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ERIN

Es ist der Abend vor der Prüfung, als mich Ewan nach draußen in den Garten holt und wir wie vor ein paar Tagen, an der Feuerstelle fernab vom Castle sitzen. Die Sonne verschmilzt mit dem Horizont, als ich mir eine Decke über die Beine werfe. Auf dem Loch Ness schippern Boote, der Mond geht hinter den Bergen auf und es herrschen kühle Temperaturen. Ewan stapelt Holz in der Feuerstelle. Er zückt ein silbernes Feuerzeug, mit dem er das Holz schon bald zum brennen bringt. Angelehnt sitze ich auf der Lounge, die Füße auf dem Rand der Feuerstelle abgelegt und meine Beine angewinkelt, sitze ich da und starre in die Natur hinaus. Am Rande bekomme ich mit, wie er sich eine Zigarette entfacht und vor dem niedrigen Zaun innehält, der den Abhang von der Sitzecke trennt.

»Wieso hast du mich aus dem Zimmer geholt?«, höre ich mich fragen. Meine Fingerkuppen sind tief in den Ärmeln seines Pullovers versteckt, den ich trage. Ihm scheint es nicht zu stören, das ich ihn noch immer habe. Wahrscheinlich interessiert es ihn nichtmal. Ohne sich zu verrütteln, antwortet er mir mit dem Rücken gekehrt. »Ich wollte nachdenken«, nuschelt er und zieht an seiner Zigarette. Qualm steigt auf. Interessiert lege ich meinen Kopf schief. »Und wieso bin ich hier?«
»Willst du wieder zurück?«, gegenfragt er. Eilig schüttle ich den Kopf und verneine so. Natürlich will ich das nicht. Ich genieße die frische Luft und die Ruhe hier draußen. Es ist wie Urlaub von meinen Gedanken. Es ist so viel in meinem Gehirn los, das ich oft nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Manchmal will ich nichts sehnlicher als abschalten, doch es scheint als würde ich den Knopf dafür nicht finden. Hier hingegen, flacht mein Puls ab und mein Kopf wird leerer. Das sanft schaukelnde Wasser des Sees, bringt mir Ruhe. Ich erkenne wie leicht die Boote im Loch Ness schaukeln und wünsche mich augenblicklich dort hin. Wie gern würde ich in eines der Boote steigen und davon schippern...

»Will ich nicht. Ich habe mich nur gewundert...«, erkläre ich meine Frage. Ewan drückt den glühenden Stummel auf dem Zaunpfosten aus und schnippt in ins Lagerfeuer. Mit einem tiefen ausatmen sinkt er links neben mir auf die Polster und breitet seine Beine entspannt aus. Er trägt wie letztens eine einfache Jeans und ein Pullover, der dem ähnelt, den ich trage. Anbetracht der Tatsache, dass es kühler geworden ist, wahrscheinlich auch die richtige Entscheidung. Nur die dünne Stoffhose die ich trage, scheint die falsche Wahl gewesen zu sein.
»Mhm«, murmelt er neben mir nachdenklich. Seine Hände faltet er locker in seinem Schoß und starrt, wie ich, einfach geradeaus auf den See. Wir beide versinken für eine Weile in unseren Gedanken. Das Feuer knistert leise vor sich hin und wärmt meine kalten Beine. Von Stunde zu Stunde wird es düsterer, bis die Sonne ganz dem Mond gewichen ist und dieser hoch am Himmel steht. Es muss bereits nach Mitternacht sein. Inzwischen ist der See wie leergefegt und die Grillen zirpen leise in den hohen, auf dem Abhang wachsenden Gräsern.

»Darfst du mir immer noch nichts wegen morgen verraten?«, frage ich neugierig. Die letzte Woche waren wir jeden Tag im Gästehaus an der Schießanlage, um zu üben. Er hat mir gezeigt wie man sie reinigt und Patronen nachlegt. Wie man das Magazin wechselt und nachlädt. Er hat mir gezeigt, wie ich stehen muss und wie ich zielen soll, sogar wo ich treffen muss, damit ich nur verletze und nicht töte. Der Oberkörper ist eine tükische Sache. Man muss vorsichtig sein, damit man weder Organe noch große Blutgefäße trifft. Mir ist allerdings nicht klar, wieso ich das wissen muss. Was wird morgen geschehen? Keinen blassen Schimmer. Wohl oder übel bleibt mir nichts anderes, als mich überraschen zu lassen.
Hier oben, fernab von einer größeren Stadt, sieht man die Sterne. Sie sind wie Millionen kleiner funkelnder Diamanten im Himmel und tanzen um den Mond. Ich versinke langsam in ihnen. Mein Kopf in den Nacken gelegt, ziehe ich die Decke ein Stück höher und lasse meine Schultern entspannt absinken. Ruhe breitet sich in mir aus. Ich spüre Ewans Augen auf mir ruhen. Was sie versuchen herauszufinden, weiß ich nicht. Erst als seine Finger mir eine Strähne hinter die Ohren schieben, blicke ich ihm in die Augen. Stumm schielt er auf mich hinab, seine rauen Fingerkuppen streifen die Haut unter meinem Ohrläppchen. Ein heißer Schauer folgt dem nächsten. Wir tragen eine stille Diskussion zwischen uns aus, die er beendet, als seine Lippen sich auf meinen Hals senken und ich leise stöhne. »Was hast du vor?«, hauche ich ihm entgegen. Er will doch nicht etwa- Doch. Langsam finden seine Hände unter den warmen Pullover, seine Haut reibt eiskalt an meiner. Wie kleine Eiskristalle treffen sie auf meinen Bauch und lassen mich nach Luft schnappen. Ich schlucke hart und öffne meine Augen. Sein Gesicht schwebt nun wenige Zentimeter vor meinem. »Wenn du nicht willst, dann-«, beginnt er und wird von mir unterbrochen. »Doch«, erwidere ich mit zitternder Stimme. In mir staut sich Wärme an, als fortfährt. Ich beginne an dem Knopf seiner Hose zu Fummeln, während er meine öffnet. Und als ich auf seinen Schoß klettere und er meine Gänsehaut bemerkt, schlingt er die Wolldecke um meinen Unterkörper. Meine Hand lege ich an seine Härte, reibe langsam auf und ab. Er brummt leise und gräbt seine Hände tiefer in mein Fleisch. Ich bewege meine Finger etwas schneller, dennoch zu langsam für ihn. »Komm schon...«, flüstert er mir ungeduldig entgegen. Lächelnd schließe ich meine Augen und genieße seine heißen Lippen an meinem Hals. Er hebt mich an wie eine Feder und lässt mich auf sich sinken. Während er in mich eindringt Kralle ich mich in seine Schultern und stoße Luft aus. Mein Atem verwandelt sich in feinen Nebel, der in der tiefschwarzen Nacht verschwindet. Ich fange an mich zu bewegen, werde von ihm noch enger gezogen. Er versenkt sein Gesicht in meinen Haaren, die ihm immer wieder ins Blickfeld fallen. Meine Fingerkuppen vergraben sich in seinen dunkelblonden Haaren und verwuscheln seine Frisur. Es stört ihn nicht, genauso wenig wie es mich stört, wie kalt es sein muss. Ich hab jegliches Gefühl, das nichts mit der brennenden Hitze in mir, zu tun hat, verloren.  Stöhnend beiße ich mir auf die Lippen und muss mich ermahnen, nicht laut zu sein. Sieht uns hier jemand? Oder hört uns? Das wäre unendlich peinlich und gleichzeitig das abgefahrenste, das ich je getan habe. Seine rechte Hand, rutscht zwischen meine Beine. Er beginnt meine Mitte zu umkreisen, was mich nur noch mehr antreibt. Gotteswillen.
»Du wirst morgen gewinnen, hörst du?«, keucht er kehlig und lehnt seine Stirn gegen meine. Ich öffne meine Lippen und kneife die Augen zusammen, stöhne in die dunkle Nacht. »Ja...«, antworte ich benebelt von meinen Gefühlen. Seine Finger werden schneller, so wie mein Tempo. »Versprich es mir«, brummt er leise. Ich verstehe nicht wieso ich das tun soll. Was wird morgen geschehen. Als ich blinzle, treffen sich unsere Augen. Er hat mich die ganze Zeit über angesehen. Wir sind uns so nah, aber dennoch so fern. Meine Finger krallen sich noch fester in seine Haare, während meine andere Hand sich an seinem Pullover festhält. Er ist so Verdammt weich und gemütlich. Alles duftet nach ihm. Der Schleier der sich in meinem Kopf bereitgemacht hat, wird immer intensiver. Mein Herz stolpert erregt, ich seufze wohlig. Als ich komme, spreche ich keuchend die Worte aus, die er hören will. »Versprochen.«

Ich sinke erschöpft auf ihm zusammen. Augenblicklich verschwindet die Hitze in meinen Knochen und das pochen in meiner Mitte flacht ab. Es folgt ein bitteres Zittern, das meinen Körper erschüttern lässt. Ich umarme Ewan fest, da sein Körper im Moment meine wärmste Quelle ist. Das Feuer im Rücken und er vor mir. Mit geschlossenen Augen lehne ich meinen Kopf gegen seinen und atme zitternd gegen den Kragen seines Pullovers. Auch er ist inzwischen ruhiger geworden. »Jetzt darfst du mich nicht enttäuschen«, flüstert er nah ein mein Ohr. Leicht nickend drücke ich mich fester gegen den Muskelprotz. Mir ist egal, ob ihm das passt oder nicht. Die Kälte kriecht mir in jeden Muskel. Es ist dieser kleine Moment, in dem er mal kein Arschloch ist. Wer würde das nicht ausnutzen?
»Ich sollte dich wieder zurückbringen«, spricht er weiter. Seine Hand zieht kleine Kreise über meinen Rücken. Ich will nicht, denke ich mir. Das hier ist viel zu gut. Viel, viel zu gut um es zu beenden. In seinen Armen fühle ich mich beschützt, selbst wenn ich das nicht sollte. Und was auch immer mich morgen erwartet, keiner kann mir dieses Gefühl nehmen, das er mir gibt.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt