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ERIN

Ich bin mental aufgewühlt nach dem Gespräch mit Glenna. Sie ist so nett und zuvorkommend zu mir, selbst jetzt da sie weiß, das ich schwanger bin. Sie verliert kein Wort gegenüber ihrem Mann darüber, über das ich ihr unendlich dankbar bin. Ich wüsste nicht was ich gemacht hätte, wüsste er es. Vermutlich läge ich dann schon längst in einem Sack, in einem selbst gescharrten Loch in der Erde. Bei dem Gedanken wird mir glatt wieder übel. Zum Glück kann ich es zurückhalten und übergebe mich nicht auf den Teppich vor meinem Bett. Wie komisch sich "mein Bett" doch anhört. Wieso betitle ich es überhaupt als solches? In meinem Kopf herrscht ein gigantisches Fragezeichen über all meinen Gedanken. Seit Tagen schon blicke ich bei dem Chaos da oben nicht mehr durch. Welcher Tag ist heute?

Verwundert und grübelnd zugleich beiße ich mir auf die Unterlippe. »Lass das, willst du sie etwa kaputt machen?«, erklingt Ewans tiefe Stimme. Erschrocken fahre ich auf. Er schreitet durch den Türrahmen in mein Zimmer hinein. Bevor ich ihn noch länger anschaue, kehre ich ihm den Rücken. Er soll nur merken das ich sauer bin. »Was willst du?«, frage ich ihn distanziert. Ich höre seine schweren Schuhe über den Boden laufen, mir näher kommend. »Fahr die Krallen ein Kätzchen«, sagt er vor mir zum stehen kommend. Er versperrt mir die schöne Aussicht ins grüne mit seinen breiten Schultern. »Denk nicht das ich nicht mehr sauer bin, Ewan. Deine Mutter hat mich vorhin darauf angesprochen. Sie weiß es verdammt«, lasse ich ihn wissen. Langsam habe ich es satt das er immer das Ruder in der Hand halten will. Anhand seiner harten Gesichtszüge weiß ich was er davon hält. »Wird sie etwas sagen?«
»Zu wem? Deinem Vater? Nein. Sie hat es mir versprochen«, flüstere ich. Erleichtert atmet er aus. »Ich rede nochmal mit ihr. Mach dir keine Sorgen Kätzchen, das steht dir nicht.«
»Dir auch nicht«, kontere ich. Er kommt mir daraufhin näher und schaut auf mich hinab. »Vorlaut?«
»Eine Frage oder eine Feststellung?«
»Eine fragende Feststellung.«
»Ich bezweifle, das es so etwas gibt.»
»Und?«, zuckt er mit den Schultern, »das spielt auch keine Rolle Kätzchen.«

Ich lege meinen Kopf schief und presse meine Lippen fest aufeinander. »Hör auf mich so zu nennen«, bitte ich. Es gibt schlimmere Spitznamen und vielleicht ist das auch ganz süß, aber im Moment bin ich noch sauer.
»Wie denn Kätzchen?«, fragt er mit gehobenen Augenbrauen. Er weiß was er da tut. Bevor er reagieren kann habe ich mich erhoben und ihm meinen Finger in die Brust gebohrt. »Weißt du eigentlich wie viele Namen mir gerade für dich einfallen?«
Er schüttelt ehrlich seinen Kopf. »Nein, aber sicher eine Menge, Kätzchen
Ich hole tief Luft bevor ich sie ausspreche. »Kotzbrocken«, er verzieht seine Lippen als Reaktion, »arroganter Idiot...«
Seine Mundwinkel zucken. Findet er das etwa lustig?
»Verwöhnt-«
Seine Hand legt sich blitzschnell auf meinen Mund. »Gibt es da noch was, das du mir sagen willst? Denn ich habe es nicht richtig verstanden. Hast du mich nicht letztens noch Gott genannt?«
Ich schnaube unter seiner Hand und ziehe meinen Kopf nach hinten, um ihm zu entkommen. »Vielleicht bist du nicht verwöhnt, aber du hast definitiv einen Gott-Komplex«, diagnostiziere ich ihm. Er bricht in schallendes Gelächter aus, es ist nicht oft zu hören. Ich kann mir keinen faszinierten Blick verkneifen, als sein Lachen endlich seine Augen erreicht.
»Nenn mich wie du willst, Fakt ist nur das dich wahrscheinlich noch nie jemand so zum schreien gebracht hat wie ich.«

Diesmal pruste ich los und seine Mine wird wieder härter. »Was? Lüg mich nicht an, Erin. Ich weiß es.«
»Sicher«, kichere ich und drehe mich von ihm weg. Ich will gerade auf die Tür zugehen als er mich am Handgelenk zurückzieht und mich aufs Bett schmeißt. Keine halbe Sekunde später lehnt er gefährlich nah über mir, das Knie zwischen meinen Beinen. Seine Hände drücken meine Handgelenke fest in die Matratze. Es gibt keinen Ausweg.
»Sag mir das ich richtig liege«, flüstert er mir rau entgegen, »ich weiß das es so ist.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich habe die anderen einen Background Check machen lassen. Keine Verlobung, keine Hochzeit die gemeldet ist. Außerdem gibt es niemanden, der eine Vermisstenanzeige geschaltet hat. Also sag mir schon wie er hieß. Denn du hast ihn entweder dazu gebracht dich zu hassen, oder ihm ist nicht mal aufgefallen, das du weg bist.«

Autsch. Unsere Augen treffen sich und ich presse meine Lippen noch fester aufeinander. Wieso muss er immer so gemein sein? Merkt er überhaupt wenn er anderen Menschen wehtut? Merkt er das er mit Worten genau so viel anrichten kann wie mit Taten? »Das geht dich nichts an und jetzt geh runter von mir du Fettsack!«
»Wen nennst du hier Fettsack? Das sind pure Muskeln!«
»Wer's glaubt Ewan, wer's glaubt«, murre ich genervt und winde mich unter seinen Griffen. Er lässt nicht locker. Stattdessen starrt er weiter auf mich hinab als würde er nach einer Antwort suchen. Eine die ich ihm nicht geben werde. »Du weißt das ich andere Menschen nicht so mit mir reden lasse«, erinnert er mich. »Sollte ich mich geehrt fühlen?«, bringe ich atemlos hervor. Es ist anstrengend gegen ihn arbeiten zu wollen. Er bewegt sich ja doch keinen Millimeter. »Sag mir wie er hieß«, verlangt er. Ahnungslos runzle ich meine Stirn. »Wieso? Was spielt das für eine Rolle?«
»Ich will ihm unter die Nase reiben, was er verpasst.«
Das soll sein einziger Grund sein? Wütend hebe ich mein Bein an, bevor es seine Mitte trifft ist er schon von mir gesprungen und steht mit verschränkten Armen vor dem Bett. »Musste das sein?«, frage ich und reibe mir im sitzen meine Handgelenke. Ich glaube das er nicht weiß, wie viel Kraft er manchmal hat.
»Also?«
Ich stöhne am Ende meiner Nerven auf und raufe mir die Haare. »Ewan bitte...«, flehe ich. Ist er nur deswegen hier? Um mich zu quälen?
»Moment mal-«, unterbricht er mich und beginnt breit zu grinsen. Ich weiß genau was das bedeutet. »Sprich es nicht aus«, bitte ich ihn und erhebe mich vom Bett. Wieso lässt er das Thema nicht ruhen?
Er hört nie auf mich, weswegen er es trotzdem anspricht. »Du hattest noch nie einen. Wow, jetzt sollte ich mich geehrt fühlen Kätzchen.«

Ich verschränke meine Arme und laufe langsam auf die Zimmertür zu. »Du bist nicht mein Freund«, erinnere ich ihn beim gehen. »Ja, aber der erste mit dem du-«
»Bist du nicht«, rufe ich ihm singend zu. Sofort erklingen seine eiligen Schritte. »Du stehst auf One Night Stands?«
»Wieso bist du überrascht?«
»Damals in der Bar sah es nicht so aus...«
»Ich mag sie auch nicht, aber hin und wieder...«
»Jeden Tag für eine Überraschung gut, Erin.«
Sprachlos schüttelt Ewan sein Kopf und folgt mit den Flur entlang. Ich muss heimlich schmunzeln.
»Wohin gehen wir eigentlich?«, frage ich ihn. Er sieht ungläubig zu mir hinunter. »Du bist doch losgelaufen?«
»Jaa«, Ich ziehe das a lang, »weil ich mir dachte das du gekommen bist, um mich irgendwo hinzuführen«, erkläre ich beim hinabsteigen der Treppe. Der dunkelblonde Schotte neben mir streift sich durch seine vollen Haare und lenkt mich in Richtung des Gartens. »Tatsächlich. Wir müssen noch etwas an deinen Schießkünsten feilen, nicht das du noch mich ausversehen triffst.«
Ich sehe zu ihm auf als wir durch den Garten laufen. »Glaub mir, wenn ich irgendwann auf dich schieße, dann sicher nicht ohne Grund.«

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt