ERIN
Die Dusche plätschert, als wir im Badezimmer ankommen. Er kickt die Tür mit seinem Fuß zu und lässt mich kurzerhand auf die Beine rutschen. Keine Sekunde später reißt er mir mein Oberteil über den Kopf. Es landet wahllos in einer der Ecken des Badezimmers, so wie der Rest meiner Kleidung. »Denk ja nicht, das ich mir nach unserer kleinen Nummer hier, keine Bestrafung für dich einfallen lasse, Kätzchen«, warnt er mich vor. Er kann denken was er will, ob er mir glaubt oder nicht, aber ich wollte wirklich nur an die frische Luft. Dieses Zimmer schürt meine Albträume. Inzwischen habe ich das Gefühl, das die Wände auf mich zukommen, jedes Mal, wenn ich mich darin aufhalte.
»Eine Bestrafung? Das hier ist bereits meine Bestrafung«, murmle ich und streife mir meine Unterwäsche ab. Ewan kann im Gegensatz zu mir, nicht darüber lachen. Er hebt mich stattdessen an und trägt mich die letzten Meter bis zur Dusche. Der heiße Wasserstrahl trifft meinen Kopf und ich schnappe erschrocken nach Luft. Mit einer Hand schließt er die Kabinentür. Er geht einen weiteren Schritt und der Strahl bedeckt uns vollständig. Ich habe meine Beine um seine Hüften geschlungen, meine Hände an sein stoppeliges Kinn gelegt und ihn zu mir gezogen. Sein kurzer Bart kitzelt mein Gesicht, als ich ihn küsse. Seine Lippen sind so weich und schmecken so gut, das mir glatt ein seufzen entfährt. Auf meinem gesamten Körper breitet sich eine wahnsinnige Gänsehaut aus, so wie noch nie zuvor. Seine Arme sind fest um meinen Rücken geschlungen, ohne den Willen mich so schnell wieder loszulassen. Unsere Gesichter sind nass, ihm rinnt das Shampoo von den Haaren den Nacken hinab. Luftholend öffne ich meine Augen und werde von ihm zu Boden gelassen. Er schaut schwer atmend zu mir hinab, ihm kleben mehrere Strähnen auf der Stirn. Lippenbeißend hebe ich meine Hand und bewege meinen Zeigefinger auf seiner Stirn, um sie von seinen Haaren zu befreien. Schweigend starren wir uns durch das warme Wasser der Dusche an. Die Scheiben der Kabine sind längst beschlagen und es ist tropisch warm im inneren. Kurzzeitig verharren wir in unseren Positionen, bevor er sich zu mir hinunterbeugt und mich erneut küsst. Unsere Zungen tanzen miteinander, tragen stumm einen Wettbewerb aus, den er haushoch gewinnt. Er vereinnahmt meine Seele in diesem Kuss und das kann ich ihm nichtmal übel nehmen.Mit einem Handgriff hat er mich umgedreht und mich gegen die beschlagene Glasscheibe gedrückt. Er spreizt meine Beine ein Stück und dringt ohne Vorwarnung in mich ein. Ein lustvolles Stöhnen entflieht mir. Ich schließe meine Augen, spüre wie sein Arm sich um meine Schultern schlingt und seine Finger sich in mein rechten Oberarm graben. Er drückt mich gegen das Glas und bewegt sich in mir. Sein Gesicht sinkt in meine Halsbeuge hinab. Er keucht gegen meine Haut, ich spüre seine Lippen an meinem Hals. Seine freie Hand greift nach meiner und presst sie neben mich an das Glas. Er schiebt seine Finger zwischen meine. Es ist so still im Raum, das ich seinen schweren Atem vor allem anderen höre. Alles rückt in den Hintergrund. Ich spüre und fühle nur ihn. Sein Körper schmiegt sich an meinen, als würde er sich danach sehnen. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, während er seine Stirn gegen meine Schulter presst und schneller wird.
»Hör nicht auf«, bitte ich ihn atemlos. Ich will, das dies nie endet. Niemals im Leben. Seine Griffe werden stärker, seine Stöße grober und hektischer. Ich weiß das er kurz davor ist, zu kommen. Ich bin es nicht, aber das ist okay. Vielleicht ist das meine Bestrafung.
Er kommt keine zwei Minuten später, während ich kurz davor bin und es doch nicht schaffe über die Klippe zu springen. Er vergräbt sein Gesicht in meinen nassen Haaren, atmet noch immer schwer. Seine Brust an meinem Rücken, hebt und senkt sich angestrengt. Meine Augen fallen müde zu. Es muss mittlerweile kurz nach zehn sein, aber es fühlt sich an, als wäre es mitten in der Nacht. Es fühlt sich merkwürdig gut an, ihm so nah zu sein. Viel zu gut. Meine Stirn lehne ich gegen die Scheibe und schnaufe. Als ich spüre, das seine Hand gen Süden wandert, stoppe ich ihn. »Nicht, schon okay«, halte ich ihn auf. Er schnaubt ungläubig in meine Haare. »Vielleicht ist das meine Bestrafung«, flüstere ich, »besser die, als noch weniger Tageslicht.«
Er lässt seine Hand auf meinem Bauch verharren und nickt. Seine Haut erwärmt meine, und aus seinen Fingerkuppen schießen kleine, kitzelnde Blitze die meinen Magen treffen. Obwohl mir vorhin noch übel war, geht es mir nun besser. Vielleicht lag es daran endlich aus diesem Zimmer zu kommen, oder an ihm. Ja, vielleicht Nummer zwei.
»Wie du willst«, haucht er gegen mein Ohr, zieht sich aus mir zurück. Kälte umhüllt meinen Körper. Hinter mir öffnet sich eine Shampooflasche. Kurz darauf spüre ich seine große Hand in meinen Haaren. Verwundert halte ich inne und lasse ihn machen. Seine Finger massieren das duftende Shampoo in meine Kopfhaut, Millimeter für Millimeter arbeitet er sich vor. Meine Augen fallen erneut müde zu. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, das da in mir vorgeht. Er ist so anders zu mir, als vor ein paar Tagen. Vielleicht ist das nur die Ruhe vor dem Sturm, rede ich mir ein. Vielleicht ist es die Sonne bevor der Regen einsetzt. Die letzten Fünkchen Licht bevor die Nacht hereinbricht. Oder einfach nur eine Seite an ihm, die ich bis jetzt noch nicht kannte.
»Beug dich nach hinten«, bittet er mich. Wie gefordert neige ich meinen Kopf zurück unter den Strahl. Das Wasser wäscht mir langsam das Shampoo aus den Haaren, bis nichts mehr übrig ist.Als wir beide fertig sind und ich nach seinem Duschgel rieche, verlassen wir die Kabine. Ich sitze in ein Handtuch gehüllt auf dem Rand der Badewanne, Kaue auf meiner Lippe, während er sich umzieht und ich ihn heimlich beobachte. Er streift sich eine schwarze Jogginghose über, die tief sitzt. Mit einem Handtuch wuschelt er sich über die Haare und läuft Oberkörperfrei an mir vorbei ins angrenzende Schlafzimmer. Ich sitze, wie an Ort und Stelle angewachsen, auf dem Rand der Badewanne, nicht fähig etwas zu tun. »Föhn dir die Haare«, ruft er aus dem Zimmer, »schau mal in die Schublade unter dem Waschbecken.«
Zögernd gehe ich auf den Waschtisch zu und öffne die obere Schublade. Ein schwarzer Föhn liegt ordentlich in dem aufgeräumten Schränkchen. Ich gehe sicher, das mein Handtuch fest um meinen Körper gewickelt ist, bevor ich ihn mir greife und in die Steckdose stecke. Während der Föhn mir die Haare um den Kopf pustet und sie trocknet, erkenne ich Ewan durch den Spiegel, im Türrahmen lehnen. Er beobachtet mich, so wie ich ihn zuvor. Es dauert gute zehn Minuten bis meine dicken Haare endlich trocken sind. Inzwischen ist mein Körper ebenfalls nicht mehr nass und obwohl es warm im Zimmer ist, friere ich. »Hier«, sagt Ewan als ich mich umdrehe. Er wirft mir ein schwarzes Stück Stoff entgegen, das sich als ein Pullover entpuppt.
»Damit du nicht nackt über den Flur musst. Die Männer meines Vaters lauern hier überall.«
Überrascht sehe ich ihn mit großen Augen an. Das ist wirklich nett von ihm. Meine alte Kleidung ist leider nass, da sie zu nah an der Dusche lag. »Danke«, wispere ich und lege Hand an den knoten des Handtuchs. Mit den Fingern in den Hosentaschen, nickt der muskulöse Schotte. Sein tätowierter Oberkörper ist definiert und voller Muskeln. Früher wäre ich bei diesem Anblick vermutlich tot umgefallen. Ich komme nicht oft in Kontakt mit dieser Art von Männern. In meinem Leben gab es nur die halbwüchsigen, in viel zu großen Anzügen und Hemden. Die Milchbubis mit der dicken, falschen Uhr am Handgelenk und dem unausstehlichen Charakter. Ewan ist der erste seiner Art, der mir begegnet. Er dreht sich nickend um, bevor ich das Handtuch fallen lasse und verschwindet nebenan. Mit einem Handgriff habe ich mir den warmen Pullover übergezogen, der mir bis über den Po reicht, ja sogar bis zur Mitte meiner Oberschenkel und bis zu meinen Fingerspitzen. Unsicher betrachte ich mich im Spiegel. Das Teil ist mir viel zu groß, aber eben auch viel zu gemütlich um ihn wieder abzulegen.Ich trete aus dem Bad in sein Zimmer, den Berg meiner Kleidung in den Händen. Er liegt inzwischen auf dem Bett und verfolgt jeden meiner Schritte genau. Ich sehe ihn schlucken als seine Augen meinen Körper abfahren. »Ich gehe dann mal wieder rüber«, eröffne ich ihm. Nickend starrt er mich an, sagt aber nichts. Wieso sagt er nichts?
So schnell ich kann verschwinde ich aus seinem Zimmer in meines, werfe die Tür hinter mir ins Schloss. Die Sachen schmeiße ich auf den Stuhl und werfe mich in das gemütliche, aber kalte Bett. Mein Herz klopft noch wild als ich die Augen schließe, mir die Ärmel seines Pullovers bis über die Finger rutschen und ich meine Nase in den schwarzen Stoff drücke. Alles riecht nach ihm. Meine Haare, mein Körper, seine Kleidung. Es ist, als würde er direkt neben mir liegen. Mit diesem Gedanken drifte ich in den ruhigsten Schlaf seit Wochen ab.
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...