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ERIN

Das Wasser ist so unglaublich warm. Es gleitet leuchtend durch meine Finger, angestrahlt von den Spots im Becken. Ewan hält mich fest, während ich mich nach hinten gelehnt habe und an die Gewölbe Decke starre. Das Wasser spiegelt sich am sandigen Putz wie in einer Grotte. Es ist so friedlich hier unten. Abgeschieden von der Welt und meinen Sorgen kann ich loslassen.
Erst als Ewans Hände über meine Wirbelsäule gleiten holt er mich ins hier und jetzt zurück. Einatmend raffe ich mich auf und streiche mir meine Haare nach hinten. Sie hängen wie ein Teppich von meinem Kopf hinab. Meine Mundwinkel zucken als ich seinen ernsten Blick vor mir sehe. Ich hebe meine Hände an seine Wangen und ziehe mit meinen Daumen seine Mundwinkel nach oben. »Lass das«, brummt er und ich schmunzle, »wenn du freundlicher schaust«, erwidere ich. Er zieht mir seinen Kopf weg und meine Hände sinken auf seine Schultern. Viele seiner Tattoos ziehen sich bis an seinen Hals. Sein Körper ist eine faszinierende Leinwand. Unterwasser ziehe ich mich enger an ihn heran. »Also wieso sind wir hier?«
Ich bin zu neugierig um nicht nachzufragen. »Muss es einen Grund geben?«
Ich lege meinen Kopf schief und betrachte seine nassen Haare. Er schaut heiß mit ihnen aus. Vielleicht sind das die Hormone, oder einfach nur meine Gedanken. Ich kann es nicht mehr unterscheiden. Langsam aber sicher komme ich seinen Lippen näher, unsere Augen treffen sich. Er schaut mich an, als wäre da etwas in meinen Iriden, dass es wert wäre angesehen zu werden. »Alles was du machst, hat einen Grund Ewan.«
»Durchschau mich nicht, das mag ich nicht«, bittet er. »Und wieso?«, hinterfrage ich. Seine Fingerkuppen streifen meine Wange. »Weil das niemand tut.«

Das Lächeln auf meinen Lippen ist echt. Also bin ich die erste, die das geschafft hat. Meine Hände liegen in seinem Nacken, spielen mit den Spitzen seiner Haare. »Sollte ich mich geehrt fühlen?«, ahne ich ihn wie vorhin in meinem Zimmer, nach. Ewans Mundwinkel zucken für wenige Sekunden.
»Immer.«
Mein Lächeln wird nur noch breiter. Unsere Lippen treffen aufeinander und lösen in mir dieses bekannte Kribbeln aus. Seine Zunge schiebt sich in meinen Mund ich seufze auf, grabe meine Fingerkuppen in seine kurzen Haare. Im Moment ist mir der Rest der Welt egal. Selbst sein Vater, oder der, der ihn umbringen wollte. Ewan ist der einzige, der im Moment zählt. Vor allem aber, weil er der einzige ist, der diese Gefühle in mir auslöst - mich zum Lachen und weinen bringt.
»Das habe ich so vermisst«, gestehe ich wispernd. Unterwasser drückt er mich sanft enger. Unsere Körper prallen aufeinander und verdrängen das Wasser zwischen uns endgültig. Seine Küsse bringen mich um den Verstand. Ich weiß das Ewan nicht gern über seine Gefühle spricht. Daher reicht es als Antwort, als er den Kuss vertieft und wir tiefer ins Wasser sinken. Nun schauen nur noch unsere Köpfe hinaus. »Bist du noch sauer?«, vergewissert er sich. »Nein«, nuschle ich zwischen unseren küssen, »mir tut es auch leid«, entschuldige ich mich. Das bin ich ihm schuldig.
»Wieso?«
Er löst sich von mir um mir in die Augen zu sehen. Seine funkeln im Schein der Strahler wie Sterne.
»Naja... ich habe dich dafür verantwortlich gemacht, das hätte ich nicht tun dürfen. Das tut mir leid«, erkläre ich ehrlich. »Ach Kätzchen, entschuldige dich nie wieder, okay? Steh zu deinen Worten, auch wenn es andere Menschen verletzt.«
Seine Worte geben mir zu denken. Irgendwie hat er ja recht. Aber manchmal ist es besser, die Klappe zu halten. Ich bewundere Ewan für seine Haltung. Er sagt was ihm auf der Zunge liegt und schert sich nicht, was andere dazu sagen. Ich wäre gern etwas wie er in dieser Hinsicht.

Mit geschlossenen Augen lehne ich meine Stirn gegen seine. Sein Atem prallt gegen meine Lippen und verschafft mir Gänsehaut, trotz des warmen Wassers. Es wird still zwischen uns. Nur noch das Wasser hört man ab und zu, wenn wir uns bewegen. Alles schallt in den Gewölben wieder. Dennoch ist es so friedlich hier unten. Irgendwann lege ich meinen Kopf auf seiner Schulter ab und ziehe feine Linien durchs Wasser. Das warme nass perlt von den Haaren an unseren Körpern hinab. Fast vergesse ich wo wir hier sind. Noch nie zuvor habe ich Ewan so ruhig erlebt. So verdächtig ruhig...
»Wie war es in der Stadt mit Fergus?«, erhebe ich als erste das Wort. »Es war langweilig. Dein Chef hat sich mit einem Mann getroffen. Sie waren essen. Stundenlang haben wir sie observiert, bevor er nur eine interessante Sache gesagt hatte. Weißt du zufällig etwas von einem Investor?«
Meine Augenbrauen ziehen sich ratlos zusammen. »Nein, soweit ich weiß nicht. Mister Barnes hat nichts von einem Partner erwähnt. Immerhin sind auch alle Verträge nur über seinen Namen und den der Firma.«

So sehr ich mich auch anstrenge und darüber nachdenke - nichts will mir in den Sinn kommen, das ihm weiterhelfen könnte. »Denkst du dieser Investor hat etwas damit zutun?«, möchte ich leise wissen, hebe meinen Kopf dabei an. »Darauf wette ich meine Beretta«, schnaubt er. »Ach wirklich? Also wir gegeneinander? Wenn ich gewinne, bekomme ich sie?«, frage ich sicherheitshalber nach. Er nickt knapp. Ich schlinge meine Arme fester um seinen Nacken und küsse seinen kurzen Bart. Seine Stoppeln kitzeln meine Lippen, was mir ein Lachen entlockt. Er schnappt sich mein Kinn um mich zu küssen. Intensiv, rau, verlangend. Unsere Schenkel reiben aneinander und ich weiß genau was er will, als ich den Beckenrand in meinem Rücken spüre. »Hier im Pool?«, frage ich ihn atemlos. »Sicher. Es wird uns niemand stören«, verspricht er. »Und wenn doch?«, wende ich ein. Er winkt gelassen ab und klemmt mich zwischen ihm und dem Beckenrand ein. »Dann ist es eh schon zu spät, Darling.«

Meine Wangen erröten auf seine Worte hin. Ich spüre wie er mir Unterwasser meine Unterwäsche abstreift. Sofort darauf spüre ich ihn an mir. Mein Herz klopft genau so hektisch wie immer, als er in mich eindringt und ich mich in seine Schultern Kralle. »Entspann dich«, haucht er mir ins Ohr und küsst meinen Hals entlang. Er bewegt sich, das Wasser dämpft es ab. Ich lege meine Finger in seinen Hinterkopf, ziepe leicht an seinen Haaren und presse ihn enger gegen mich. Seine Hände sind überall auf meinem Körper, seine Lippen fesseln mich mit ihren Küssen. Ich kann nicht anders als leise zu stöhnen. Es ist anders zwischen uns. Weder schnell, noch rau oder forsch. Wie eine völlig neue Seite, die er mir gerade zeigt. Seine Hände drücken mich tiefer auf sein Becken, bewegen mich in seinem Rhythmus. Er küsst mich, als würde die Welt davon abhängen. Als könne ich all die Dinge wieder geradebiegen, die falsch gelaufen sind. Als würde ich ihm wirklich etwas bedeuten.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt