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ERIN

Wir passieren endlos viele Bäume, Sträucher und Wiesen, auf unserem Weg zu Fergus. Ewan weiß anscheinend genau wo es hingeht, denn er steuert zielstrebig auf unser Ziel zu. »Was ist passiert?«, möchte ich neugierig wissen. Ungewissheit mag ich überhaupt nicht. »Der Investor ist da. Fergus macht schon ein paar Bilder von ihm, damit wir sie später meinem Vater zeigen können«, erklärt er mir. Verstehe. Ich werde nervös, wenn ich daran denke das mein Chef ebenfalls hier ist. Er muss doch etwas unternommen haben, als er merkte das ich nicht wiederkomme? Wieso hat er nichts getan? Wieso ist es niemandem aufgefallen? Das alles wühlt mich auf so vielen Ebenen auf, da es mich immer schmerzlich daran erinnert, das ich da draußen niemanden habe, dem ich wichtig bin. Niemand hat es gemerkt, das ich verschwand. Keine Menschenseele...

Meine Gedanken rücken in den Hintergrund als ich endlich Fergus, neben einem Golfcart ausmache. Er hält eine Zigarette in den Händen und drückt den Stummel gerade im Rasen aus, als wir parken. »Hey, wo sind sie?«, fragt Ewan sofort. Sein Cousin deutet hinter die Bäume. Ich folge den beiden. Hinter einem Busch bleiben wir stehen. Tatsächlich steht hundert Meter weiter Mister Barnes. Er unterhält sich mit einem Mann, dessen Gesicht wir nicht sehen, da er mit dem Rücken zu uns steht. Wir hören nicht über was sie sprechen, aber Mister Barnes lacht und schwingt den Golfschläger durch die Luft. Mir wird ganz mulmig im Bauch wenn ich ihn dort stehen sehe und daran denke, das er wirklich etwas mit dem Attentat auf Ewan zutun haben muss. Und ich war die ganze Zeit so dumm und dachte, das es nur ein Zufall ist, das er sich mit diesem Mann trifft. »Alles okay? Du bist blass wie ein Stück Kreide...«, macht Fergus auf mich aufmerksam. Ewan dreht sich ebenfalls um. Ich hebe den Finger und deute ihnen einen Augenblick zu warten. Da kommt es mir schon hoch. Ich übergebe mich direkt in den Busch neben uns und höre Fergus hinter mir fluchen. »Oh verdammte scheiße Ewan, sieh was du angerichtet hast!«, fährt er ihn an während ich weiter mein Essen nach oben würge. »Ich? Wieso ich?«, schnauzt Ewan fragend. Fergus schnaubt laut und deutet auf mich. Das ist das einzige, das ich aus meinem Augenwinkel erkennen kann. »O bitte, ich rieche doch auf hundert Meter, das sie einen Braten in der Röhre hat!«

Ich wische mir über meine Lippen und stütze mich am Baum ab. Ewan wirft die Hände in die Luft und schlägt sie über dem Kopf zusammen. »Wirst du jetzt auch noch zur Hellseherin, Fergus?«
»Bitte? Ich bin doch keine Frau!«
»Was soll dass denn heißen?«, fahre ich ihn an. Der dunkelhaarige verdreht die Augen. »Nichts für ungut, Erin, aber ich hab sowas von nichts mit Kindern am Hut«, schüttelt er den Kopf. »Und was hat das jetzt mit mir zu tun? Woher weißt du es überhaupt?«
»Ach bitte, das ist doch offensichtlich. Die anderen müssen entweder blind oder völlig blöd sein, wenn sie es nicht merken«, schnaubt Fergus und sieht zwischen uns her. Er deutet auf Ewan und sieht mich an. »Mein Cousin, den ich über alles liebe, wirklich übrigens«, wendet er ein und sieht den besagten kurz an, »hasst alles und jeden auf dieser Welt. Nur dich nimmt er zum Golfen mit? Du schläfst in seinem Bett und isst mit seinen Eltern? Ja scheiße du hattest sogar seine Beretta! Nichtmal ich darf die nehmen. Also verdammt nochmal bekommt das in den Griff. Ich will nicht ständig mit euch allein sein, wenn ihr euch fast auffresst mit euren Blicken!«

Sprachlos sehe ich zu wie Fergus Ewan eine Kamera in die Hand drückt und sich in sein Golfcart setzt. Er legt den Gang ein und drückt aufs Gaspedal. Die Räder hinterlassen Matschflecken im schönen Rasen. »Was bitte war das?«, frage ich und sehe ihm nach. Ewan blickt mich für einen Moment an, bevor er sich wieder meinem Chef zuwendet und ein paar Bilder knipst. Ich sinke ins Golfcart auf den Sitz und starre völlig durch den Wind ins nichts. Fergus seine Ansprache hat mich umgehen. Ist da wirklich etwas dran, an den Worten die er gesagt hat? Er kennt Ewan so gut... viel besser als ich es je könnte. Und trotzdem hat er damit nur bewirkt, das Ewan sich wieder zurückzieht. Selbst als er wieder einsteigt und mir die Kamera in den Schoß legt, sagt er nichts. Die gesamte Fahrt zurück ist es mucksmäuschenstill. Ich klicke mich durch die Bilder die die beiden geschossen haben und komme endlich zu dem, auf dem Mann das Gesicht des mysteriösen Investors sieht. Und verdammt, er kommt mir bekannt vor.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt