EWAN
Es ist unangenehm still im Auto. Fergus sitzt auf dem Rücksitz und Erin neben mir. Sie starrt aus dem Fenster und er zieht sich eine Line. Niemand spricht ein Wort. Ich habe mich im Golfclub schon tausend mal durch die Bilder geklickt die er gemacht hat. Das Bild des Investors geht mir nicht aus dem Kopf. Er ist ganz anders, als ich erwartet habe. Der Mann der mich umbringen will...
Wieso nur? Immer noch ist es das größte Rätsel an der ganzen Sache. Nun weiß ich, das es keiner der anderen Clans gewesen ist, denn dieser Mann ist mir fremd. Dazu habe ich den Siegelring in der Tasche, auf dem ein B eingraviert ist. Auch dieser ist mir unbekannt. Unser Ausflug hat nur noch mehr Fragen in meinem Kopf hinterlassen, als mir lieb ist.»Fährst du mit zurück?«, frage ich meinen Cousin durch den Rückspiegel schauend. »Mhm nein, Kyle, Keith und ich treffen uns im Keller«, erzählt er. Nickend biege ich auf die nächste Straße ab und gebe Gas. Es wird wieder still im Wagen. Es dauert weitere zehn Minuten bis wir ankommen und Fergus sich verabschiedet. »Man sieht sich«, brummt er und pfeffert die Tür lautstark zu. Genervt mahle ich auf meinem Unterkiefer und fahre weiter. »So ein Pisser«, murre ich vor mich hin. Fergus steckt mich mit seiner schlechten Laune glatt an.
Auch den Rest der Fahrt sprechen wir kein Wort miteinander. Seit den Worten meines Cousins ist es anders zwischen uns geworden. Erin wirkt in sich gekehrt. Ihre Augen sind aus dem Fenster auf die Landschaft gerichtet. In ihrem Schoß liegen ihre Finger, mit denen sie gedankenverloren spielt. Ich weiß nicht was ich sagen oder tun soll. Verdammt, ich hasse diese Stille.
Ich bin umso froher als wir endlich das Eisentor des Castles passieren und die lange Kieseinfahrt nach oben fahren. Ich lenke den Wagen um den Springbrunnen, bis zu den Garagen. Durch das erste Tor ganz rechts hindurch auf den Parkplatz. Still schalte ich den Geländewagen aus, verstaue den Schlüssel und schnappe mir die Kamera, auf der sich alle Beweisfotos befinden. Mit großen Schritten umrunde ich die Motorhaube und gehe in Richtung Tür. Die dunkelhaarige Britin folgt mir schweigend. Durch die Tür kommen wir in den Flur des Castles. Von da aus marschiere ich direkt auf das Büro meines Vaters zu. Die Flügeltüren sind geschlossen. Meine Faust klopft zweimal dagegen. Fünf Sekunden vergehen ehe ich die Tür öffne und wir eintreten. Mein Vater mache ich wie üblich hinter seinem Schreibtisch aus. Er sitzt aufrecht im Sessel, in den Händen einen Stift. Seine Züge sind wie immer hart wie Stahl. Er deutet uns mit einer Hand weiter einzutreten und lehnt sich zurück. Erst als die Tür hinter uns ins Schloss fällt, nähere ich mich ihm und starte die Kamera.
»Wie war es?«, erkundigt mein alter Herr sich.
»Es war gut. Wir haben Bilder von ihm und Barnes machen können. Bitte sag mir, das du eine Idee hast, wer dass sein könnte«, flehe ich und lege ihm die schwarze Kamera vor. Mein Vater langt skeptisch nach ihr und dreht sie in seinen Händen. »Hm«, brummt er nach kurzer Zeit, »Wer soll dass sein?«, fragt er nach. Als er mich ansieht, weiß ich sofort das etwas nicht stimmt. Ich kenne diesen Blick. Er verschweigt mir etwas.
»Du hast wirklich keine Ahnung?«, hake ich sicherheitshalber nach. Wieder verneint er. »Sohn, ich habe keine Ahnung wer das ist. Aber kannst du mir die Fotos auf meinen Computer spielen? Ich lasse meine Männer sie durch ein paar Datenbanken jagen«, sagt er. »Klar«, murmle ich ausatmend und trete neben ihn hinter den Schreibtisch. Mit einem Kabel verbinde ich die beiden Geräte und ziehe die Fotos in einen Ordner. Als alles fertig ist, richte ich mich wieder auf. »Sag mir wenn du etwas findest«, erinnere ich ihn eingehend. »Ja, jetzt geht schon und lasst mich meine Arbeit machen, und bring sie in ihr Zimmer«, er deutet auf Erin, »ich will nicht das sie hier rumschnüffelt wenn ich nachher bei den Murdocks bin.«
»Geht klar«, brumme ich im laufen. Ich ziehe Erin an einem Arm mit, die sich die ganze Zeit über unser altes Familienbild angesehen hat. Ich schleife sie hinter mir her aus dem Raum heraus in den Flur, wo sie sich losreißt. »Hey, nicht so grob!«, beschwert sie sich meckernd und reibt sich ihren Arm. »Über was habt ihr überhaupt gesprochen? Es ist unfair, wenn ihr auf gälisch sprecht und ich nichts verstehe«, macht sie mir unzufrieden klar. Ich lasse ihr keine Zeit mehr um sich zu beschweren, sondern drücke sie schon in Richtung der Treppe. »Er will das du in deinem Zimmer bleibst«, erkläre ich ihr und sie schnappt nach Luft. »Das-«
»Halt doch erstmal deine Klappe, Erin. Zuerst will ich wissen, wieso du dieses Bild so angestarrt hast«, zische ich ihr zu und zerre sie weiter durch den oberen Flur in mein Zimmer. In ihrem ist gerade die Haushaltshilfe und macht sauber. Ich verriegle die Tür und deute ihr sich zu setzen. Die Britin sinkt auf den Rand meines gemachten Bettes und schaut mich stumm an. Sie braucht eine Weile, bis sie endlich mit der Sprache herausrückt. »Naja, dieser Mann, der Investor. Er kam mir die ganze Zeit schon bekannt vor...«, beginnt sie und ich spitze meine Ohren, ahnungslos was sie noch sagen wird. Kennt sie ihn etwa doch? »...dann habe ich das Familienbild gesehen und mir ist aufgefallen, das er und dein Vater die gleichen Gesichtszüge haben.«Interessant. Grübelnd gehe ich im Zimmer auf und ab. Sie vermutet also, das es ein Verwandter ist. »Mein Vater hat keine Geschwister, seine Eltern sind schon längst Tod«, erkläre ich Erin. Was wenn sie sich das nur eingebildet hat? Aber das würde sich nicht den komischen Blick meines Vaters erklären. Er verschweigt mit etwas, das ist das schlimmste. Ich hasse Geheimnisse. Was weiß er zu glauben, was ich nicht tue? Ist da etwa doch etwas dran an der Vermutung die Erin ausgesprochen hat?
»Kannst du mal für eine Minute stehenbleiben? Du machst mich nervös...«, bittet sie mich murmelnd. Ignorierend laufe ich weiter auf und ab. Es ist das einzige das mich davon abhält meinen Verstand zu verlieren. »Ewan...«, stöhnt sie genervt und zieht die Buchstaben in die Länge. Ich atme aus und komme ihrer bitte schließlich doch nach. Mit wenigen Schritten sitze ich auf dem Sessel neben dem Fenster und lehne mich zurück. »Was, wenn es doch einen Verwandten gibt, der dir das antun wollte?«
»Das ergibt alles noch weniger Sinn, Erin. Ich habe keine lebenden Verwandten, außer Fergus. Mein Grandpa war Einzelkind, meine Grandma auch. Ich bin der einzige Erbe dieser Familie«, mache ich ihr frustriert klar. Wie oft soll ich mich noch wiederholen?Endlich nickt die Britin. Langsam schleicht sie auf mich zu. »Okay, ich verstehe schon«, gibt sie mir zu verstehen. Ihre Arme schlängeln sich um meinen Hals, sie sinkt auf meinen Schoß hinab. »Trotzdem musst du zugeben, das etwas an der Sache ganz und gar faul ist«, merkt sie an. Ich schiebe eine Hand auf ihren nackten Oberschenkel und sehe ihr in die Augen. »Langsam verstehst du es«, hauche ich, »hast du vergessen das ich noch ein Geschenk für dich habe?«
Ihre in Form gebrachten Augenbrauen zucken nach oben. »Natürlich nicht. Also, wo ist mein Gewinn?«
Sie schaut sich im Raum um. Finden wird sie es sicher nicht. Meine freie Hand öffnet die Kommode neben uns und ziehe die schwarze Schachtel heraus, die ich dort platziert habe, um sie ihr zu überreichen. »Bitteschön, mach sie auf«, fordere ich. Erins Hände verschwinden von mir. Sie legt die Schachtel neben meiner Hand auf ihren Beinen ab und öffnet sie vorsichtig. Eine Lage Seidenpapier kommt zum Vorschein, das ebenso schwarz ist. »Wenn mir gleich ein Clown ins Gesicht springt, dann bringe ich dich um«, warnt sie mich. Amüsiert schmunzelnd schüttle ich meinen Kopf und deute ihr fortzufahren. Zögerlich zieht sie das Stück Papier auf, unter dem ihr Geschenk zum Vorschein kommt.
»Ist das dein Ernst?«, murmelt sie misstrauisch.
»Sehe ich aus, als würde ich Scherzen? Nimm sie schon Kätzchen«, drängele ich.Erin streckt ihre Finger aus und berührt das schwarze Metall der Beretta. Sie glänzt poliert in den Sonnenstrahlen die durchs Fenster dringen. »Du bist verrückt«, schüttelt sie ihren Kopf. Zuschauend streiche ich ihr die Haare nach hinten, damit sie ihr hübsches Gesicht nicht verstecken.
»Ist die geladen?«
»Glaubst du, ich bin lebensmüde?«, erwidere ich. Sie stößt mir mit dem Ellenbogen gegen die Brust und bringt mich zum Lachen. Endlich traut Erin sich die Pistole in die Hand zu nehmen. Sie dreht sie betrachtend in ihren Fingern umher. »Und wieso schenkst du mir sie?«, möchte sie wissen. Ist das nicht offensichtlich? »Damit du dich verteidigen kannst, Kätzchen«, erkläre ich ihr. Sie schaut mich zaghaft lächelnd an. »Danke, wirklich, das bedeutet mir viel, auch wenn ich nicht denke, das ich sie je brauchen werde«, bedankt sie sich. »Glaub mir, irgendwann wirst du sie mal brauchen«, versichere ich ihr.
Erins Augen funkeln mir entgegen. »Ist das nicht die gleiche, die du hast?«, fällt ihr aber auf. Ich hatte gehofft das dies nicht zur Sprache kommen wird. Meine freie Hand legt sich um den Lauf der Beretta, ich hebe sie an. »Genau die gleiche«, bestätige ich. Aus der Geschenkschachtel, nehme ich mir eine Patrone, die ich darin ausgeschüttet habe. Mit einem Handgriff kommt das Magazin zum Vorschein und ich beginne, sie zu laden. »Sicher ist sicher, oder?«
»Da hast du recht.«
Lächelnd schlingt sie ihre Arme wieder um meinen Hals. Ich schiebe die letzte Patrone an ihren Platz als sie mein Kinn greift und es nach oben drückt. Ihre Lippen prallen forsch auf meine. Mir fällt glatt die Beretta auf den Teppich. Die Schachtel folgt. Die Patronen klirren über den angrenzenden Holzboden. Meine Finger wandern unter Erins kurzen Rock, ihre Haut hinauf. Ohne es auszusprechen weiß ich worauf das hinausläuft und ich bin alles andere als abgeneigt davon.
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...