ERIN
Ausgeruht erwache ich am nächsten Morgen unter der kuschligweichen Decke. Seit Tagen habe ich nicht mehr so gut geschlafen. Ewan hat sich nicht nochmal blicken lassen. Ich habe mir ein Bad gegönnt und zur Sicherheit die Tür verriegelt, damit niemand hineinplatzt. Das Wasser hat sich auf meinen Wunden und ausgelaugten Glieder wie ein wohltuendes Pflaster angefühlt. Ich lag Stunden in der Wanne, habe immer wieder heißes Wasser dazugegeben, um meine seelischen Schmerzen mit dem dampfenden Nass zu lindern. Nicht das es gewirkt hätte, das hat es nicht. Beim Einschlafen hat sich immer wieder der Überfall im Hotel vor meinen Augen abgespielt. Aufs Neue sah ich den Toten vor mir liegen. Seine aufgerissenen Augen und die geöffneten Lippen. Er hat so entsetzt geschaut ...
Zu später Stunde ist unten die Haustür krachend ins Schloss gefallen. Ich nahm an das es Ewan war, der zurückkehrte. Schwere Schritte sind an meinem Zimmer vorbeigelaufen, bis sie hinter einer der vielen Türen verschwanden. Den Rest der Nacht habe ich geschlafen.
Jetzt sitze ich im Sessel neben den Fenstern und blicke ziellos auf die Landschaft Schottlands. Das Fleckchen der Highlands welches ich zu Gesicht bekommen habe ist mindestens genauso schön, wie es immer auf den Zeitschriften und Prospekten umschrieben wird. Bis zu meiner Anreise nach Inverness dachte ich, die Bilder sein alle nachträglich mit einem Programm bearbeitet. Aber die Hügel, Täler und Wiesen vor meiner Nase sind so einprägsam wie auf den Seiten der Zeitschriften.
Das Castle, indem ich sitze, liegt auf einer Anhöhe. In der Ferne erkenne ich einen gepflegten Garten, der eher einem Park gleicht. Mit - vermutlich einem Gästehaus - und einem überdimensionalen Schwimmteich. Schräg daneben der Loch Ness, wenn ich mich nicht irre. Ich bilde mir ein, auf der düsteren Fahrt eine Ausschilderung für den berühmten See gesehen zu haben.
Ein tiefes Seufzen durchfährt mich. Meine Arme sind fest um meine Knie geschlungen, mein Magen knurrt verdächtig auf. Das Glas Wasser, welches er mir gestern gebracht hat, ist schon ewig leer. In meinem Kopf bildet sich langsam aber sicher ein trüber Film über meinen Gedanken. Von meinem Hunger ganz zu schweigen. Meine Wange ruht auf dem angewinkelten Knie. Es ist so ruhig und einsam hier. Selbst durch das geöffnete Fenster dringt kein Lärm. Lediglich ein paar Vögel ziehen am Castle vorbei und sitzen in den Baumkronen der vielen Bäume, die das Grundstück zu drei Seiten einrahmen. Gruselig, wenn es so lautlos ist. In Manchester ist immer etwas los. Autos oder Sirenen, laute Menschen oder Gehupe. Mein ganzes Leben lang bin ich damit aufgewachsen und nun ist es plötzlich nicht mehr da. Es fühlt sich so fremd an.Vermutlich ist es Ewan, der den Schlüssel im Schloss der Tür dreht und ins Zimmer spaziert. Die Tür fliegt auf und landet krachend in der Wand. »Du bist wach«, stellt er kehlig fest. Stumm verfolge ich seine Schritte mit meinen Augen. Er stellt ein silbernes Tablett neben mir auf dem Tisch ab. Darauf steht eine Flasche Wasser, eine dampfende Tasse Tee und Rührei mit Speck, bei dessen Anblick mir das Wasser in meinem trockenen Mund zusammenläuft. Sehnsüchtig strecke ich meine Hand danach aus und bekomme prompt eine auf die Finger gehauen. »Denk nichtmal dran, Kätzchen. Zuerst will ich deine gefällte Entscheidung wissen«, fordert er mich warnend auf. Ist das sein Ernst? Er will mir das Essen verweigern bis die richtigen Worte aus meinem Mund kommen? Mistkerl.
»Du hast doch eh schon entschieden was du mit mir anstellst und eine Wahl hast du mir auch nicht gelassen«, kontere ich. Er schnaubt amüsiert und langt nach der Gabel, um sich etwas vom Rührei zu stibitzen. »Entscheide dich, Kätzchen, mit jeder Sekunde bleibt weniger für dich über«, drängelt er und bedient sich selbstgefällig an meinem Frühstück. Beleidigt verschränke ich meine Arme und beiße mir auf die Unterlippe. »Was willst du denn hören?«, frage ich trotzig. Salopp legt er die Gabel beiseite und stützt sich auf die Armlehnen des Sessels. Mein Körper drückt sich sofort nach hinten, als er mir näher kommt. Ich will Abstand zwischen uns bringen, aber das ist gar nicht so leicht, wenn er mir keinen Raum dazu lässt.
»Ich will hören das du mich willst. Ich sehe es doch in deinen kleinen Augen, Kätzchen. Ich sehe wie du mich anschaust wenn ich in dir bin. Wie du deine Krallen ausfährst und vor lauter Lust schreist. Wie deine Augen flattern wenn du kommst. Ich weiß das du mich willst«, knurrt er nah vor meinem Gesicht. Ich zucke zurück und pralle mit meinem Hinterkopf gegen die Wand. Stöhnend reibe ich mir über die Stelle und höre ihn nur belustigt lachen. Er legt zwei Finger unter mein Kinn und zwingt mich, aufzusehen. Der Schmerz in meinen Augen scheint ihn noch mehr anzustacheln. »Ich weiß es ganz sicher«, flüstert er hauchzart. Sein Daumen streift über meine Unterlippe, er zupft sie nach unten und schiebt seinen tätowierten Daumen schließlich in meinen Mund. »Komm schon süße«, brummt er, drückt sein Knie zwischen meine Beine und lässt mich keuchen, als es meine Mitte streift. Sofort ändern sich seine Augen lüstern. Sein Daumen, der noch immer zwischen meinen Lippen steckt, berührt meine Zunge langsam. »Lutsch ihn.« Seine Stimme lässt keine Widerworte zu. Und dennoch hadere ich mit mir. Wenn ich tue, was er sagt, nimmt er das als Ja auf seine Frage auf. Und wenn ich seiner Aufforderung nicht folge leiste, wer weiß, ob er mich nicht gleich mit einem Schuss erlöst. Ich starre ihn ungehalten an. Er soll sehen, was für ein Sturm sich in meinen Augen breitgemacht hat. Nur leider scheint ihn das zu bestärken. »Erin«, warnt er mich ein letztes Mal. Ich gebe nach wie ein verscheuchtes Tier. Meine Zunge kreist über seinen Daumen und ich blicke ihm entgegen. Das düstere Funkeln seiner Iriden jagt mir durch Mark und Knochen. »Sag das du es willst, sag das du mich willst.«»Ich will dich«, wispere ich gegen seine Haut, weil mir mein Leben lieb ist. Und weil ich eben doch nicht ignorieren kann, was er mit meinem Körper anstellt, wenn er mich fickt. Das stehe ich mir nicht gern ein. Ewans Daumen zieht sich zurück und streift mir ein letztes Mal über die Lippen, bevor er sich von mir entfernt und auf das Tablett nickt. »Iss, du musst zu Kräften kommen. Sonst wirst du unseren nächsten Fick kaum aushalten, Kätzchen. Hör lieber auf mich, denn er wird alles andere als sanft werden, meine schöne.« Er schlendert lässig zur Tür und seine Worte klingen wie eine gruselige Drohung. Ist er seiner Meinung nach sanft mit mir umgegangen? Ich überschlage meine Beine, als meine Mitte zu pochen beginnt. Bevor ich noch einen weiteren Gedanken an den ungehobelten Schotten verschwende, stürze ich mich auf das heiße Frühstück und verschlinge es gierig.
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...