Anni & Samu

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Ich schüttelte meinen Kopf. " Oh ha, was ein Drama", stütze ich meinen Arm an die Autofensterscheibe.
"Gut das Thea trotz dieser Umstände ein normales Leben führen kann. Sie wird sicher eines Tages Fragen stellen. Immerhin wollen Kinder wissen woher sie kommen ."
Anni nickte zur Bestätigung. "Ich weiß.
Mit dem feinen kleinen Unterschied, das Thea weiß woher sie kommt. Wir werden um diese Fragen ohnehin nicht  herumkommen".
Sie ist nach wie vor ein Kind.  Kinder merken wenn etwas nicht so läuft wie gewohnt. Für mich ist nur wichtig zu verhindern, das Thea denkt, sie sei anders und deshalb von ihren Mitschülern ausgegrenzt wird. Diese kleine Kinderseele hat schon genug einstecken müssen. Ich möchte sie beschützen.
"Nicht nur die kleine Kinderseele. Du  auch, Süße". Du hast Angst, das Thea dem selben Druck ausgesetzt wird wie du ihn als Kind erlebt hast.
"Ja, irgendwie schon", meinte Anni bedrückt. Ist das so offensichtlich?Schatz, du glaubst nicht wie oft ich mir diese Szene schon vorgestellt habe. Wenn ich mir nur die bevorstehende Situation vorstelle wird mir ganz anders. Ich hoffe, dass sie mich eines Tages nicht dafür verurteilt, für sie nicht da gewesen zu sein, als sie mich gebraucht hätte.

Moment, warte mal, strahlten meine Augen. Hast du mich gerade wirklich Schatz genannt? Anni grinste mich von der Seite an. Möglich?
"Mach weiter, forderte ich. Das klingt so  schön",grinse ich vergnügt.
Nur bitte : "Vergiss den Gedanken, das Thea schlecht von dir denken könnte!", sagte ich eindringlicher als ich wollte.

Wofür soll Thea dich deines Erachtens nach verachten?
Davor das du sie beschützen und vor  schlimmeren bewahren wolltest? Etwas wofür ihre Eltern gerade stehen sollten?
Ich mein, es ist doch durchaus logisch,  das ein Jugendamt  bei einer gegebenen Kindeswohlgefährdung keinen Spaß versteht. Eines Tages wird Thea dir dafür dankbar sein, auch wenn es im Augenblick ungewohnt für euch ist. Auch deine Eltern. Ihr macht alle einen super Job. Man sieht's der Kleinen an, wie glücklich sie ist. Sie wird ihren Weg gehen mit eurer Hilfe. Da bin ich mir ziemlich sicher.

Mich belastet die Situation gepaart von Vorwürfen, weil  das Familiengericht vor 2 Jahren nach meiner Diagnose entschieden hat, natürlich alles in Abstimmung mit der Schulpsychologin.
Als die Richter ihr Urteil fällten, war meine Schwester außer sich, du kannst es dir sicher denken.
Bis heute hat sie nicht verstanden, weshalb dieser drastische Schritt nötig gewesen ist. 
Unser Verhältnis war noch nie das Beste, wie du bereits mitbekommen hast. Dementsprechend auch unser jetziges. Sie denkt nach wie vor ich hätte extra falsche Diagnosen gestellt. Was totaler Quatsch ist.
Thea bedeutet mir alles, niemals würde ich mich auf ihre Kosten an meiner Schwester rächen wollen. Sowohl meine Schwester, als auch Schwager haben versucht die Diagnose und das Urteil  anzufechten. Es ging sogar soweit, das ein neuer Arzt  über die Gesundheit von Thea  entscheiden sollte.
Laut Aussage meiner Schwester :
"Ich junges Ding", hätte sowieso  keine Ahnung, würde nur zu meinem eigenen Vorteil entscheiden, alles gegen ihren Willen, für meine Karriere. Ihr Kind wäre mir doch scheißegal.

Ihre Entscheidung einen neuen Arzt zu beauftragen, hielt ich für sehr  gewagt und auch die  Psychologin hielt sie nicht für richtig. Dem Kind sei schon genug angetan worden, irgendwann würde Thea ganz dicht machen und keinen mehr an sich heran lassen. Weshalb wir uns deutlich dagegen aussprachen und diesen Unterstellungen nicht zustimmten. Uns, also der Schulpsychologin und mir, wurde gemeinsame Sache vorgeworfen.

Meine Hand griff automatisch nach Anni's Hand und strich mit dem Daumen liebevoll über ihre weiche Haut.
"Süße, sieh dir deine Nichte mal an". Sie himmelt dich regelrecht an und wünscht sich tief in ihrem Inneren du seist ihre Mutter. Ein schöneres Kompliment kannst du als Tante doch gar nicht bekommen.
Engel, Thea liebt dich, bedingungslos. Was meinst du warum sie von mir wissen wollte ob ich dich mag?  Sie  macht sich sorgen um dich, möchte das es dir gut geht. Thea ist sehr feinfühlig für ihr Alter,  achtet auf jedes  deiner  Wörter und freut sich einen Keks wenn du ihr Aufmerksamkeit schenkst.

"Du hast so recht Schatz , trotzdem bleibt dieser bittere Beigeschmack auf der Zunge ."
Ach Anni, ich würde dich gerne in den Arm nehmen, aber das ist gerade keine gute Idee. Drücke ich leicht ihre Hand , hauchte ihr einen sanften Kuss drauf. Wir sind gleich da, dann können wir kuscheln, fummeln, wo immer uns nach der Kopf steht. Sie lehnte sich entspannt zurück. Kann es kaum erwarten, blinzelte sie süß zu mir herüber.

Anni, meine nachstehenden Worte meine ich wirklich ernst. Wenn deine Eltern mal eine Pause  von kleinen rosa Mädchen Sachen brauchen, kann Thea gerne zu uns kommen.
Ich habe da absolut nichts gegen. Es gibt einfach Dinge im Leben die haben  immer höchste Priorität.
Wenn zum Beispiel meine Schwester
einen Babysitter für ihre Mädchen braucht, sie mich fragt, wäre ich der Letzte der nein sagen würde.
Die Kleinen Menschen geben einen so unsagbar viel zurück, die oberste Priorität: Family first.

Wow, ich habe dich gar nicht verdient, meinte Anni zu mir und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. "Du bist ein Schatz".
Nein warte," mein Schatz", korrigiert sie sich stolz und  strich  über meinen Unterarm.

Anni seufzte auf. Momentan ist überall der Wurm drin. 
"Nein nicht überall",meinte ich frech.
Man Samu!
"Was denn?", hob ich grinsend eine Augenbraue.
"Doofi. Schau lieber auf die Straße."
Okee, meinte ich lachend und piekste ihr mit meinen Zeigefinger in die Seite.
Hey! quittiert sie meine Aktion und zuckte zusammen. "Was kann ich dafür, das du immer zweideutig denkst, Frau Doktor ? ."
"Mach ich gar nicht! Dir macht es spass mich zu ärgern", streckt sie mir die Zunge raus.
Du hast recht, ich liebe es dich zu ärgern. Und vorhin im Wald ?
Ich räusperte mich und rief mit verzehrter Stimme" ICH KOMME!"

Anni lachte. Ihr Lachen tat gut und steckte mich an.
Ich klinge als sei ich untervögelt, hielt sie sich die Hand vor die Stirn.

Ach Quatsch,ein bisschen vielleicht, nichts wobei ich dir nicht helfen könnte, raunte ich ihr lachend zu.
Ich weiß das du das kannst, lies sie ihre Hand auf meinem Oberschenkel und streichelte über die Innenseite meiner Jeans.
Und warum spielst du dann mit unfairen Mitteln? Fragte ich sie schelmisch.
Vielleicht weil ich es liebe dich zu ärgern, kam es stumpf von ihr und ich hatte Mühe mir ein Lachen zu verkneifen.

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