50

6.1K 253 12
                                    

EWAN

»...Dieses Hotel war wahrlich eine Risiko Investition, aber bis jetzt scheint es genau die richtige Entscheidung gewesen zu sein«, ertönt die Stimme von Mister Barnes durch das Mikro, das Fergus trägt. Er sitzt mit dem Rücken zu ihm am Nachbartisch und hört alles mit, während ich hier im Auto warte und sie durch die getönten Scheiben aus der Ferne beobachte. Ungeduldig trommeln meine Finger auf meinem Bein herum. Seit Stunden sitze ich hier wie auf heißen Kohlen, doch bis jetzt hat nicht eine interessante Sache den Mund dieses Kerls verlassen. Sie reden seit einer Ewigkeit über das Geschäft in Manchester und über die Investitionen, die er in der letzten Zeit getätigt hat. Das Hotel hier mit eingeschlossen. Aber ich bin mir verdammt sicher, dass da etwas ist. Besser gesagt - sein muss. Mein Gefühl trügt nie.

»...Sicher wird es noch eine Herausforderung den Laden wieder in Schuss zu bringen. Ich meine - ja es ist noch ganz in Ordnung aber die Böden müssen erneuert werden, das Restaurant und die Küche. Außerdem soll das ganze etwas exquisiter werden, wenn sie verstehen?«
Sein Gast lacht. »Mal unter uns Barnes, Poker und ein paar hübsche Frauen haben noch nie geschadet. Noch dazu müssen sie mir zeigen was sie drauf haben, ich hoffe sie gehen All in? Mit dem Sponsor an der Hand ist das doch sicher kein Problem«, sagt er. Grübelnd starre ich auf das Restaurant. Was meint er damit? Welcher Sponsor? Barnes' Firma ist vermögend genug um sich jedes Hotel kaufen zu können, das sie in Europa haben wollen, wenn nicht sogar weltweit. Was also will er mit einem Sponsoren? Da ist doch was faul an der Sache.
»Er ist ein stiller Teilhaber«, versucht Barnes sich herauszureden, »daher wird er unseren Pokerspielen nicht beiwohnen. Mein Investor bevorzugt es im Schatten zu bleiben, wenn Sie verstehen?«
»Mhm«, zuckt der andere mit den Schultern und hebt die Tasse Kaffee vor sich an. »Aber ich habe gehört, das er sehr reich ist. Ob er auch Interesse hat mein Projekt in Wales zu finanzieren? Fünf Sterne Resort, direkt neben dem Schicki Micki Internat der verwöhnten Rotzlöffel. Die Eltern würden ein Vermögen zahlen. Profitabel für alle, oder?«

Mister Barnes lehnt sich in seinem Stuhl zurück und zuckt mit den Schultern. Er verzieht die Lippen und winkt eine der Kellnerinnen heran. Was er zu ihr sagt verstehe ich nicht, da Fergus gezwungenermaßen seinen Kaffee entgegenzunehmen muss und der Kellner ihm nach einem weiteren Wunsch fragt. Als er endlich abgelehnt hat und es wieder still wird, höre ich auch Mister Barnes wieder. Anscheinend hat er sich nur etwas bestellt da ihm ein Dessertteller gebracht wird.
»Nein er... mein Investor hat gerade viele Projekte um die Ohren. Noch dazu kommt er zu einem, wenn er Interesse hat ein Projekt zu finanzieren. Man kann ihn nicht einfach bitten.«
»Und wo lebt dieser Mann?«
»Nicht fern. Mehr weiß ich auch nicht. Wir haben uns nur eine Handvoll mal getroffen um ein paar Dinge zu regeln. Er ist ein vielbeschäftigter Mann.«
»Sind wir das nicht alle?«, lacht der andere und Mister Barnes steigt mit ein. Während sie das Gespräch wieder auf ein paar andere Dinge lenken, schweifen meine Gedanken ab.
Wie kann es sein, das dieser Investor uns jetzt nie aufgefallen ist? In keiner der Unterlagen wird auch nur ein Name oder ein Konto erwähnt, das uns auf eine Spur bringen könnte. In den Dokumenten die Kyle aus der Datenbank der Firma hat, ist Mister Barnes der einzige, der den Vertrag zum Kauf des Hotels unterzeichnet hat. Seine Firma ist der alleinige Eigentümer. Von einem Investor war nie die Rede. Also wer ist dieser mysteriöse Mann, der in das Hotel investiert haben soll?

Ich grüble noch die ganze Zeit darüber, bis die beiden Männer sich verabschieden und gehen. Fergus bezahlt fünf Minuten später und eilt über die Straße auf den Wagen zu. Ich entriegle die Tür von innen und er schwingt sich auf den Beifahrersitz. Völlig fertig knallt er das Mikro auf das Armaturenbrett und lehnt sich im Sitz zurück, während ich das restliche Equipment auf dem Rücksitz platziere. »Mann, was war das? Hast du eine Ahnung von wem die gesprochen haben?«, fragt er mir verwirrt. Er hat den gleichen Ausdruck auf dem Gesicht wie ich. Kopfschüttelnd starte ich den Geländewagen und fädle uns in den Stadtverkehr ein. Es wird schleunigst Zeit das wir nachhause ins Castle fahren. »Nein habe ich nicht. Wir müssen diesen Investor dringend ausfindig machen. Vielleicht können wir dann das Puzzle zusammensetzen. Ich weiß einfach, das dieser Barnes etwas damit zutun hat«, brumme ich. Ich hasse es, nicht zu wissen wer mich töten wollte. Ungewissheit ist das schlimmste das es gibt. Ich liebe die Kontrolle und das Wissen über die Dinge. Die Tatsache das ich keinen blassen Schimmer habe wieso man mich töten wollte, setzt mir verdammt zu. So sehr das ich Erin gestern Nacht angeschrien habe. Verdammt, ich wollte ihr keine Angst machen. Vor allem nicht nach den Dingen die sie mir über ihre Familie erzählt hat. Den Schmerz in ihren Augen zu sehen, hat mich nur noch wütender auf mich selbst gemacht. Sie hat mich verändert, auch wenn ich es hasse dies zuzugeben. In ihrer Gegenwart bin ich anders. Ich kann nicht mehr klar denken und Fälle Entscheidungen, die ab und zu so nicht hätten sein dürfen. Sie ist wie eine Waffe, die man gegen mich einsetzen könnte.

»Hey kannst du mich an meinem Apartment rauslassen?«, höre ich Fergus mich fragend. Nickend biege ich ab. Wir sind nicht sehr weit von seiner Wohnung entfernt. Obwohl er hier gemeldet ist, ist er öfters bei uns als hier in der Stadt. Ich weiß das es ihm gut tut, bei uns zu sein. Das er nun allein sein will gefällt mir nicht. »Alles okay?«, erkundige ich mich. Mein Cousin nickt mit nervösen Händen, aber ich sehe dass es das nicht ist. In seiner Wohnung gibt es wahrscheinlich Nachschub. Die Drogen von denen ich ihm so oft auf Entzug geschickt habe. Und trotzdem, nach all den Bemühungen und sauberen Monaten, kann er seine Finger nicht von diesem Zeug lassen. Anscheinend ist es die einzige Möglichkeit seine Gedanken für einen Moment zum schweigen zu bringen.
Ich parke vor dem Haus in der er eine Wohnung hat und sehe ihn an. »Schreib mir, wenn etwas ist. Du weist, das-«
»Ja Mom«, grummelt er nur und steigt aus, schiebt sich dabei die Sonnenbrille auf die Nase. Ich lege meinen Kopf schief, die eine Hand am Lenkrad und die andere an der Gangschaltung. »Du weißt das ich mir nur Sorgen mache«, erinnere ich ihn. Er stöhnt genervt auf, nickt aber. »Schon klar Cousin. Sehen wir uns morgen?«
»Klar, bis später.«
Er nickt nur nochmal und knallt die Tür zu. Als er hinter der Haustür verschwunden ist, fahre ich weiter, diesmal wirklich in Richtung meines Zuhauses. Ich muss mit Erin noch etwas erledigen, das hoffentlich nicht in einem Streit endet.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt