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EWAN

Hamish ist seit bereits zwei Stunden im Büro verschwunden und mich würde brennend interessieren, was mein Vater ihm erzählt. Die beiden sind schon lange vor meiner Geburt Freunde gewesen. Vermutlich wohnt er deswegen in einem der Gästehäuser auf dem Anwesen. Er durchlebt grade eine unschöne Scheidung und ab und zu glaube ich, zu sehen wie das Hausmädchen ihm vielsagende Blicke zuwirft die er nicht selten erwidert. Es sei ihm auch gegönnt, nachdem seine Frau ihn mit dem Postboten betrogen hat. Hamish hat sie sehr geliebt, doch in den letzten Jahren liebte er es noch mehr, wenn sie nicht anwesend war. Sie ist der Teufel in Person, sagt sogar meine Mom, und die sieht stets das gute in Menschen. Vermutlich sollte ich es positiv sehen, dass er mich nicht mit dem ganzen Quatsch belabert. Meine Zeit kann ich gut anders nutzen. Zum Beispiel mit Erin. Sie ist seit gestern in dem Zimmer oben und ich habe dem Hausmädchen verboten ihr auch nur einen Teller essen vor die Nase zu stellen. Ich will ihr zeigen, das ich nicht spaße. Trinken kann sie aus dem Hahn. Das Wasser wird mithilfe einer Pumpe gefiltert und ist das klarste der ganzen verdammten Insel. Vermutlich wird die Britin recht gnatzig über die Lage sein, wenn ich ihr begegne. Das könnte mir nicht mehr egal sein, als es ohnehin schon ist. Sie sollte sich glücklich schätzen das sie noch am Leben ist. Es gab weitaus mehr, als zwei Situationen in denen ich sie hätte beseitigen können. Und doch ist sie noch hier. Ich schätze, sie ist ein schlaues Mädchen. Nein – ich weiß es. Ich habe gestern Abend, die Firma für die sie arbeitet gegoogelt und ihren Namen auf der Website gefunden. Erin Williams, stellvertretende Leiterin. Ihre Firma hat eine riesige Hotelkette, dessen Niederlassungen auf der ganzen Welt zu finden sind. Ja, sie muss schlau sein. Wahrscheinlich kann ich das zu meinem Vorteil nutzen. Sie sollte doch wohl in der Lage sein, eine Weile für mich zu arbeiten. Natürlich gegen Bezahlung, aber kein Geld. Da fällt mir besseres ein.
Mit einem weißen Keramikteller in einer Hand und einem Glas Wasser in der anderen drehe ich mich zur Kücheninsel herum und setze das Geschirr auf einem Tablett ab. Mehr als ein Sandwich gibt es nicht. Das sollte fürs Erste reichen.

Es ist ungewöhnlich ruhig im Haus, während ich den Flur durchquere und die Treppe nach oben in den ersten Stock marschiere. Hamish und Alistairs Stimmen dringen dumpf aus dem Büro in den Flur hervor, obwohl dieses sich im Erdgeschoss befindet. Die beiden lachen lautstark, sodass die alten Gemäuer beben. Vor Erins Tür nehme ich das Tablett in eine Hand und ziehe den schmalen goldenen Zimmerschlüssel aus der Tasche und schiebe ihn ins Schloss. Ich schließe auf und trete ein. Kicke die Tür mit dem Fuß wieder zu und drehe den Schlüssel im Türschloss herum, für den Fall das sie einen Fluchtversuch starten will. Entgegen meiner Vermutung mich anzugreifen, sitzt sie nervös auf dem wuchtigen Bett und beobachtet mich genau. Ihre Augen weiten sich minimal als sie das Tablett in meinen Fingern sieht. Still setze ich es neben ihr auf dem Laken ab und deute ihr zuzugreifen. Die Dunkelhaarige langt rasch nach dem dreieckigen Sandwich und stopft sich einen Bissen in den Mund. Es ist das Erste das sie, seit zwei Tagen zu sich nimmt. Ein zufriedenes Stöhnen entflieht ihrer Kehle, das mich sehr an das erinnert das sie ausgestoßen hat, als sie unter mir lag. Bei dem Gedanken schießt sofort Wärme in meine Mitte.

»Wie ich sehe schmeckt es.« Langsam sinke ich auf den Sessel schräg gegenüber dem Bett und mustere sie genau. Sie hat sich umgezogen, trägt eine schwarze Stoffhose und ein langärmliges Shirt. Die Füße hat sie unter der Decke vergraben. Gesprächig ist sie ja nicht sehr. Mit gefalteten Händen und ausgebreiteten Beinen präge ich mir jedes kleine Detail in ihrem Gesicht ein. Die zarten Sommersprossen und ihre Augen, die in der untergehenden Sonne glänzen wie flüssiges Karamell. Ihre weichen Lippen, die sich um den Toast schließen wie um meinen Schwanz. Gott ... Ist
»Was willst du?«, stellt sie mir die Frage aller Fragen. Ich schnaube amüsiert und lasse meine Mundwinkel in die Höhe Zucken. »Muss ich etwas wollen?«
»Ja.«
Mit vergeht das Grinsen nicht. »Dann muss es wohl so sein«, schlussfolgere ich dümmlich. Natürlich wissen wir beide zu gut das ich etwas von ihr will. Räuspernd straffe ich meine Schultern und lehne mich im Sessel zurück. »Ich will dir ein Angebot machen«, beginne ich. Sie schnaubt höhnisch. »Nein danke«, nuschelt sie mit vollem Mund. Mit gehobenen Augenbrauen blicke ich ihr entgegen. »Du hast mein Angebot noch nicht gehört also sei still«, fahre ich sie drohend an. Ich kann nicht ausstehen, wenn man mich unterbricht. Das hasse ich wie die Pest. Kauend richtet sie ihre Iriden auf das Sandwich, beißt gleich nochmal gierig hinein.
»Also, ich will dir ein Angebot machen«, beginne ich mit autoritärer Stimme erneut, »denn es gibt im Grunde genommen nur zwei Optionen für dich.«

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt