahlendes Lächeln ins Gesicht gepflastert. Keiner sollte es von einem echten unterscheiden können. Der Tag gehörte meinem Bruder und er sollte sich keine Sorgen machen müssen.

Minho griff vorsichtig nach meinem Arm und ich legte ihn auf seinem ab. Gemeinsam schritten wir die Treppen zu dem großen Herrenhaus hinauf. Sobald wir eintraten, umgab uns fröhliches Stimmengewirr. Überall waren Menschen und unterhielten sich. Schnell suchte ich in der Menge meinen Bruder und erblickte Jeongin neben dem großen Zierbrunnen in der Mitte der Eingangshalle. Mit großen Schritten zog ich meinen Prinzen mit mir, an den vielen Gäste vorbei.

„Da bist du ja Jisung! Schön, dass ihr da seid. Ich bin so aufgeregt." Jeongin sah wirklich wunderschön aus, aber noch mehr als seine Kleidung strahlte er selbst. Seine Augen waren nur noch kleine Schlitze und sein Lächeln war so breit, dass es fast wehtun musste.

„Natürlich bin ich da." Beruhigend zog ich ihn in eine feste Umarmung und sah mich dann nach Chan um.

„Wo ist denn dein zukünftiger Ehemann?" Neugierig versuchte ich, diesen irgendwo zu entdecken. Innie kicherte.

„Er gibt noch letzte Anweisungen an den Priester. Du hättest ihn gestern sehen müssen. Er war so aufgewühlt, dass er seinen Anzug bei der Schneiderin vergessen hat."

Ein kleines, ungläubiges Lachen verließ meinen Mund und ich schüttelte den Kopf. Offenbar war Chan tatsächlich genauso in Jeongin vernarrt und ähnlich aufgeregt vor der Hochzeit. So einen Mann, wünschte sich doch jeder.

„Dann hoffe ich, dass er den Priester nicht zu sehr durcheinanderbringt." Ich zwinkerte dem Jüngeren zu.

Nur wenige Minuten später durften wir alle den großen Saal betreten, um der Trauung beiwohnen zu können. Heute verlief alles so entspannt und fröhlich. Es gab keinen strengen Zeitplan, wie bei meiner Hochzeit. Was natürlich auch logisch war, denn Jeongin heiratete keinen Prinzen, sondern einen Mann, der auf seinem Stand war. Sie waren auf Augenhöhe und fühlten die wahre Liebe.

Gebannt folgten meine Augen meinem kleinen Bruder, der nun ebenfalls von meinem Vater nach vorn zu Chan und dem Geistlichen geführt wurde. Noch immer strahlte der Jüngere bis über beide Ohren und trat mit selbstsicheren Schritten auf seinen Liebsten zu.

Chan starrte meinen Bruder mit glänzenden Augen an und ich bildete mir ein, dass sie fast schon verräterisch schimmerten, doch dann blinzelte der Ältere und streckte Jeongin die Hand entgegen.

Der Priester hielt auch heute eine kleine Rede, doch diesmal glaubte ich jedes Wort. Denn ich sah die Liebe und Zuneigung der Zwei und das erfüllte auch mich mit Hoffnung und Zuversicht.

„Ihr dürft euch nun erheben und einander die Ringe anstecken." Feierlich hob der Diener Gottes seine Arme und auch alle Anwesenden erhoben sich mit dem Paar.

Von meinem Platz in der ersten Reihe, konnte ich alles hautnah miterleben und sah zu, wie sich Chan zu Jeongin drehte, zärtlich nach seiner Hand griff und ihm den Ehering überstreifte. Dann griff Jeongin nach dem zweiten Ring und schob ihn mit ein wenig zittrigen Fingern auf den Ringfinger von Chan. Für einen Moment war es vollkommen still, dann sahen sich die beiden in die Augen und sprachen deutlich und synchron: „Ich bin dein und du bist mein. Von heute an für den Rest meiner Tage."

Nur Sekunden später beugte sich Chan ein wenig nach vorn und legte seine Lippen ganz vorsichtig auf Jeongins. Gefühlvoll und langsam küsste sich das Paar und schien alles um sich herum, vergessen zu haben.

Ich war so ergriffen von der Tiefe und Aufrichtigkeit ihrer Worte und von ihrer spürbaren Liebe, dass ich meine Tränen erst bemerkte, als eine auf meinen Handrücken tropfte.

Keiner würde diese Ehe jemals infrage stellen.

Verstohlen wischte ich mir die Tränen weg und sah zufrieden zu Chan und Jeongin auf, die sich gerade voneinander lösten.

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Ich war bei den Ersten, um dem neuen Ehepaar meine Glückwünsche zu überbringen. Jeongin und ich lagen uns gefühlte fünf Minuten in den Armen und vergossen Freudentränen. Auch Chan zog ich in eine feste Umarmung und strich über seinen Rücken.

„Ich bin dir so dankbar. Ich weiß, du wirst meinen Bruder für immer lieben. Das werde ich dir nie vergessen."

„Danke Jisung. Ich bin so glücklich, ihn bei mir zu haben", hauchte Chan und erwiderte die Umarmung ebenso fest.

Minho stand die ganze Zeit daneben. Er hatte die beiden zwar beglückwünscht, doch sonst war kein Wort über seine Lippen gekommen.

Ich war beinahe froh, als ich Hyunjin und Baekhyun entdeckte. Ohne auch nur einen Gedanken an meinen Ehemann zu verschwenden, lief ich zu meinen Freunden und begrüßte sie. Baek schien ausgelassen und heiter. Hyunjin jedoch sah mich immer wieder prüfend an. Den Rest des Abends, wich er mir so gut wie nie von der Seite und gab sich die größte Mühe, mich mit seinen lustigen Bemerkungen zum Lachen zu bringen.

Auch Chanyeol, Jackson, Changbin und Yeonjun hatten sich zu uns gesellt und je später es wurde, desto mehr Alkohol floss und die Stimmung wurde immer ausgelassener.

„Also, wie sieht es denn nun aus Jisung? Nach einer ganzen Woche im königlichen Schloss, wirst du ja leider nicht mal mehr unsere guten Ratschläge brauchen. Ich bin sicher, unser stattlicher Kronprinz hat dich schon ausgiebig zugeritten." Jackson hob mir sein Glas entgegen und grinste schelmisch.

Mir schoss die Röte ins Gesicht und für einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Doch offenbar waren meine Verlegenheit und meine roten Wangen Antwort genug für Jackson. Kichernd stieß er mit mir an und trank.

„Dann interessiert uns jetzt trotzdem, wie er denn so im Bett ist? Ist er mehr der liebevolle Typ oder genauso wild und ungestüm, wie man ihn sich vorstellt?" Baekhyun hatte sich interessiert nach vorn gebeugt. 

The Earl and the Prince | MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt