boxen

105 2 0
                                    

»Komm mit Engel!« , zog ich Anni stürmisch vom Schlafzimmer ins Ankleidezimmer.
»Warum hast du es bloß so eilig, ich hatte doch gar nicht vor wegzulaufen? «

»Weil ich fit bleiben möchte, wenn ich schon keinen Sport machen darf.«

Verstehe, da hast du dir gedacht, erfinde  eine neue Sportart :
"Wie ziehe ich am schnellsten meine Freundin durch die Wohnung "?
Hey, so schlecht klingt das doch gar nicht ? ,lachten wir beide .

Im Ankleidezimmer angekommen waren wir umringt von vielen Regalen und Schränken.
»Lass mich kurz überlegen, fuhr ich mit der Hand durch meine Haare..«
Was genau suchst du überhaupt, Karhu? Kann ich dir beim suchen helfen?

Lachend schüttelte ich meinen Kopf:
»Mir ist nicht mehr zu helfen.
Kurz strecke ich mich und zog rote Boxhandschuhe aus einer Kiste hervor. «

"Boxhandschuhe"?, flammten ihre Augen kurz auf, anschließend kam wieder die strenge Ärztin in ihr durch.
"Ich möchte keine Spielverderbin sein, aber denk an deinen Kopf! ,schmunzelnd sah ich Anni an und brachte sie somit zum schweigen.
Das waren meine ersten Boxhandschuhe ,hielt ich sie Anni entgegen .
»Mittlerweile habe ich weiß, rote, die perfekt anliegen .

Dieses Paar könnten dir etwas zu groß sein, sah er verlegen auf seine Hände.«
»Schatz, ich verstehe nicht.«
Doch, wirst du! Vertrau mir einfach!

»Komm, dafür müssen wir in mein Arbeitszimmer . «
Entschlossen zog ich Anni wieder hinter mir her.
Am Ende des Flur's öffnete ich eine Tür.

»Willkommen in meinem Büro!. «
Anni trat hinein und blickte sich neugierig um.
Wow!, drehte sie sich im Kreis, wie schön !
Es wirkte gemütlich und praktisch eingerichtet, diverse Auszeichnungen hingen von den Wänden. Ein braunes Ledersofa, mehrere Gitarren sortiert in einer grauen Halterung, ein Schreibtisch mit modernster Technik, alles was ein Musiker zum musizieren und produzieren brauchte.
Und ein brauner Lederboxsack, der nur auf seinen nächsten Gegner wartete .

Samu ging zum Boxsack und umarmte ihn lächelnd.
Darf ich vorstellen?
"Eddie", Anni! Anni, Eddie! kicherte Samu.

Eddie ist sehr friedlich, versprochen! Ab und zu kann er sich wehren , dann musst du schnell sein, ansonsten ist er eigentlich ganz zuverlässig.
Es gibt nichts besseres, als nach einem stressigen Tag Dampf abzulassen.
»Gut, es gibt viele Mittel und Wege...« zwinkerte ich Anni zu, aber lassen wir es für den Moment dabei..

Langsam ging ich auf meine Freundin zu ,nahm ihr die Handschuhe aus der Hand, löste jeweils die Klettverschlüsse am unteren Handschuhbereich und bat Anni ihre Hände auszustrecken. Gekonnt half ich ihr dabei ihre Hände zu schützen.
»Ist alles nur zur Sicherheit. Ich möchte nicht, dass du Verbrennungen erleidest, oder im schlimmsten Fall aufgeplatzte Knöchel hast. «

Ich soll wirklich boxen ?
Probier es aus, ging ich auf "Eddie" zu um ihn festzuhalten.

»Dabei kann auch nichts kaputt gehen? «
Lachend schüttelte ich meinen Kopf. Keine Chance, Engel.
»Außer du selbst«.
Pass auf deine Arme auf, boxen ist eine Sportart, die in 10 Minuten vorbei sein kann. Wir müssen es am Anfang nicht übertreiben.

»Und wie boxe ich richtig? «

»Am besten so , lehrte ich ihr die Techniken inklusive Haltung. «

Begeisternd nickte sie.
Möchtest du ein Foto aufhängen?
Ein Foto?
Ich weiß nicht, von Menschen die dich bedrücken? Anni schüttelte ihren Kopf. Ich probiere es zunächst ohne,ok?
»Wie du magst!«
Ok Kleines, bist du bereit für Eddie?
Anni nickte. Ich denke schon.

Are you ready?! ,rief ich lauter mit Energie.
Jaa! Kam es powerful von meiner Freundin, was uns gemeinsam lachen ließ. Ihre Fäuste schlug sie fest aneinander.
»Das wollte ich hören, Feuer frei!.«

Die erste Faust landete an Eddie, daraufhin folgte die zweite.

»Yes Girl!«

Wie sie mich angesehen hat!, brach es auf einmal aus ihr heraus, so voller Hass. Ich war innerlich wie gelähmt, ich kam mir in meiner eigenen Praxis soo falsch vor. Und immer festere Schläge trafen Eddie.

-----♡~♡~♡-----
17:00 Uhr

Gemütlich lagen wir auf dem Sofa und sahen unterhaltsame Sitcoms. Anni lag mit ihrem Rücken an meine Brust gelehnt, weshalb ich ihr sanft durchs Haar streichelte. Sie war schon eine ganze Weile still gewesen, ich zog die  Decke ein Stück höher und beobachtete sie. Sie wirkte zerbrechlich aber  gleichzeitig auch wunderschön. In ihrem Kopf musste so viel vor gehen und wissen stecken, ein Wunder das sie endlich Ruhe fand. Mit meiner Fernbedienung in der Hand stellte ich den Fernseher leise und bemühte mich leise zu lachen, wenn es etwas zu lachen  gab.
Ich glaube es hat ihr gut getan ihre aufgestauten Gefühle mal richtig rauszulassen. Niemand konnte immer alles in sich hineinfressen. Wie ein Vulkan der erst brodelt und anschließend  ausbricht.
Auf lange Sicht konnte kein Mensch dieses Gefühl ertragen.
Sie ist stets von naturaus eine kleine Kämpferin, immer auf das Wohl anderer bedacht, vergisst sich dadurch gerne selbst.
Ein Glück, dass sie mittlerweile von sich aus erkannt hat, dass es so nicht weitergehen konnte. Die nächsten Tage werden sicher entscheidend sein.

Mir fiel plötzlich Mikko ein, der das Auto zurück tauschen wollte. Auf keinen Fall sollte er auf die Idee kommen und  klingeln....

Monday-KnockoutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt