Anni & Samu

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»Alles klar da hinten«? Rief ich über meine Schulter und fühlte Annis Arme fest um meinen Bauch.
»Das ist verrückt Karhu!« »Absolut verrückt!«, rief sie zurück.
Lachend fuhr ich in eine Seitenstraße die uns zur ersten Sehenswürdigkeit brachte-Die Lanxess Arena-. In absehbarer Zeit würde hier die Geschichte von Sunrise Avenue enden.
Kurz vor dem Gebäude passierten wir zunächst eine hellbeleuchtete Hall of Fame Skulptur die uns auf den ersten Blick an einen großen Fußball erinnerte.
»Fußball? rief Anni verwundert. Ich dachte sowas findet immer im
Stadion statt. Wenn es nach einen damaligen Kommilitonen aus dem Studium geht ist Deutschland eines der Fußballverrücktesten Nationen überhaupt.Die Menschen feiern diese Sportart, als sei es eine Religion«
Galant fuhr ich einen Bogen und hielt an. Ehrlich gesagt wusste ich es auch nicht besser.( Bis vor wenigen Minuten dachte ich noch, es sei ein Eishockey Stadion der Kölner- Haie).
»Geht gut los unsere Erkundungstour.« scherzte ich.
»C'mon Karhu! Es ist mitten in der Nacht, du hast bis eben gearbeitet, außerdem scheint die Halle für alles Mögliche zur Verfügung zu stehen.«
Mühsam lese ich die Anzeigetafel.
»Und«? Fragte Anni nach einer Weile. »Das ist kein Fußball Kaunis.« Wenn ich den Text richtig verstanden habe, handelt es sich hierbei um historische Handball Champions- League- Spiele, gab ich stolz zurück. Die scheinen hier in Köln wohl öfter Übertragen zu werden.« Schau, deutete ich vor uns auf die von innen leuchtende Halle mit roter und weißer Leuchtschrift.
»Was glaubst du, wie viele Menschen passen in die Lanxess?«
»Ufph! Gute Frage, soweit ich weiß 16 bis 18.000 Menschen bei einem Konzert- schätze beim Eishockey noch mehr.«
Das Spielfeld steht normalerweise wie zu Hause in der Jäähälli mittig in der Halle, sodass du von allen Seiten sehen kannst. Bei Konzerten oder Veranstaltungen, steht die Bühne meistens am Ende der Halle und das Spielfeld weicht dem Indoor Bereich. Dadurch fallen alle Plätze hinter der Bühne weg.
»Wow, selbst 18.000 Menschen ist eine stolze Summe.«
Ja das stimmt- und von der Kapazität die größte Halle unserer Abschiedstour und glaube auch Deutschlands.
»Freust du dich, dass es bald los geht?«
»Zweierlei. Eine Herzklappe weint die andere freut sich auf alles was danach kommt oder auch nicht kommt. Ich muss für mich rausfinden, was ich möchte. Vielleicht kommt mir während der Tour ein Songtext in den Sinn, vielleicht auch nicht. Wichtig ist, dass der  Druck abfällt. Ich über mein Leben selbst bestimmen kann, ohne auf 4 weitere Personen und deren Befindlichkeiten zu achten, die mir zusätzlich die Hölle heiß machen, wenn es nicht läuft, weil über die Zeit alle Betriebsblind geworden sind.
Mein Fokus wird erstmal auf einen strukturierten Alltag liegen. «
»Und ich werde dir so gut ich kann dabei helfen, Karhu.« »Ich weiß Baby«.
Was meinst du, wollen wir weiter zur Schloßbrücke? Vielleicht finden wir unterwegs einen Späti. Anni nickte »Unbedingt«!
In mir bereitete sich Ruhe aus, ein absolutes Herzensgefühl, nichts war vorbereitet, nichts geplant, einfach der Moment. Denn nach all den Jahren konnte ich endlich ein Versprechen an mich selbst einlösen, ohne Angst es zu bereuen.

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»Sieh dir all die Schlösser an Karhu.« Ich parkte die Vespa etwas Abseits, weil wir das Letzte Stück laufen mussten. Hand in Hand schlenderten wir über die Brücke entlang der Schlösser. Mein Gefühl wurde immer stärker mit jeden Meter den wir weitergingen und hatte Mühe mich auf das Gesagte von Anni zu konzentrieren. »Kannst du dir das vorstellen? Der Mann im Späti hat einfach die Augen verdreht und genervt auf englisch gesagt, wenn du dir schon ein Schloss kaufst, dann auch mit dem richtigen Stift.« Ich habe zwar nur die Hälfte verstanden, weil er wie der Fahrer Dialekt gesprochen hat, aber wir haben jetzt immerhin Schloss und Stift. Hielt Anni die neueste Errungenschaft in die Höhe. Ich lache leise.» Kann mir auch gut vorstellen, wieso. Du warst sicher heute die Erste die nach einem Schloss gefragt hat...« Sie sah mich belustigt an..»Oh darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.«

Ich räusperte mich. »Weißt du, fuhr ich mir durch die Haare, damals beim joggen, habe ich diese Brücke zum ersten mal wahrgenommen und sie hat mich nicht mehr losgelassen, daraufhin habe ich einen Mitarbeiter unseres Veranstalters gefragt, was es mit dieser Brücke auf sich hat, weil ich so was vorab noch nie gesehen habe. Überall hingen kleine Schlösser, mit oder ohne Gravur» Die Antwort die ich erhielt ist simpel, dennoch bedeutend. Verliebte Paare kommen zu diesem Ort, bringen ein Schloss, mit oder ohne Gravur, hängen es gemeinsam an die Brücke und werfen den Schlüssel anschließend in den Rhein. Es soll "Ewigkeit" symbolisieren, beendete ich meinen Satz leise und mit Nachdruck.
Anni blieb stehen.
»Und du hast dabei an mich gedacht?« Siehst du hier sonst noch jemanden?«, sah ich mich suchend um und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Der Kölner Dom erstrahlte im Hintergrund. Ich schob meine Hände an ihre Wangen, sodass meine Daumen diese berührten. Sie wirkte nervös, aber genauso schön wie immer.
»In all der Zeit, habe ich nie ein Schloss aufgehangen, weil es sich nicht richtig angefühlt hat, heute weiß ich auch warum. Wir sahen uns tief in die Augen, weil ich dich will und brauche Kaunis, für heute, für immer. Du bist mein zu Hause und mein Leuchtfeuer auf stürmischer See, mein Ruhepol, mein Serien-Buddy, meine Disney-Prinzessin«. Mit Tränen in den Augen sah Anni mich an. "Manche Menschen sind es wert, dass man für sie schmilzt" kam mir erneut in den Sinn. Sie legte ihre Hände stützend auf meine Handgelenke. »Jaa!« wisperte sie  und viel mir stürmisch um den Hals. Ich drehte uns im Kreis, wer brauchte schon Ringe wenn man ein Schloss hatte. Alles zur seiner Zeit.

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