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ERIN

Ich erwache an einen Stuhl gefesselt. Die Nacht habe ich kaum ein Auge zugetan. Ewan hat mich gestern hier festgebunden und zurückgelassen. Ich habe weder eine Ahnung wo ich bin noch wer durch diese Tür spaziert. Ewan ist ... kein guter Mann. Im Bett hat mich sein ungehobelter Umgang angeturnt, doch im Moment wünsche ich mir nichts sehnlicher, als nachhause zu können. Das Gesicht des Toten kommt mir immer vor Augen, wenn ich sie schließe. Ich habe viele Fragen, doch niemand ist hier, um sie mir zu beantworten. Die zu fest gebundenen Fesseln schneiden schmerzhaft in meine Haut und hinterlassen rote Stellen an meinen Handgelenken. Ich befinde mich in einem weiträumigen Kellerraum mit glänzendem Boden und gewölbten Decken, die Säulen stützen. Außer den Stuhl auf dem ich sitze, gibt es nur den Pool schräg hinter mir. Sein beleuchtetes Wasser reflektiert an der Gewölbedecke. Durch die schmalen Fenster, die den Schotter der Einfahrt zeigen, sehe ich ab und zu ein paar große Schuhe Langlaufen. Am Rande der Scheibe erkenne ich die parkenden Autos. Meine Sachen müssen in Ewans Geländewagen sein. Dort habe ich sie das letzte Mal gesehen. Mein Telefon hat er mir gestern abgenommen und in seiner Jacketttasche verschwinden lassen, nachdem er die SIM Karte zerknickte. So erlosch meine Chance hier wegzukommen. Ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich bin, nur das es ein Schloss in den Highlands ist in dem ich mich befinde. Nach einer halben Stunde durch Inverness habe ich in der Dunkelheit gänzlich die Orientierung verloren. Mir ist speiübel, wenn ich daran denke, dass das Zimmermädchen heute Morgen einen toten Mann auf meinem Teppich gefunden hat. Sie werden mich verdächtigen. Denken, das ich es gewesen bin, der ihn ermordet hat. Gott ... Galle steigt in mir auf, zugleich öffnet sich die Tür krachend. Ich schrecke auf. Schluckend reiße ich den Kopf nach links zur Tür und entdecke Ewan mit einer dampfenden Tasse hineinspazieren. Er schubst die Tür mit dem Fuß zu und zieht sich einen Stuhl herbei, der wohl irgendwo hinter mir stand. Gelassen sinkt er hinab und stellt seine Tasse auf dem Oberschenkel ab. Wie gestern trägt er eine derbe Anzughose, diesmal eine karierte in beige und ein weißes Hemd. Seine polierten Schuhe glänzen im Deckenlicht. Es riecht nach Kaffee.

»Du siehst scheiße aus«, bemerkt er mit steinhartem Gesicht. Es ist, als würde er eine Maske tragen, durch die niemand schauen kann. Seine Augen fahren meinen Körper entlang, ich spüre jeden Blick, den er mir zuwirft. »Liegt vielleicht an dem fünf Sterne Hotel hier«, erwidere ich bissig und funkle ihn garstig an. Er nippt amüsiert an seinem heißen Getränk. »Mh, ich habe ganz angenehm geschlafen«, zuckt er mit den Schultern. Schnaubend wende ich mein Gesicht ab und starre an die blanke Wand neben mir. Soll er denken, was er will. Vielleicht ist das alles ein Spiel für ihn.
»Wieso lässt du mich nicht gehen?«
»Ist die Frage ernstgemeint?«, lacht er.
Mit einem Todesblick starre ich ihn an. »Schön dass das für dich witzig ist, aber für mich ist es kein Spiel«, keife ich und rüttle an meinen Fesseln, die mich an Ort und stelle haben. Ihm vergeht endlich sein dämliches grinsen und weicht einem, bei dem mir ein arktischer Schauer über den Rücken jagt. »Fahr deine Krallen ein Kätzchen. Ich kann auch anders« warnt er mich gefährlich ruhig. Es sollte mir das Angst machen, doch in mir staut sich nur noch mehr Wut auf. Stöhnend Winde ich mich im Stuhl und versuche, die Fesseln zu lösen. Die Seile reiben meine Haut auf und ich verursache nur noch mehr schmerzen als zuvor. »Verdammt!«, zische ich und ziehe meine Arme an mich, doch sie bewegen sich keinen Millimeter. Ewan schiebt seinen Stuhl zurück und stellt seine Kaffeetasse ab. Schleichend kommt er auf mich zu wie eine Schlange, bevor diese sich ihre Beute schnappt. Er legt seine Hände neben meine festgebunden Arme auf die Lehne und stiert mich angepisst an. »Du bist eine ganz schöne Kratzbürste, weißt du das? Ich hätte dich im Hotel exekutieren können, aber habe dich gnädigerweise am Leben gelassen, Britin«, spuckt er mir entgegen. Hektisch atmend senke ich meine Augen auf meine Beine hinab. Sein Gesicht ist so nah an mir, das ich seinem dominanten Blick nicht mehr standhalte. Er packt mein Kinn grob und zwingt mich, ihn anzusehen. Seine Hand übt Druck auf meinen Kiefer aus, sodass ich nicht anders kann als ihm in die Augen zu blicken. Er ist mir so nah, das ich seinen heißen Atem auf meinen Lippen spüre. »Das hier ist kein Spiel Erin. Ich habe dir einen Gefallen getan, als ich dich mitgenommen habe, ob du es merkst oder nicht. Also sein kein undankbares Miststück.«

Unverständlich sehe ich ihn an. »Du hältst mich in deinem Keller gefangen!«, fauche ich und schnappe fassungslos nach Luft. Ist das sein Scheiß ernst?
»Besser als Tod in einem Hotel in Inverness«, knurrt er. »Jetzt halt deine dumme Klappe. Du flehst mich ja förmlich an dir eine Kugel in den Schädel zu jagen.«
Er schlägt neben mir auf das freie Stück Holz der Armlehne. Mein Körper zuckt verängstigt zusammen. Sein eisiger, vor Zorn trotzender Blick bohrt sich tief in meinen, ist über mir. Seine Dominanz schüchtert mich ein. Es wird still zwischen uns, denn er lässt mich stumm wissen, was er mir sagen will. Seine Augen schicken kleine Todesblitze direkt in meine. Wie Nadeln, die sich in meine Haut bohren.

Seine Finger schieben sich plötzlich in meinen Hosenbund, ich halte die Luft an, versuche wegzurutschen. Vergeblich. Die festen Seile halten mich an Ort und stelle. Sein Kopf kommt mir näher, als sein Daumen über meine Mitte kreist. Keuchend schnappe ich nach Luft, bin nicht fähig, unseren Augenkontakt zu brechen. Er starrt mich einfach nur monoton an, während seine Finger Kreise ziehen. »W-was tust du da?«, stöhne ich lustvoll und spüre das Pochen in meinem inneren, das sich zu einem gewaltigen Kribbeln entwickelt. Wie ein Hitzeschauer, der geradewegs meinen Bauch hinab schießt. Wieder antwortet er nicht, stiert mich schweigend an. Am Rande der Verzweiflung werfe ich meinen Kopf in den Nacken und schließe meine Augen. Meine Hände ziehen sich zu Fäusten um die Lehne, ich kralle mich fest in das alte Holz des Stuhles und drücke ihm mein Becken entgegen. Seine große Hand packt meine Haare und zwingt mich, ihn anzusehen. Mit geöffneten Lippen starre ich zu ihm auf. Ich fühle mich wie ein hilfloses Tier, das ihm unterworfen ist. Er hat die Zügel in der Hand und ist nicht bereit, sie aus der Hand zu legen. Seine Hand ziept an meinen Haaren und seine Augen funkeln mich wütend an. Erst als ich am Rande der Verzweiflung die Augen flatternd schließe, hört er auf. Völlig durcheinander sehe ich ihn an, spüre wie seine Finger langsam aus meiner Hose verschwinden. Ich erwische mich, wie ich mehr will. Mehr von ihm, obwohl ich ihn in diesem Moment so sehr hasse. Seine raue Art und die weiße, wie er mich zum Höhepunkt bringt, rauben mir den Verstand. Er zieht ein letztes Mal meinen Kopf in den Nacken, bevor er sich aufrichtet und von mir ablässt. Ohne einen Ton zu sagen, verschwindet er mit seiner Tasse in den Händen und lässt mich wie ein Wrack zurück.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt