ERIN
Ich springe vor Freude in die Luft als der Ball ins Loch rollt und Ewan hinter mir aufstöhnt. »Das war Anfängerglück«, brummt er. Lachend schüttle ich meinen Kopf und deute ihm mit der Hand, weiterzumachen. »Komm schon, zeig mir das du ein guter Spieler bist«, amüsiere ich mich auf seine Kosten. Der Schotte schnaubt und tritt vor. Er platziert einen neuen Ball und setzt den Schläger an. Seit er mir vorhin gezeigt hat wie man schlägt, habe ich bereits zwei Punkte in unserem kleinen Spiel. Mir ist bewusst dass das was wir machen, nichts mit dem Golf zutun hat der normalerweise auf diesem Platz gespielt wird. Aber das hier ist tausend mal lustiger und besser, als dieser langweilige Sport. Besonders, weil Ewan sein Gesicht jedes Mal verzieht wenn ich den Ball versenke. Es ist zum brüllen.
Ich stütze meine Hände auf das Eisen das vor mir steht. Mein linkes Bein ist locker nach vorne gestellt, mein Fuß wippt leicht hin und her. Der kühle Wind der uns um die Ohren weht, lässt die stechende Sonne nicht ganz so unerträglich wirken wie üblich. Dabei müssen es locker über dreißig Grad sein. »Soll ich dir Trommelwirbel geben?«, frage ich mit schrägem Kopf. Ewan richtet sich auf und dreht sich mit einem genervten Blick zu mir um. »Würdest du für dreißig Sekunden deine Klappe halten, Kätzchen?«, bittet er mich. Ich nicke und deute mit meinen Fingern, wie ich meinen Mund versiegle und den Schlüssel hinter mich werfe. Ein letzter dunkler Blick und er kehrt mir wieder den Rücken. Da ich schräg hinter ihm stehe sehe ich immer noch den Ball, den er nun mit dem Schläger in Richtung Ziel befördert. Gespannt schaue ich zu, wie er über den kurzen Rasen direkt ins Loch rollt. Tief lachend dreht er sich zu mir um. Seine Schultern sind selbstbewusst gestrafft. Mit großen Schritten nehme ich seinen Platz ein und warte bis er den Ball aus dem Loch geholt hat. Er setzt ihn vor mir ab und ich stelle meine Füße ein Stück weiter auseinander. Den Po ein bisschen nach hinten und den Rücken gerade. Meine Pupillen fixieren das Fähnchen über dem Loch an. Ich atme tief aus als ich den Ball schlage. Leider rollt er daneben. »Verdammter Mist...«, wispere ich zu mir selbst. Als ich Ewans Gesicht sehe und sein Lachen höre, stütze ich meine freie Hand in die Hüfte. »Ist das etwa Schadenfreude, die ich da aus ihrer Reaktion heraushöre Mister Duncan?«, vergewissere ich mich. »Ist es, Miss Williams. Es scheint als wäre ihre Glückssträhne vorbei.«
Ich schnaube und mache Platz. »Freu dich nicht zu früh«, rate ich ihm.
Leider locht er auch den nächsten ein. Welch eine Misere. »Drei zu zwei für mich, würde ich sagen.«
Natürlich reibt er es mir weiter unter die Nase. Zum Glück mache ich den nächsten Punkt und strecke ihm die Zunge heraus. Unbeeindruckt schwingt er seinen Schläger und tritt wieder an meine Stelle. Wenn er den jetzt versenkt, habe ich schlechte Karten, sollte ich meine Schläge verpatzen. Mist.
Grübelnd laufe langsam auf das Loch zu und beuge mich mit ausgestreckten Beinen nach unten um mir den Ball zu nehmen. »Du hast Glück, das wir allein sind«, ruft er mir zu. Mit zuckenden Mundwinkeln erhebe ich mich und drehe mich auf der Stelle um. »Ach ja? Wieso denn?«
»Weil sonst jeder deinen Arsch gesehen hätte.«
»Magst du ihn nicht?«
Fragend komme ich auf ihn zu. Über die letzten Meter die uns trennen werfe ich ihm den Ball zu. Er fängt ihn geschickt mit einer Hand. »Tue ich, aber mir gefällt nicht, das andere ihn sehen.«
Daher weht also der Wind. Spaßend klopfe ich ihm auf die Schultern und grinse ihn an. Seine Augen bohren sich in meine Haut. Ich kann nicht sehen, was er denkt. »Süß.«
Er legt den Kopf in den Nacken und atmet genervt aus. »Bei Gott, Nenn mich nie wieder süß! Ich bin nicht süß«, stellt er klar. Bevor unser Gespräch noch in einer Diskussion endet, halte ich lieber meine Klappe und tue es mit einem schmunzeln ab. Ich liebe es wenn er darauf anspringt. »Dann mach mal weiter, sonst bekomme ich nie mein Geschenk«, sage ich zuversichtlich. Er schenkt mir einen wer's-glaubt-Blick und setzt zum nächsten Schlag an. Ohne Umwege rollt der Golfball in Richtung ziel. Wenige Millimeter davor stoppt er auf dem Rasen. Ich atme auf und drängle ihn schnell zur Seite. Meine Taktik hat anscheinend funktioniert. Als der Ball wieder vor mir liegt versenke ich den nächsten.
Glücklich eile ich auf das Loch zu ind hebe ihn schnell auf. Es sind noch wenige Züge und ich will dieses Geschenk unbedingt haben. Leider kann ich mir nur absolut nicht vorstellen was es sein könnte.
»Hat das Geschenk irgendwas mit Sex zutun?«, erkundige ich mich während er weitermacht. Zu meiner Unzufriedenheit verneint er. Lippenbeißend rätsele ich weiter. Was könnte mir jemand wie Ewan schenken? Er hat eine Menge Geld, das weiß ich, trotz dessen fällt mir nichts ein. »Also ist es ein Gegenstand?«, schlussfolgere ich. Ewan sieht mich mit gehobenen Augenbrauen an. »Du bist viel zu neugierig, Erin. Außerdem wirst du es nie erfahren, wenn du die nächsten beiden Schläge nicht einlochst.«Leider muss ich ihm da Recht geben. Es steht Gleichstand zwischen uns. Wenn ich noch einen verpatze, war es das. Mir kribbelt es in den Fingern als ich den nächsten Ball schlage und gespannt warte wohin er rollt. Adrenalin macht sich in mir breit, mein Herz pumpt schneller. Mit einem dumpfen Geräusch fällt er ins Loch. Ich kreische und hüpfe auf und ab. Der blonde schüttelt nur seinen Kopf und fährt unbeirrt fort, während ich mich neben ihm freue und wie ein Honigkuchenpferd grinse. Gelassen macht Ewan den nächsten Punkt. Nun heißt es alles oder nichts. Ich platziere mich, verfolge wie Ewan den Ball vor mir ablegt und zurücktritt. »Denk dran Kätzchen, den musst du machen«, erinnert er mich. Damit will er nur versuchen mich nervös zu machen.
»Setz mich nicht unter Druck...«
»Ich doch nicht.«
Natürlich nicht.
Die Nervosität steckt mir tief in den Knochen. Wenn ich den letzten mache, habe ich gewonnen. Dann habe ich ihn besiegt. Gerade als ich meinen Zug mache, klingelt sein Telefon. Ich stoße den Ball an und er rollt hastig über die Wiese.
»Ja? Was hast du Fergus?«, ertönt Ewans stimme derweil. Als er Ball im Ziel ist beiße ich mir auf die Lippe um nicht zu schreien. Ich habe tatsächlich gewonnen! Überglücklich drehe ich mich zu ihm um und strahle bis über beide Ohren. Erst als er auflegt falle ich ihm um den Hals und quietsche.
»Du hast verloren!«, kreische ich. Ewan schlingt seine Arme um meinen Rücken und hält mich fest. »Immer ruhig, Kätzchen. Du hast aber mit unfairen Mitteln gespielt«, brummt er. Ich verdrehe meine Augen, da er es gerade nicht sehen kann. Er hasst es wenn ich das tue. Deswegen mache ich es so gerne. »Mein Körper ist ein unfaires Mittel?«, frage ich ihn. Seine Arme schlingen sich noch fester um mich. Es ist entspannend so fest gehalten zu werden. Plötzlich lassen all meine verkrampften Muskeln locker. Ich kann mir nicht erklären ob es an ihm, oder der Umarmung liegt. Seine Lippen streifen meinen Haut, meine Haare und schließlich meine Halsbeuge. Eine Hand legt sich an meinen Hinterkopf, die andere verweilt an meinem Rückgrat. »Bekomme ich mein Geschenk?«
»Später«, murmelt er gedämpft, »erst müssen wir noch etwas erledigen.«
Schade, ich bin ich ungeduldiger Mensch. Ewans Lippen liebkosen meinen Hals entlang. Seine Hand wandert aus meinen Haaren, meinen Körper hinab. Seine Finger streifen meinen Rock entlang, fahren unter ihn und legen sich auf meinen Po. »Weißt du wie unfair es ist, dass du das trägst?«, wispert er mir entgegen. Ich schließe meine Augen lächelnd. »Du hast es mir gegeben«, erwidere ich. »Weil ich wollte das du es trägst. Weil du heiß darin aussiehst«, raunt er mir entgegen. Mit klopfendem Herzen hebe ich meinen Kopf von seiner Schulter und neige meine Lippen zu seinen, ohne einmal die Augen zu öffnen. Er küsst mich gierig, stürmisch und heiß zugleich, seine Finger graben sich tief in meine Haut. Es könnte perfekt sein, aber das klingeln seines Telefons unterbricht uns. »Fuck, ich habe ihn total vergessen«, murrt Ewan genervt und lässt von mir ab. Ein Blick auf sein Telefon genügt um zu bestätigen, das es Fergus sein muss. Ewan nimmt den Anruf an, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. »Wir sind gleich da, bleib wo du bist«, bittet er ihn. Er legt auf, schnappt sich die Eisen und verstaut sie im Wagen. Ich nehme noch den Golfball mit und steige zurück ins Golfcart. Meine Gedanken gelten Fergus, als Ewan losfährt. Irgendwas interessantes muss passiert sein. Werden wir nun endlich erfahren, wer der mysteriöse Unbekannte Investor ist?
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...