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EWAN

Fuck! Ich schlage verzweifelt gegen das Lenkrad des Geländewagens und raufe mir die Haare. Man wollte mich umbringen. Und ich habe keinen blassen Schimmer wer. Wer hat es auf mich abgesehen? Die Frage, die ich mir soeben gestellt habe, ist beknackt. Im Grunde haben es alle der Großfamilien in den Highlands, die das tun, was meine Familie tut. Wir alle würden es nicht schlecht finden, wenn ab und zu die Reihen ausgedünnt werden. Drei Familien regieren den Drogenhandel auf den Inseln und dem Festland. Drei Familien, die sich gegenseitig im Weg stehen. Und mein Vater sitzt an der Spitze. Alistair Duncan regiert die Häfen in der Umgebung, so wie den in Inverness. Deswegen war ich in der Stadt. Um eine Lieferung abzugeben. Nach getaner Arbeit wollte ich einen flotten Drink zu mir nehmen und traf ausgerechnet die dunkelhaarige Britin. Sie hat meinen Schwanz geritten wie keine andere zuvor. Und bei Gott - das habe ich niemals zuvor behauptet. In mir brodelt es immer noch lustvoll, selbst nach dem kleinen Zwischenfall danach. Ich habe ihre Reisetasche und den Rucksack in den Kofferraum geworfen und sie gezwungen einzusteigen. Gehen wir mal davon aus, dass der Kerl nicht allein agiert hat. Wenn er von einem anderen Clan stammt, hat er das sicher nicht. Wir agieren nie allein, wenn wir töten. Einer ist immer da, der die Augen offen hält. Was bedeutet das der andere uns bereits in der Bar auf die Schliche gekommen sein muss. Er weiß, das ich nicht allein bin. Wird sicher davon ausgehen, das sie irgendwo da draußen ist, sollte er nicht gesehen haben, wie ich mit quietschenden Reifen ausgeparkt habe und sie auf dem Beifahrersitz saß. Davon abgesehen das sie zugesehen hat, wie ich einen Menschen getötet habe, könnte ich sie so oder so nicht gehen lassen. Sie würde bei der Polizei singen und das kann ich mir gerade nicht leisten. Ich kann Erin nicht laufen lassen.

Tief ausatmend biege ich auf die Hauptstraße ab und rase in Richtung zuhause. Dabei fahre ich mir abermals nervös übers Gesicht. Neben mir schluchzt die Britin immer wieder. »Kannst du aufhören zu flennen? Wir haben andere Probleme«, maule ich genervt und schließe meine Hände fest ums Lenkrad. Die Britin schnieft ein letztes Mal und verschränkt ihre Arme bockig vor der Brust. Im Augenwinkel sehe ich, wie sie ihren Kopf abwendet und die Beine auf den Sitz gezogen hat. »Wohin fahren wir?«
»Raus aus der Stadt.«
»Und wohin genau?«
»Wirst du schon sehen«, brumme ich genervt von ihren Fragen. Kann sie nicht einfach still sein? Ich will jetzt keine Fragen beantworten und erst recht nicht reden. Mit quietschenden Reifen schneide ich eine Kurve knapp und drücke aufs Gas. Mein Kopf arbeitet auf Hochtouren um, herauszufinden, wer dahinter steckt. Wer würde ein Attentat auf mich verüben? Die Murdocks - nein, die nicht. Callies ebenfalls nicht, der schaut lieber zu, wie seine Frau einen anderen fickt. Um sich um mich zu scheren hat er keine Zeit. Bleibt nur noch Jeoffrey MacHenry. Selbst dem würde ich es nicht zu trauen. Okay zutrauen schon, doch im Moment ist keiner von ihnen fähig dies auch ausführen. Die sind alle viel zu viel mit sich selbst beschäftigt. Wer dann?

Ich grüble noch die ganze Fahrt bis nachhause darüber. Es ist zwei Uhr, als ich den langen Schotter weg bis zum alten Schloss hinauffahre. Es ist noch in weiter Ferne und nicht sonderlich groß von ihr aus gesehen. Erst nach einem Kilometer Kies verbirgt sich das Schloss hinter etlichen uralten Bäumen. Das pompöse Eisentor haben wir längst passiert. Ich kann Erins staunendes Gesicht sehen, als ich eine Runde vor dem Schloss drehe und in die Lücke zweier Autos fahre. Ich schlage die Räder auf dem Kies ein und ziehe den Schlüssel hastig ab. Erin rührt sich nicht. Eilig steige ich aus und gehe um die Motorhaube auf die Beifahrerseite zu. Ohne zu zögern, öffne ich die Tür und packe sie am Arm. »Hey!«, beschwert sie sich sofort bei mir und versucht, sich ihren Arm zu entreißen, erfolglos. »Halt die Klappe«, fahre ich sie an und zerre sie über den Schotter die Treppe nach oben. Ich stoße die uralte Tür des Duncans Castle auf und ziehe Erin hinter mir in die mächtige Halle. Es ist still im Haus und nur wenige Lichter brennen. Meine Mutter muss zum Glück schon schlafen, sonst säße sie auf dem Sofa im Wohnzimmer, was ich von hier aus sehen kann. Trotzdem räuspert sich jemand hinter mir. Ich wirble herum und ziehe die Britin näher. Sie windet sich noch immer in meinen Armen. Mir ist egal, ob ich ihr wehtue oder nicht. Im Moment habe ich ganz andere Sorgen. An einer der Säulen die links von uns weiter durch den Flur führen, lehnt Hamish, die rechte Hand meines Vaters. Ich kenne ihn, seit ich denken kann, und er ist immer an seiner Seite, wenn Alistair ihn braucht. Der muskulöse Schotte mit glattem Kinn und gestriegelten grauen Haaren mustert meine Begleitung misstrauisch. »Schleppst du uns die Nutten schon ins Haus?«, will er skeptisch wissen. Erin schnappt mit geweiteten Augen nach Luft. Bevor ein Ton ihren Mund verlassen kann, habe ich ihn ihr zugehalten und sie vor meine Brust gedrückt. Sie murmelt Unverständliches und versucht, meine Hand wegzudrücken. »Sagen wir Mal so«, beginne ich und ignoriere die zierliche Frau, die ich gefangen mit meinen Händen halte, »jemand wollte mich umbringen.«
Sofort wird das Gesicht von Hamish steinhart, wie meines. »Umbringen?«
»Ja, bist du taub? Umbringen verdammt. Der Typ hatte eine Kanone und wollte mich umlegen.«
Erin beißt mir auf die Finger und ich zische auf. Mein Griff um ihren Mund verstärkt sich. »Sei endlich still Verdammt! Sonst sperre ich dich zu den Hunden in den Zwinger. Mal sehen ob die auch so verfickt nett zu dir sind«, knurre ich ihr ins Ohr. Sofort gibt sie schwer atmend auf und schaut sich mit geweiteten Augen um. Sie hat Angst, was für mich keine Rolle spielt. Ich wende mich wieder Hamish zu, der noch gegen der Säule lehnt. »Wo ist mein Vater?«, poltere ich ihm entgegen. Er nickt auf die Tür zu. »Mit deiner Mutter in der Stadt. Sie sind morgen früh zurück. Ich fürchte das muss noch etwas warten.«

Klasse. Wieso informiert mich hier niemand über irgendwas? Da will mich einer umlegen und keinen juckt es. Mit Augen zu Schlitzen verzogen schaue ich denn Grauhaarigen in die Augen. Ich bin außer mir. »Dann sorg dafür das die Wachen das Tor schließen und die Posten verdoppeln. Ich habe es satt zur Zielscheibe zu werden, Hamish«, belle ich lautstark in seine Richtung. Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich drehe die Britin und mich herum und drücke sie in Richtung Keller. Fürs Erste bleibt sie dort unten, bis ich weiß, was ich mit ihr anstellen werde. Gehen kann sie unmöglich und wer weiß, vielleicht beschwert sie mir nochmal solche Orgasmen. O ja, das wird sie sicher.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt