ERIN
Mein Frühstück ist himmlisch gewesen. Dank den Tabletten, die meine Übelkeit mindern sollen, habe ich mich heute nicht einmal übergeben müssen. Ich habe meinen ganzen Teller Rührei, Tomaten und Speck gegessen, dazu einen Joghurt und ein großes Glas Orangensaft. Seitdem fühle ich mich wie ein anderer Mensch. Ewan hat mich ins Wohnzimmer auf eine Chaiselongue gebracht und tippt seit Stunden schräg neben mir an einem runden Tisch mit vier Stühlen, auf seinem Laptop herum. Was er da tut weiß ich nicht.
»Gibt es etwas interessantes, da auf deinem Bildschirm?«, frage ich und schiebe mir seine Sonnenbrille ein Stückchen höher auf die Nase. Ich habe sie vorhin auf dem Beistelltisch neben mir gefunden und sie seitdem auf. Es ist eigentlich ziemlich dunkel draußen. Selbst vor dem großen Fenstern ist es nicht heller, obwohl neben mir eine Lampe brennt. Ewan späht kurz auf, mustert mich argwöhnisch mit seiner Sonnenbrille. »Wo hast du die denn her?«, fragt er. Grinsend deute ich auf den Beistelltisch. »Die lag hier.«
Er nickt verstehend, dennoch ändert sich sein Blick nicht, als er mich weiter anschaut und sich zurücklehnt. »Also?«, hake ich nach.
»Berufliche Dinge...«
»Und die wären?«
»Nicht der rede wert«, lenkt er ab und klappt seinen Laptop zu. Das hört sich aber anders an. »Du wirst es früh genug erfahren«, fügt er seinen Worten hinzu und erhebt sich. Er schlendert auf mich zu, eine Hand im Futter seiner Anzughose versteckt. An seinem Handgelenk glänzt eine schwere Uhr poliert auf. Ewan beugt sich über die Lehne der Chaiselongue, auf der ich auf dem Rücken liege und mich längst von ihm abgewendet habe. Sein Kopf schiebt sich über meinen und seine Augen starren auf mich hinab. Er zieht mir mit einem gekonnten Handgriff die Brille von der Nase. Beleidigt schnappe ich danach, aber er ist viel schneller und hat sie schon außerhalb meiner Reichweite auf dem Kaminsims platziert. »Das ist unfair«, schmolle ich. Seine Mundwinkel zucken. »Findest du?«
Er kommt mir in Zeitlupe näher, bis sein Gesicht wenige Zentimeter vor meinem schwebt und er meine Lippen streift. »Ja«, hauche ich. Sehnsüchtig schließe ich meine Augen und strecke ihm meine Lippen entgegen. Wir haben uns so lang nicht mehr geküsst. Unsere Lippen treffen sich und entlocken mir ein leises seufzen. Ich hebe meine Hände in seine Haare, ziehe ihn mehr zu mir hinab. Unser Kuss dauert nicht lang, dennoch ist er schön. »Wolltest du mir nicht vorhin noch eine Dusche zeigen?«, erinnere ich mich hauchend. Er grinst schelmisch und richtet sich wortlos auf. Ich kann kaum reagieren, da hat er mich angehoben. Erschrocken schlinge ich meine Arme um seinen Hals und merke, wie wir hinaus in den Regen treten. »Was machst du?«, quietsche ich. Es dauert nicht lang, da sind unsere Haare ganz nass. Er eilt über einen der langen Wege durch den Garten, der Regen plätschert laut in den Schwimmteich neben uns. Er biegt zu einem Gästehaus ab, in dessen Nähe ich zuvor noch nie gekommen bin. Mit einer Hand öffnet er die Breite Eingangstür und tritt ein. Meine Hand schubst das Holz ins Schloss, als wir im Flur stehen und ich mich umschaue. Ein offenes Wohnzimmer grenzt direkt an den Flur an. Über der linken Sofalehne, liegt eine Decke mit Fransen. Auf dem Sofa geradeaus, eine paar Kissen. Das Sofa mit der Lehne zu uns, ist Samtblau bezogen. In der Mitte der Sitzgruppe steht ein Tisch und rechts über dem Kamin hängt ein Flachbildschirm. Es riecht überall nach Ewan. »Was ist das hier?«, frage ich erstaunt und wende meinen Kopf in alle Richtungen. Edle Gemälde hängen an den alten dicken Mauern des Gebäudes, die Treppe hinauf. Die Stufen sind mit Holzdielen bestückt und schauen aus, wie Ebenholz. Über der geschwungenen Treppe prangt ein Kronleuchter, der weniger protzig als der im Castle ist und dennoch wunderschön.
»Mein zuhause«, antwortet er. Sprachlos nehme ich den oberen Flur unter die Lupe. Die Gemälde an Schienen von der Decke, Millimeter vor den dicken Wänden. Kleine Lampen strahlen die bunten Farben aus, die sich im Teppich wiederfinden, der auf den geputzten Boden ausgelegt wurde. Ewan steuert zielstrebig auf die hinterste Tür zu, die offen steht. Ein großes Schlafzimmer verbirgt sich dahinter, mit Ausblick über die Klippen auf dem Loch Ness. Der Regen plätschert gnadenlos auf die Fensterscheiben, als Ewan die Tür schließt und mich durch die nächste in ein großes Badezimmer trägt. In der Mitte steht eine Wanne, geformt aus einem riesigen Stück Bergkristall. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas schöneres gesehen. Sprachlos deute ich ihm anzuhalten und will auf die Beine gelassen werden. Er setzt mich ab, ich stütze mich am Rand des massiven Steines ab und balanciere auf einem Bein. »Das ist Wahnsinn«, flüstere ich. Meine Finger streifen ehrfürchtig über den Brocken, der sich mir so edel präsentiert. »Du willst nicht wissen, was der gekostet hat«, murmelt Ewan hinter mir. Da hat er recht, das will ich wirklich nicht. »Wenn mein Bein verheilt ist, will ich dieses Ding benutzen«, kündige ich an und entlocke ihm ein kleines Lachen, das nur wenige Sekunden anhält. »Das musst du dir verdienen, Kätzchen«, erklärt er. Ich drehe mich zu ihm um, setze mich auf den Rand und schaue zu ihm auf. »Damit kann ich gleich anfangen«, schlage ich flüsternd vor. Mein Zeigefinger streift über seine Bauchmuskeln, über seinen Gürtel und den Bund seiner Hose. Ewan kommt mir wie ein Raubtier näher. »Ach ja?«, will er mit kehliger Stimme wissen. Nickend schaue ich auf. Er hebt seine Hand in meine Haare, streift sie mir über die Schultern und starrt mich erregt an. Lächelnd lege ich meinen Kopf schief. »Du wolltest mir deine Dusche zeigen«, erinnere ich ihn blinzelnd. Mit einem Ruck hat er mich wieder angehoben und trägt mich weiter durch das überdimensionale Badezimmer. Rechts in der Ecke befindet sich eine Regenwalddusche mit gemauerter Sitzbank. Er lässt mich auf dem schwarzen Mosaik nieder, kniet sich vor mich und beginnt mich auszuziehen. Langsam aber sicher werde ich all meine Sachen los, sowie auch er. Nur mein weißer Verband bleibt, über den er kurz streift. Nackt sind wir uns gegenüber, er stellt das Wasser an. Der Strahl trifft ihn direkt auf dem Kopf. Er steht vor mir, schaut auf mich hinab und zeichnet mit seinem Daumen die Konturen meiner Lippen nach. Vor mir präsentiert sich mir seine Erektion, die er nicht mehr verstecken kann. Ohne unseren Augenkontakt zu unterbreche, streifen meine Finger seinen Schaft. »Du musst das nicht tun«, raunt er. »Und wenn ich will?«, erwidere ich. Er antwortet nichts mehr und lässt mich machen. Ich schließe meine Hand um seine Härte, beginne sie zu bewegen. Ewan legt seinen Kopf in den Nacken, direkt unter den warmen Strahl Wasser. Ein kehliges Stöhnen entfährt ihm, als meine Lippen seine Haut berühren. Meine Zunge kreist um ihn, meine Hand auf und ab. Seine Finger verfangen sich in meinen klitschnassen Haaren. Er genießt es. Mit geschlossenen Augen lässt er mich machen. Ich bewege meine Hand auf und ab, meinen Mund dazu, bis ich irgendwann spüre, wie sein Griff in meinen Haaren fester wird. Keuchend nehme ich ihn noch tiefer in mich auf und schließe meine Lippen um ihn. Es dauert keine Minute mehr, bis er kommt und das Wasser das Sperma von meinen Lippen davon wäscht. Schweratmend sieht er mich an, hat meine Haare noch immer fest gepackt. Sein Daumen wischt über meine Mundwinkel, dann geht er in die Knie. »Wir beide sollten auf unsere Kosten kommen«, raunt er kaum hörbar. Als seine Hand bis über mein Herz wandert und meinen Oberkörper gegen die kühlem Fließen drückt, weiß ich, was gleich geschehen wird. Mein Herz stolpert aufgeregt, als er tiefer sinkt. Seine Lippen küssen sich meinen gesunden Oberschenkel entlang, bis zu meiner Mitte. Seine Zunge trifft auf meine empfindliche Stelle und in mir knistert es wie Feuerwerk an Sylvester. Mein Puls schnellt nach oben.
»Gott«, keuche ich gepresst.
»Nenn mich wie du willst, Kätzchen«, raunt er.
Wären wir in einer anderen Situation, würde ich vermutlich lachen. Doch jetzt reiße ich bloß meinen Mund stöhnend auf und beuge mich ihm entgegen. Schmetterlinge flattern in meinem Bauch und entwickeln sich langsam zu einem ganzen Schwarm. Hitze schießt mir bis in die Mitte, nimmt zu, je schneller er wird. Lippenbeißend kralle ich meine Finger in seine feuchten kurzen Haare und drücke ihn enger gegen mich. Seine Hand liegt auf meinem Bein, die andere an meiner Seite. Ich habe mein Bein über seine Schulter gelegt und beuge meinen Rücken zum Hohlkreuz. Seine Bewegungen rauben mir fast den Verstand. Er kreist immer und immer wieder mit seiner Zunge um meine empfindliche Stelle, so lang bis meine Augen sich nach hinten rollen und ich mich dem Orgasmus hingebe. Meine Finger verkrampfen sich in seinen Haaren, ziepen an seiner Kopfhaut, was ihn nicht zu stören scheint. Als sein Gesicht langsam wieder zum Vorschein kommt und er seine Lippen abermals auf die Innenseite meines Oberschenkels senkt, lasse ich locker und sinke geschafft ineinander zusammen. »Ich wünschte ich könnte ganz andere Sachen mit dir anstellen«, wispert er gegen meine Haut. »Und die wären?«, frage ich schnell atmend nach. Er grinst geheimnisvoll. »Hier gibt es ebenfalls einen Billardtisch, zum Beispiel.«
Ich lächle, überwältigt von meinen Gefühlen. Es wird noch breiter, als ich an den Abend denken muss. Ich würde nichts lieber, als das wiederholen. Aber wie, wenn ich mich kaum auf den Beinen halten kann?
»Alles zu seiner Zeit, Erin«, haucht er, als könne er meine Gedanken lesen. Ein letzter Kuss auf mein Bein, bevor er sich erhebt und nach einer Flasche Shampoo greift. Ohne das er etwas sagen muss, drehe ich mich um und spüre sogleich seine Hände in meinen Haaren. Während er mich einseift und sie abspült, genieße ich jeden Augenblick davon.Lauter Donner grollt durch den Himmel als ich auf dem breiten Rand der Badewanne sitze und darauf warte, das Ewan mir etwas frisches zum anziehen bringt. Der Regen hat inzwischen so sehr zugenommen, das wir es kaum zwei Meter schaffen, bis wir bis auf die Unterwäsche durchweicht sind. Noch dazu blitzt es jede dreißig Sekunden. Im Moment ist es alles andere als sicher, sich nach draußen zu wagen. Ewan kehrt mit einer schwarzen Hose und einem seiner Pullover zurück, die er mir reicht. Die sind besser als das Handtuch, in dass ich meinen Körper eingewickelt habe. Still ziehe ich mich um. Seine Kleidung ist zwar viel zu groß für mich, aber warm und gemütlich. Außerdem duftet sie nach ihm.
»Bis morgen sind deine Sachen getrocknet«, versichert er mir auf mich zukommend. Er hebt mich an und trägt mich die wenigen Meter in sein Schlafzimmer. Überraschenderweise setzt er mich auf der linken Seite seines Bettes ab.
»Was wird das?«
»Was wohl? Ich schlafe sicher nicht auf dem Sofa, in meinem Haus. Außerdem will ich nicht vom Blitz getroffen werden, sollte ich dich bis ins Castle bringen. Das Bett ist groß genug für uns beide.«
Er fällt neben mich auf die schwarzen Laken und verschränkt seine Arme hinter dem Kopf. Umständlich drehe ich mich auf die Seite und mustere die vielen Tätowierungen auf seinem Oberkörper und den Armen. Sie reichen bis in den Bund seiner tiefsitzenden Hose. »Hast du Schmerzmittel?«, möchte ich leise wissen. »Nein, hier nicht. Was ist mit deinem Zugang?«, fragt er und dreht mir seinen Kopf zu. Seine Augen landen auf meinem Handgelenk, das er missbilligend mustert. »Du hast ihn dir gezogen...«, stellt er fest. »Er hat wehgetan«, verteidige ich mich. Das ich sowieso nicht schlafen konnte, verheimliche ich ihm gekonnt. Seit der Prüfung plagen mich wieder Albträume, die es mir schwer machen, in den Schlaf zu finden. Er sagt nichts auf meine Worte. Stumm zieht er die Decke über uns, die ihm bis zur Brust und mir bis über die Schultern reicht. Ich liege so eng neben ihm, dass seine Wärme auf mich übergeht. Müde verstecke ich meine Nase unter der schweren Bettdecke und schließe meine Augen. Kurz bevor ich einschlafe, spüre ich, wie er mir meine Haare über die Schultern legt und mich in seine Arme zieht. Er bettet mein Gesicht auf seiner Brust und mit dem pochen seines Herzens, drifte ich in einen gemächlichen Schlaf ab.
DU LIEST GERADE
Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...