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EWAN

Sie steht mit dem Rücken zu mir auf der kleinen Terrasse. Die Arme verschränkt, den Kopf geradeaus gerichtet. Selbst von hier, aus der Ferne, spüre ich ihre Ratlosigkeit und das drehen der Räder in ihren Kopf. Ich höre fast wie schwer sie grübelt. Das kühle Wasser plätschert aus der Karaffe in mein Glas. Tropfen perlen bis zum Boden hinab. Ich stelle das Gefäß zurück auf das Tuch, auf dem es stand. Trinkend schlendere ich nach draußen und komme neben Erin zum stehen. »Es ist schön hier, oder?«
»Ja, das ist es«, stimmt sie mir zu. Von der Seite beobachte ich sie genauer. Ihre sonst so glatte Stirn liegt in Falten. »Über was denkst du nach?«, möchte ich wissen und trinke einen Schluck. Erin senkt ihren Kopf für einen Moment und atmet tief durch, bevor sie ihn wieder anhebt. Ihr Blick ist stets in die Ferne gerichtet. »Ach... es ist nur wegen Mister Barnes. Ich kann mir nur nicht vorstellen, das er wirklich damit etwas zutun hat...«, erklärt sie mir leise. Darum geht es also. »Du wirst schon sehen«, antworte ich, »zu hundert Prozent.«
Erins simples nicken ist alles was ich bekomme. Der Wind fegt zwischen den Baumkronen entlang und bringt die Blätter zum Rascheln. Er wirbelt Erins Haare auf. Meine Hand hebt sich wie von selbst an, streicht behutsam die dunklen Strähnen aus ihrem Gesicht. Unsere Blicke treffen sich. Braun trifft blau. Ihre Mundwinkel zucken als ich mich hinabbeuge, meine Hand an ihren Hinterkopf lege und sie küsse. Sie wirkt überrascht und froh zugleich, denn sie macht einen Schritt auf mich zu und stellt sich auf Zehenspitzen. Sie schmeckt nach Weintrauben und Blaubeeren, wie süßes Wasser und tausende Früchte zugleich. Als wir uns wieder lösen verweilt meine Hand an ihren Haaren. Niemand von uns beiden will den Augenkontakt unterbrechen, doch ich muss derjenige sein, der uns ins hier und jetzt zurückholt. Fergus ist bereits weg und hat sich an Mister Barnes angeheftet. Ich hoffe das er mir bald ein paar Ergebnisse liefern kann. Bis dahin könnten wir Erins Chef aus der weiten Ferne beobachten und etwas Spaß haben.
»Hast du eigentlich schonmal Golf gespielt?«, erkundige ich mich schmunzelnd. Ehrlich schüttelt sie ihre Haarpracht und lässt ihre Finger meine Brust hinabwandern. Sie hängen neben ihrem Körper, sie sieht kein einziges Mal weg. »Nein, bringst du es mir bei?«
Wie könnte ich bei diesem Gesicht nein sagen?
»Wenn du dich kein einziges Mal beschwerst«, lautet meine Bedienung. Ihr Lächeln wird breiter und weitet sich zu einem grinsen. »Mal sehen wie langweilig es wird«, kichert sie aufgeregt und tritt von mir weg. Sie macht sich auf dem Weg nach drinnen und ich schaue ihr für einen Moment nach, bevor ich ihr folge. Bei jedem Schritt wippt ihr kurzer Rock mit und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als ihn ihr vom Körper zu reißen.

~

James hat uns den Schlüssel zu einem der Golfcarts gegeben. Ich fahre, Erin sitzt neben mir. Alles was wir zum Spielen brauchen befindet sich hinter uns. Ich biege auf einen der Wege ab, die vom Schotter in Gras übergehen. Wir fahren an ein paar Spielern vorbei, die gerade zum nächsten Loch wechseln. Erin schiebt sich ihre Sonnenbrille tief ins Gesicht, hat die Beine überschlagen und schaut sich um. Sie sieht heute gelassen und glücklicher als die letzten Tage aus. Dabei fällt mir auf das sie schon lange kein Wort mehr über Manchester verloren hat. Ich weis nur nicht, ob das etwas gutes, oder etwas schlechtes ist.
»Also wo genau befindet Fergus sich gerade?«, höre ich sie mich fragen. Mein Blick huscht nach unten auf das leuchtende Display meines Telefons. »Etwas nördlicher von uns. Er ist ein Loch hinter Mister Barnes, aber bis jetzt scheint er noch allein zu sein«, lese ich aus Fergus' Nachricht heraus. »Verstehe. Hast du eine Ahnung wer dieser Investor sein könnte?«
Was eine exzellente Frage.
Mein Fuß zieht sich vom Gaspedal zurück und wir bleiben mitten in der Natur stehen. Hier oben ist niemand. Vor allem nicht, weil es so abgeschieden ist. Fernab vom eigentlichen Geschehen des Golfclubs. Die Anhöhe ist kaum einsehbar vom Restaurant oder dem restlichen Teil. In der Ferne sieht man die Bucht und den Hafen, noch weiter hinaus das unendliche Meer, das eins mit dem Horizont wird. Ich steige aus und betrete den kurzen Rasen mit meinen Schuhen. »Wenn ich es wüsste, würde ich dann dieses ganze Tamtam veranstalten? Ich bin sicher Fergus könnte sich auch bessere Dinge vorstellen«, sage ich. Erin legt ihren Arm auf die Lehne des Sitzes und schaut mich über ihn an. »Ich dachte nur, das du vielleicht eine Vermutung hast, wer es sein könnte...«, erklärt sie mir. Nach einem Eisen langend schüttle ich den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Und jetzt komm schon, du wolltest Golfen«, erinnere ich sie und entferne mich immer weiter vom Golfcart. Erin springt heraus und eilt auf mich zu. Sie schnappt sich den Schläger aus meinen Händen und dreht sich. »Also, willst du mir endlich zeigen wie es geht?«, fragt sie mit gehobenen Augenbrauen. Ich weiß das sie das lustig findet. Sie will mich herausfordern, mich ärgern und mich zur Weißglut bringen. Wenn sie nach all den Wochen immer noch so wenig über mich weis, dann wird es mir ein Vergnügen sein, auf ihr Spiel einzugehen. Ein Duncan gewinnt immer.

Ich klatsche einmal in die Hand und komme ihr näher. Aus meiner Hosentasche ziehe ich einen Golfball und drehe ihn zwischen meinen Fingern. »Also, das hier ist der Anfängerkurs«, grinse ich schelmisch. Erin legt sich eine Hand ans Herz und tut so, als wäre sie verletzt. »Also wirklich, du musstest das Messer auch nicht noch umdrehen«, sagt sie mit verzogenen Lippen. Die Britin kann ihre zuckenden Mundwinkel nicht verstecken. »Erst zustechen, dann umdrehen, merk dir das«, antworte ich und knie mich auf die Erde hinab. Ich platziere den Ball auf dem Golftee, den ich vorher in die Erde gesteckt habe. Er sitzt perfekt auf der kleinen weißen Halterung. »Und was, wenn ich eine Pistole habe?«, legt sie den Kopf schief. Meine Augen fahren von ihren überkreuzten Schuhen, die nackten Beine hinauf, über ihren Rock und das Poloshirt, das im Saumen steckt. »Du willst mich wirklich weiter reizen?«
Mit dem Golfschläger in ihrer Hand streift sie über meinen Unterschenkel. »Mhm, ich weiß nicht, es ist lustig.«
Verstehe. Ich erhebe mich einatmend und nehme den Schläger an mich. »Wenn du so weitermachst, dann bringe ich dich zu deinem Chef und du kannst sehen, wie du aus dem Schlamassel wieder rauskommst«, warne ich. Sie beginnt zu lachen. »Ohoh«, schmunzelt sie und kommt mir näher. Innerlich lache ich ebenfalls. Es ist amüsant anzusehen, das sie denkt, sie hätte die Oberhand über mich. Obwohl am Ende immer noch ich derjenige bin, der sie mit ein paar Worten um den Finger wickeln könnte. »Ist dir aufgefallen das es immer wieder auf das eine hinausläuft?«, lenkt sie vom eigentlich Thema ab. Meine Finger streifen ihren Kieferknochen. »Aber genau das willst du doch, immer wenn du mich Herausforderst«, entlarve ich sie. Ertappt funkeln ihre Augen mich an. »Vielleicht«, wispert sie lügend, »aber die meiste Zeit macht es einfach nur Spaß.«
Natürlich würde sie nie zugeben, das sie scharf auf mich ist. Aber ich kann sie mittlerweile ganz gut lesen und weiß, wenn sie nicht aufrichtig ist. »Wollen wir jetzt anfangen? Oder willst du mich weiter so anstarren als würdest du mich gleich hier wollen?«, hole ich sie ins hier und jetzt zurück. Sie schlägt mir gegen die Brust, was mir ein schmales grinsen entlockt. Während ihre Wangen sich rosarot färben, trete ich hinter sie und lege ihre Hände an den Schläger. Ihre Haare pusten mir ins Gesicht und ihr Duft schwebt mir vor der Nase. Meine linke Hand wandert hinab zu ihrem Becken und drückt es ein Stück nach hinten, sie beugt ihre Knie ein Stück an. Mein Fuß schubst ihren noch ein Stück nach außen und meine Hand strafft ihren Rücken. Sie hält den Schläger fest in den Händen und ist bereit zum Abschlag. Mit sie sich etwas mehr bemüht, neige ich meine Lippen zu ihrem Ohr hinab. »Wir verändern die Regeln ein bisschen. Jeder hat sechs Schläge, okay? Wenn du mich besiegst, dann habe ich heute Abend ein Geschenk für dich«, flüstere ich.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt