Monday-Knockout

Anni und Samu

Es fühlte sich merkwürdig an die Worte laut auszusprechen.
Trotz Ungewissheit wie Anni auf meine Denkweise reagieren könnte, gab mir mein Empfinden-Hoffnung. Einfacher gesagt, klammerte ich mich an diesen Strohhalm fest.
Behutsam zog Anni unsere Hände an sich und hielt sie fest verschlossen.
"Du bist kein Versager Karhu!"Versagen bedeutet, das Nichterfüllen von Zielvorgaben und entsprechenden Anforderungen".Das bist du nicht! Schüttelte Anni ihr Haupt und schmiegte sie sich an  meine Brust.
Wir wissen beide wie stolz du auf deine harte Arbeit bist, unendlich stolz sogar! Und das ist gut so!
Darf ich dich fragen,
wer oder was dich so denken lässt?Sah Anni mich alarmierend an.
Tief atmete ich ein.
Die unschönen Erinnerungen von damals schossen mir wieder in den Sinn. ( Stell dich nicht so an" Das bildest du dir ein - wird schon nicht so schlimm sein. Brauchst du Aufmerksamkeit?)

Weißt du, ich mag die Bühne- und sie mich, doch wenn die Lichter ausgehen wird es still. Oftmals zu still.
Man fängt an über Dinge nachzudenken, kommt nicht mehr runter, ein Spiel zwischen Licht und Schatten beginnt .Besonders in meiner kleinen Welt ist nicht immer alles rosig und toll wie es scheint- Begann ich vorsichtig und lege eine kleine Sprechpause ein um mich kurz zu sammeln.
"Aber wer kann das schon von sich behaupten, richtig?." Wir alle kämpfen jeden Tag aufs Neue. Die einen mehr, die anderen weniger. Viele der Kämpfe zeigen sich nicht mal äußerlich doch sie existieren. Hier drin. Lege ich ihre Hand auf mein Herz und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. "Das weißt du viel besser als ich". Bevor es wirklich hier drin ankommt muss diese Armee hier, deutete ich auf den Kopf bezwungen werden.

"Ich habe mir so was schon gedacht.. Seid heute morgen versuchst du offensichtlich gegen diese Armee anzukämpfen, nur  ist dir der Durchbruch noch nicht ganz gelungen. Manchmal hilft es darüber zu sprechen, damit du wieder mit dem Herzen sehen kannst", streichelte sie kreisförmig über meine Brust. Mehr wünsche ich mir gar nicht. Legt sie ihren Kopf auf mein Herz.
"Mein Lieblingssong hat sich um ein paar  Takte geändert." Hob Anni leicht die Schulter und piekst mir in die Seite.
Ich bin deine Freundin-
Du musst nicht mehr alleine kämpfen Karhu. Ich habe schon einiges gesehen und erlebt, halte daher sehr viel aus. Streichelt sie mit dem Daumen über meine Unterlippe.

.. Ich....
Manchmal habe ich...
Schlafprobleme mit Angstzuständen.
So nun war es raus. Es klang so seltsam, konnte auf alles folgende keinen Einfluss mehr nehmen.

Automatisch verstärkte sich das Band unserer Hände.
In wie fern? Flüsterte sie.
Wie jetzt? Es folgten keine Belehrungen von Anni... Keine vernichtenden Worte, noch zwang sie mich, es jedem recht zu machen.
Innerlich fühlte ich eine neue Chance mich zu öffnen.

"Ich helfe nach, wenn mir alles zu viel wird und habe Angst, dass diese beklemmende Stimmung wiederkommt, sobald ich von zu Hause weg bin und der Trubel Nachts im Hotel nachlässt. Lächerlich ich weiß."- Zuhause geht's mir gut. Am besten, wenn du bei mir bist. Lächelte ich ernst. Du bringst mich zum schlafen wie ein Baby.
"Ähm, versteh mich nicht falsch, du bist nicht zum einschlafen, ganz im Gegenteil. Es ist nur so, dass ich bei dir aufhöre zu suchen. Ich komme zur Ruhe. Fühle mich sicher. Erstgenommen, auf Augenhöhe und voller Liebe".
Es war nie meine Absicht sich abhängig zu machen, es ist nur dieser unberechenbarer Druck in mir der dann kaum auszuhalten ist.
Hinzu kommt, dass ich dir nicht das Gefühl geben möchte für mich verantwortlich zu sein.
...Es..ist... nur...paska- brach ich ab. Es war einfach peinlich, hier rum zu heulen wie ein kleiner Junge.

"Oh wow.!" Sachte strich sie sich ein paar Tränen aus dem Augenwinkel. Sorry murmelte sie und strich über den nassen Fleck auf meinem Tshirt. "Warum haust du nur immer sowas süßes raus". Das trifft mich immer unvorbereitet vergrub sie ihren Kopf. Ich schloss beide Arme um ihren Kopf, küsse ihn und sage:"Weil es die Wahrheit ist und du mein Zuhause bist. Ich bin verrückt nach dir."

Sie zog sanft ihre Nase hoch. Was genau sind das für Termine in Deutschland? Fragte sie einfühlsam und absolut Ernst.
Kein Widerstand. Keine Belehrungen. Sie war ganz sie selbst.
War das jetzt gut oder schlecht für mich?
Schatz? Erinnerte sie mich wieder an ihre Fragen.
Show-Aufzeichnungen- murmelte ich vor mich hin . Anni schien zu überlegen.

Ich glaube zu wissen was aktuell der Auslöser ist.
Du setzt dich viel zu stark unter Druck. Du bist ein Mensch der Dinge verdenkt, sich um alles und jeden sorgt. Das hat absolut nichts mit versagen zu tun. Dich blockiert die Vorstellung nicht gut genug zu sein, weil es dir nicht möglich ist auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen! Mir im übrigen auch nicht- Niemanden.
Du machst dir Sorgen, weil du nicht weißt wie es hier in Finnland weitergeht, während du in Deutschland Termine hast. Dein Stresslevel ist viel zu hoch. Ich würde dir so gerne sagen, hier passiert nichts, aber das kann ich dir nicht versprechen.
Was ich dir versprechen kann, wenn ich die Person für dich bin, die dich unterstützen- oder ablenken kann, werde ich das tun. Sofern die Möglichkeit noch besteht, würde ich dich nach Deutschland begleiten!
Du kannst voll auf mich zählen, Karhu. Auch wenn ich kein Wort Deutsch verstehe. Außerdem habe ich mir sagen lassen, Deutschland sei schön, mit viel Geschichte. Wenn du Abends Zeit hast, können wir noch durch die Stadt ziehen. Ich habe keine Vorstellung was es heißt Du zu sein.. Ich meine, ist es dir überhaupt erlaubt Abends rauszugehen. Ich könnte mich zur Not auch alleine beschäftigen..?
Ich kenne nur Studentenfahrten, wo alle um 0.00 Uhr wieder auf ihren Zimmern sein mussten, hob sie die Schultern. "Natürlich haben wir uns immer alle an die Regeln gehalten und sind nicht rausgeschlichen".

Ein herzliches Lachen entwich meiner Kehle. Du warst also ein Lehrerschrecken? 
Sanft griff ich nach Anni und vergrub sie unter mir. Sie war goldig.
Wirklich ? Ich dachte immer, du wärst eine kleine Streberin gewesen."....

(Derweil dachte ich über ihre gesagten  Worte nach. War sie wirklich bereit mit mir zu kommen? Würde sie sich nicht langweilen?)