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ERIN

Gestern Abend bin ich nur noch erschöpft in das große Bett gefallen. Es hat die ganze Nacht gestürmt und der heulende Wind hat mich schlafen lassen wie ein Baby. Als ich heute morgen aufgewacht bin, kitzelte mich die Sonne auf der Nase. Draußen ist es wärmer geworden. Die letzten Regentropfen glänzen auf den Blättern der Pflanzen, die ich vom Fenster erkennen kann. Wie jeden Tag, verschwinden die Gärtner zwischen den Büschen. Einige machen sich auf den Weg durch den großen Irrgarten am Rande des Parks. Er muss so groß wie ein Fußballfeld sein. Das Anwesen ist wirklich wunderschön.
Frisch geduscht sitze ich mit überkreuzten Beinen im Sessel und habe mein Kinn in die Handfläche gestützt. Von den letzten feuchten Strähnen, tropft das Wasser auf die schwarze Stoffhose, die ich trage. Wie gestern habe ich mir meinen Pullover bis zu den Fingerspitzen gezogen. Der Stoff reibt an meinem Kinn als ich mein Gesicht in Richtung Tür drehe. Es hat geklopft. Ohne abzuwarten was ich sage, marschiert Ewan selbstbewusst durch den Rahmen. »Bereit für deinen Ausflug, Kätzchen?«, fragt er gelassen. Verwirrt blinzle ich. Ausflug?
»Erinnerst du dich nicht? Eine halbe Stunde für jede Information die ich von dir bekomme«, hilft er mir auf die Sprünge. Jetzt macht es klick in meinem Kopf. »Doch, ich erinnere mich. Nur komisch das du mitkommst. Hast du Angst ich könnte abhauen?«, frage ich und stehe auf. Er schmunzelt verächtlich. »Wirklich? Die Hunde würden dich einholen bevor du weit genug weg wärst«, lacht er mich aus. Die Hunde?
»Welche Hunde?«, frage ich und gehe auf ihn zu. Sobald ich nah bei ihm bin kehrt er mir den Rücken und deutet mir ihm zu folgen. Wir durchqueren den langen Flur bis zur Treppe, hinab ins Erdgeschoss. »Du hast noch keine Bekanntschaft mit den Hunden gemacht«, stellt er amüsiert fest. Kopfschüttelnd hüpfe ich die letzte Stufe nach unten und eile hinter ihm her, um aufzuholen. Er ist viel größer als ich und seine Schritte weiter. Macht er einen muss ich zwei machen.
»Nein habe ich nicht. Könntest du etwas langsamer laufen? Oder haben wir Zeitdruck?«, will ich wissen. Wir verlassen das Haus fünf Stufen hinab auf einen gepflasterten Weg, direkt in den Park. Er schiebt seine Hände lässig in die Hosentaschen und wirft mir einen knappen Blick zu. »Du bist ein Zwerg, ist dir das schon aufgefallen?«, fragt er dreist. Nach Luft schnappend lege ich meine Stirn in Falten. Wie bitte?
»Meinst du das ernst? Ich bin durchschnittlich groß, du Riese. Hast du den Faktor mit einbezogen das du nur einfach zu groß bist?«
»Durchschnittlich groß?«, fragt er spitz und hält unter einem großen Baum inne. »Sagt die, die mir nur bis zur Schulter reicht, Erin. Durchschnittlich groß für Mittelerde vielleicht«, kontert er. Würde ich ein stiller Zuschauer sein, würde mich diese Konversation schon zum Lachen bringen. Allein das funkeln in seinen Augen ist göttlich. Ja vielleicht hat er recht, wenn er sagt das ich nicht sonderlich groß bin. Aber mich mit dem Hobbit zu vergleichen geht eindeutig zu weit.

»Das nimmst du zurück«, fordere ich und trete einen Schritt näher. Sein rechter Mundwinkel zuckt verdächtig. Auch er tritt einen Schritt näher. Nur wenige Zentimeter trennen uns noch. »Und was, wenn nicht, kleine?«, provoziert er mich weiter. Mit verschränkten Armen schaue ich ihm mutig in die Augen. Wir liefern uns ein stilles Duell, bei dem ich nicht gewillt bin aufzugeben. Diesmal gebe ich nicht nach. Es fällt schwer statthaft zu sein, weil seine Iriden sich so mörderisch in meine Graben, als würden sie mir die Seele und dem Leib saugen wollen. Dennoch schaffe ich es, dies zu überstehen.
»Dann werde ich keinen Sex mehr mit dir haben«, drohe ich. Er lacht schallend und legt seinen Kopf dabei in den Nacken. Hey, so lustig war das nicht...
Sein amüsierter Blick stachelt mich nur noch weiter an. Der Typ lacht mich eiskalt aus.
»Glaubst du dir das denn selbst?«, will er wissen und setzt seinen Weg fort. Schnaubend stapfe ich hinterher. Wir kommen am großen Schwimmteich an. Weiße Seerosen blühen im Wasser. In der Mitte des Teiches sprudelt eine Fontäne aus dem Wasser.
»Macht dir das eigentlich Spaß? Mich zu provozieren?«
»Ist das nicht offensichtlich?«, antwortet er darauf. Wir umrunden den Teich. Ewan steuert direkt auf den großen Irrgarten zu, vorbei an den Wegen, die sich zu dem Gästehäusern abgabeln. Was will er zwischen den vielen Hecken? Mich abknallen und sichergehen, das man meinen Körper nie findet? Es läge nah.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt