ERIN
Ewan hat sich wieder einen ganzen Tag nicht blicken lassen. Wie noch vor ein paar Tagen, geht es mir Scheiße. Inzwischen ist mir auch vor dem einschlafen kotzübel. Vertage ich etwa das Wasser hier nicht? Oder liegt es doch am Essen? Ich bin verzweifelt. Erst als ich das Hausmädchen um ein paar Tabletten bat, ging es bergauf. Nun kämme ich mir, vor dem großen Spiegel im Badezimmer stehend, meine Haare und betrachte mich. Die Augenringe sind endlich verschwunden, aber trotzdessen sehe ich müde aus. Mein Bett und meine Wohnung fehlen mir mehr als alles andere, aber auch der Fernseher. Allein das einer in meinem Zimmer ist, ich ihn aber nicht benutzen kann, lässt es wie Folter aussehen. Sollte ich Ewan nach dem Kabel fragen? Oder doch lieber das Hausmädchen? Ich bin mir sicher, das sie alles seiner Mutter steckt. Sonst hätte ich wohl kaum die Tabletten bekommen. Hundert prozentig.
Meine Haare fallen mir über die Schultern und glänzen in der einfallenden Sonne. Meine eisblauen Augen, wirken heute wärmer. Die Vögel zwitschern in den Bäumen, das gibt mir für einen Moment Hoffnung. Wird heute ein besserer Tag? Ewan sagte nicht, wann ich das nächste mal nach draußen darf. Vielleicht heute, vielleicht erst in ein paar Tagen. Langsam aber sich bekomme ich Lagerkoller.Ich höre plötzlich, wie der Schlüssel sich im Schloss dreht und kurz darauf die Tür knarzend aufschwingt. Innehaltend starre ich durch den Spiegel hinter mich. Das Zimmermädchen kann es nicht sein, denn es ist noch nicht Zeit zum Essen. Ewans Mutter lässt sich ebenfalls nicht blicken, so kann es nur er selbst sein, der gerade durch die Tür spaziert kommt. Tatsächlich taucht seine große Statur im Rahmen der Badtür auf. Er mustert mich sichtlich. »Ich habe mit meinem Vater gesprochen«, erhebt er die Stimme. Kein Hallo, kein wie gehts dir. Langsam lege ich die Haarbürste neben dem Waschbecken ab und drehe mich auf der Stelle zu ihm. Ich lege meine Hände neben mich und lehne mich gegen den Waschtisch. »Und?«, will ich wissen. Ewan schiebt seine Hände in das Futter seiner Hosentaschen und öffnet den Mund. »Du bist Rekrutin, Glückwünsch«, sagt er matt. Blinzelnd stoße ich mich vom Waschbecken ab und laufe auf ihn zu. Was meint er damit?
»Was?«
Er schnaubt. »Du wolltest doch erfahren, was hier vor sich geht. Ich sagte doch, dass du jetzt damit leben musst. Du bist Anwärterin, aber ob du es schaffst, wird sich noch zeigen«, brummt er unzufrieden. Ihm scheint die ganze Sache nicht zu passen. Er deutet mir, ihm zu folgen.
»Und für was genau? Was muss ich tun?«, will ich neugierig wissen. Rekrutin? Ich verstehe nur spanisch.
»Du musst eine Prüfung bestehen, damit du aufgenommen wirst«, erklärt er mir ruhig. »Und wohin gehen wir?«, frage ich und hole schnell auf. Ewan läuft neben mir die Treppen ins Freie hinaus. »Dich vorbereiten«, sagt er und wirft mir einen knappen Blick zu, »du musst ein paar Dinge beherrschen, um zu bestehen.«
Meine Stirn runzelt sich vor lauter Verwirrung. »Und wie wird diese Prüfung aussehen?«, möchte ich wissen. Wie soll ich mich vorbereiten, wenn ich nichts darüber weiß? Der große Schotte neben mir sieht mich nur mysteriös an. Ich kann nichts in seinen Augen ablesen. »Das wirst du erfahren, wenn es soweit ist.« Mehr sagt er nicht.
Wir biegen zu einem der Gästehäuser ab, in dem ich noch nie zuvor war. Zielstrebig steuert er auf die Treppe zu, die in einen Keller führt. Ich weiß weder wo es hingeht noch was wir hier machen. Was lauert nur hinter einer der Türen?
Hier unten ist es kalt und modrig, man könnte meinen es wäre Winter. Die Wände sind bestimmt meterdick und uralt. Goldenes Licht strahlt die alten Gemäuer aus, dessen Stein sich in bestem Zustand zeigt. Spots scheinen von der gewölbten Decke auf uns hinab, führt uns den Weg. Ewan stoppt vor der letzten Tür und lässt sie aufschwingen. Er deutet mir mit der Hand, einzutreten. Stumm setze ich meine Füße über die Schwelle und erfahre endlich, was sich hier unten verbirgt. Drei Tische reihen sich aneinander und trennen den Raum quer ab. Viele Meter dahinter hängen Zielscheiben vor der Wand. Rechts neben den Tischen steht eine Sitzgruppe mit einem quadratischen Tisch. Es gibt eine kleine Küchenzeile mit Kühlschrank und Waschbecken.
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...