EWAN
Verdammt nochmal. Schon wieder hat Erin mich dazu gekriegt, etwas zu tun, dass ich nicht will. Meine Faust schnellt gegen die Wand neben mir, als meine Atmung schneller wird. In mir sträubt sich alles danach, zu meinem Vater zu gehen. Erin weiß nicht, in was sie sich da reinreitet. Aber ich muss es tun, bevor sie die Haushaltshilfe belagert und die meinem Vater ihren Wunsch steckt. Gott - wieso tut sie das? Ich verstehe es wirklich nicht. Sie könnte so sorgenfrei leben, wenn sie das nur wollte. Stattdessen reitet sie sich immer weiter in die Scheiße. Bald so tief, das ich ihr nicht mehr helfen kann. Ich nehme all meine Wut, verdränge sie fürs erste und klopfe an die antike Tür.
»Wer ist da?«, poltert mein Vater sogleich los. Er scheint ja wieder in bester Laune zu sein. »Ich bin's, Ewan«, antworte ich. »Komm rein«, brummt er kehlig. Ich trete, wie gebeten, in sein geräumiges Arbeitszimmer ein und schließe die Tür hinter mir. Alistair sitzt hinter seinem kolossalen Schreibtisch im Ledersessel und pafft eine Zigarre. Das tut er immer, wenn er am Rande eines Nervenzusammenbruchs steht. Was ihn wohl diesmal auf die Palme gebracht hat?Er deutet mir mit seiner freien Hand, näherzutreten. Ich durchquere den Raum mit großen Schritten und sinke galant in den gemütlichen Sessel ihm gegenüber nieder. »Was führt dich her?«, fragt er mich, mir eine Zigarre anbietend. Kopfschüttelnd lehne ich ab und lehne mich zurück. »Es geht um Erin«, erkläre ich. Mein Vater murmelt etwas, das ich wegen des glühenden Stängels zwischen seinen Lippen, nicht verstehe. Erst als er sie in die Hand nimmt, verstehe ich ihn wieder.
»Ich habe aber nicht viel Zeit...«
»Das ist mir bewusst«, antworte ich. Er wird bald nach Inverness aufbrechen, um am Hafen einen neuen Container entgegenzunehmen. Fergus wird ihn fahren.
»Also dann?«, fordert er mich auf weiterzusprechen. Ich hole tief Luft und nicke wissend. »Sie will eine Rekrutin werden«, eröffne ich. Alistair bricht in schallendes Gelächter aus. »Sie will was?«, bringt er amüsiert hervor und grinst dämlich.
»Was hast du ihr erzählt?«
»Nichts! Sie spinnt sich Dinge in ihrem Kopf zusammen. Aber wir beide wissen, das sie diesmal recht hat. Sie hat gesehen, wie wir die Waffen durch den Garten getragen haben.«
Mein Vater drückt mürrisch seine Zigarre im Aschenbecher aus. Während der Qualm zwischen uns aufsteigt, verzieht er seine Lippen unzufrieden und faltet seine Hände auf dem Tisch. »Wird das ein Problem?«, will er wissen. Verneinend reibe ich mir über den Bart. »Wird es nicht, keine Sorge. Aber sie will eine Antwort.«Mein Vater hebt seine Augenbrauen. »Ach, will sie das?«, zischt er genervt, »vielleicht sollte sie lernen, wo ihr Platz ist. Wenn das weiter so geht, nehme ich die Sache in die Hand!«, warnt er mich. Ich weiß das dies ihre letzte Chance ist. Ich will sie nicht eines morgens leblos in ihrem Zimmer auffinden müssen, weil meinem Vater seine ohnehin viel zu kurze Zündschnur gerissen ist. Nein, das will ich nicht.
»Ich habe das im Griff!«, dementiere ich wiederholend, »...aber du musst mir sagen, ob sie eine Rekrutin werden kann.«
Dieser Prozess ist grausig und einsam. Nur weil sein Blut durch meine Adern fließt, musste ich nicht durchmachen, was alle anderen durchwachen mussten. Vielleicht muss sie es erleben, um zu begreifen, das sie einfach ihre Klappe hätte halten sollen. Das wird ihre Strafe dafür sein, das sie fliehen wollte. Sie hat mich ja förmlich angefleht, nun muss sie mit den Konsequenzen leben müssen. Das einfache Nicken meines Vaters bestätigt dies. »Bereite sie vor. Wenn sie ihre Sache nicht bis kommende Woche beherrscht, wird sie die erste sein, die tot ist«, befiehlt er. Aufstehend nicke ich. Ich weiß genau, was das bedeutet, aber sie wollte es nicht anders. Nun gibt es kein Zurück mehr und sie wird damit leben müssen. Ich bin es leid, ihren Babysitter spielen zu müssen. Von jetzt an, wird sie die Konsequenzen tragen.
Mit ein paar Worten verabschiede ich mich von ihm und verlasse das Zimmer wieder. Durch den langen und kalten Flur, gelange ich in die Garage, in der vier Autos parken. Die Deckenlampen erhellen sich sofort als ich über die Schwelle trete und auf die raumhohen Einbauschränke zu, in dessen Mitte eine Aussparung für eine Arbeitsfläche gelassen wurde. Auf der langen Platte liegt eine Packung Munition. Ich überprüfe die Beschriftung, öffne den Schrank rechts und nehme mir eine der Handfeuerwaffen. Beretta 92 und eine Colt 1911 - meine Favoriten. Ich bin mir sicher, das Erin nichts von diesem Zeug hält, aber das ist nun ihr Problem. Sie ist so dumm. Je länger ich über die ganze Situation nachdenke, desto wütender werde ich. Ich schnappe mir zwei geladene Magazine und scheppere die Tür sauer zu. Mit vollen Händen laufe ich zurück ins Haus und geradewegs in den großen Garten. Meine Mutter steht mit geöffnetem Mund neben dem Schwimmteich und macht sich nichtmal die Mühe zu fragen, was ich mit so viel Munition vorhabe. Stattdessen fragt sie etwas anderes. »Hast du deinen Vater heute schon zu Gesicht bekommen?«
Mit dem Kopf nicke ich in Richtung Haus. »Der will gleich nach Inverness, aber noch ist er in seinem Arbeitszimmer«, lasse ich sie wissen. Sie verdreht sichtlich genervt die Augen und macht sich auf den Weg zurück. Auch ich setze meinen Weg fort und gehe auf das Gästehaus direkt am Abhang zu, in dessen Keller sich ein Schießstand befindet. Ich erhasche einen kurzen Blick auf Kyle und Keith, die vor einem der Computer sitzen. Fergus ist nirgends zu sehen, der muss schon auf meinen Vater warten. Mit eiligen Schritten laufe ich die Stufen in den Keller hinab. Hier unten ist es kühl und modrig. Die Decken sind alte Kreuzgratgewölbe und die Wände so dick, das nichts was hier unten geschieht, nach außen getragen wird. Die zwei Pistolen finden auf dem Tisch in einem der Räume Platz. Ich spanne ein Plakat, auf dem eine Zielscheibe ist und lasse es über den Seilzug bis nach hinten an die Wand fahren. Als nächstes, werde ich Erin einen Besuch abstatten.
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...