ERIN
Der Tisch ist fertig gedeckt als ich das letzte Weinglas abstelle. Je zwei Teller stehen sich an der breiten Seite des Tisches gegenüber. Teller, Besteck und etwas Deko habe ich bereits verteilt. Ein paar Blümchen aus dem Garten, dazu ein paar grüne Blätter und die Kerzenständer, die ich vom Kaminsims entwendet habe. Hoffentlich gefällt es Ewans Mutter. Er hat mir erst gestern erzählt, das sie heute Geburtstag hat. Was er gekauft hat, weiß ich nicht, nur das es Schmuck ist.
Als ich die Küche wieder betrete, duftet es bereits herrlich nach Gemüse und Fleisch. Ewan ist der beste Koch, den ich kenne. Ich liebe die Dinge die er kocht, denn es schmeckt einfach immer.
»Mhm, mein Magen knurrt schon«, lächle ich ihn anschauend. Kleine Grübchen bilden sich als er grinst. Ich stütze mich mit den Unterarmen auf der Arbeitsplatte ab und schaue ihm zu. Gekonnt wendet er das Fleisch in der Pfanne. Es brutzelt braun vor sich hin. Mir läuft glatt das Wasser im Mund zusammen. »Du kannst wirklich gut kochen«, sage ich ehrlich. Ich beneide ihn darum. Alles was er mir bis jetzt gemacht hat, war verdammt gut.
»Das höre ich gerne. Möchtest du etwas probieren?«, bietet er mir an. Nickend verfolge ich seine Hand mit den Augen. Er nimmt sich eine Gabel und pikst ein Stück Zucchini damit an. Über die Insel hält er mir die Gabel entgegen und ich beiße vorsichtig hinein. Das Gemüse schmeckt nach Kräutern, Olivenöl, trotzdem geht der Charme der Zucchini nicht verschwunden. »Ich liebe es.«Zufrieden kostet er ebenfalls ein Stück und nickt immer wieder. »Mhm, ist gut«, bestätigt er sich selbst. Er will noch etwas sagen, aber da klopft es schon neben uns an der Terrassentür. Es sind seine Eltern. »Hier riecht es ja schon gut«, bemerkt seine Mutter strahlend. Ewan ist der erste, der auf sie zugeht. Er zieht sie in eine Umarmung. »Alles gute Mom«, wünscht er ihr. »Danke Herzchen«, antwortet sie glücklich. Auch ich umarme sie und wünsche ihr alles gute. Sie drückt mir einen herzlichen Kuss auf die Wange und grinst über beide Ohren. Auch Ewans Vater begrüße ich, mit einem schüchternen »Guten Tag.«
Er erwidert nicht viel mehr.
»Setzt euch doch schonmal«, schlägt Ewan zum Glück vor. Sie setzen sich mit dem Rücken zum Garten an den Tisch. »Möchtet ihr etwas trinken?«, frage ich sie neben dem Stuhl stehend. Ewan steht noch hinter der Pfanne und wartet, bis die Steaks fertig sind. Nebenbei bastelt er an einem Nachtisch herum. Woher er all diese Ideen nimmt, ist mir rätselhaft. Ich finde manche Tage nichtmal etwas, das ich zusammen essen kann. Ewan macht aus allem ein leckeres Gericht. Vielleicht sollte ich mal einen Kochkurs bei ihm belegen. Das wäre sicher sehr unterhaltsam.
»Mhm, vielleicht ein Glas Sekt? Ewan hat doch welchen, oder?«
»Ja, extra gekauft«, schaltet sich Ewan ein. Zufrieden lehnt Glenna sich zurück. »Und Sie?«, frage ich an seinen Vater gerichtet. Ich bin nie sicher, wie ich ihn ansprechen soll. Er wirkt so eisig und streng, das ich Angst habe etwas falsches zu tun oder zu sagen. »Wein.«
»Natürlich«, sage ich und drehe mich zum gehen um. Davor habe ich mir noch ein Lächeln aufgezwungen. Gerade als ich durch die Tür gehe, höre ich Glenna leise mit ihrem Mann sprechen. »Sei doch netter zu ihr, Alistair. Sie gibt sich so viel Mühe«, bittet seine Frau ihn. Es ist schön zu wissen, das wenigstens Sie mich mag.Neben Ewan stehend öffne ich die Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und fülle das Glas. »Schneide zwei Erdbeeren hinein, das mag sie«, hilft Ewan mir aus. »Danke«, flüstere ich ausatmend, da mich das alles stresst. Wie er sagt, schneide ich zwei Erdbeeren klein und gebe sie in das Glas. Dazu schlitze ich eine dritte an und stecke sie auf den Rand. Ich nehme das Glas in die Hand, in die andere die Flasche Wein für seinen Vater.
Glenna nimmt mir das Glas erfreut ab und nippt daran. »Danke Erin, es schmeckt fantastisch«, bedankt sie sich. Mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen öffne ich die Weinflasche und gieße ihrem Mann etwas ein. Danach stopfe ich den Korken wieder in die Flasche und stelle sie neben die brennenden Kerzen. Es dauert nicht lang, da ist Ewan fertig. Er kommt mit zwei Tellern hinaus, über seiner Schulter hängt ein Geschirrtuch. »Soll ich dir etwas abnehmen?«, biete ich an. Er schüttelt seinen Kopf sofort. »Nein, Setz dich«, lehnt er ab. Den ersten Teller stellt er vor seine Mutter, den zweiten vor mich. Er verschwindet und kommt mit den letzten beiden wieder. Einen für seinen Vater, einen für sich selbst. Als er sitzt gießt er mir Sekt ein, sich Wein. Dann wünschen wir uns einen guten Appetit. Ewan hat mir im Vorfeld erzählt, das er extra eine alkoholfreie Flasche Sekt besorgt hat. Es ist süß von ihm. Das sagt mir auch, das er sich sorgt. Auch wenn er sagt, das es meine Entscheidung wäre, weiß ich, das es ihm das Herz brechen würde.Während wir essen klappert nur das Besteck auf dem Porzellan. Wie ich herausfinde, ist der Sekt recht gut. Ewans essen natürlich eins A. Ich könnte mich daran Tod essen. Im Moment habe ich das Gefühl, ein ganzes Schwein vertilgen zu können. Mein Hunger ist unstillbar. In einem online Artikel habe ich gelesen, dass das Baby nun so groß wie eine Zitrone ist. Kaum vorstellbar. Neben der Terrasse steht ein großer Zitronenbaum. Immer wieder schweifen meine Augen zu den gelben Früchten ab. Ich bekomme es nichtmal mit, als Glenna anfängt und sich mit Ewan unterhält. Zu sehr driften meine Gedanken ab.
Vorhin, als ich im Bad war, habe ich mich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit ganz im Spiegel betrachtet. Von der Seite sehe ich aus, als wäre ich nur aufgebläht. Da mein Bauch sowieso noch nie flach war, fällt es kaum auf. Dennoch ist es ein merkwürdiges Gefühl, etwas da drinnen zu haben, das mich in ein paar Monaten aussehen lässt, als hätte ich eine Wassermelone verschluckt.Ich lege meine Gabel zur Seite als ich fertig bin. Glenna lacht gerade über etwas, das ihr Sohn erzählt hat. Die beiden haben wirklich ein gutes Verhältnis, das ist schön zu sehen.
Ewan merkt das ich abwesend bin. Er schaut mich für einen Moment von der Seite um, legt dann unter dem Tisch seine raue Hand auf meinen Oberschenkel. Dankend lege ich meine Hand auf seine und blinzle nervös. Will er es etwa jetzt sagen? Noch vor dem Nachtisch?
»Du hast ja dein Geschenk noch gar nicht bekommen«, fällt ihm zum Glück auf, bevor er noch etwas falsches sagt. »Ewan, ihr sollt mir doch nichts schenken... ich-«
»Hier, mache es doch erstmal auf«, unterbricht er sie und reicht ihr die Schatulle. Glenna seufzt aber tut was er sagt. Sie öffnet die rote Schleife die ich um die Schatulle gebunden habe und klappt das Kästchen auf. »Das muss doch schrecklich teuer gewesen sein, Schätzchen«, wispert sie und streift ihre Finger ehrfürchtig über die Steine. »Es ist dein Geschenk, Mom. Du solltest dir darüber keine Sorgen machen«, erinnert er sie. Seine Mutter nickt und zeigt mir erfreut die goldene Kette mit den Diamanten. »Sie ist wirklich wunderschön«, stimme ich zu. Ewan hat einen guten Geschmack.
Heimlich drücke ich seine Hand. Er lässt seinen Daumen über meine Haut wandern, es beruhigt mich minimal. Am liebsten würde ich hier weg. Die Blicke die mir Alistair zuwirft, lassen mich unwohl fühlen. Ich weiß nicht, was er gegen mich hat. Als Ewan meine Hand unter dem Tisch greift, weiß ich, das es nun soweit ist. Mein Herz rutscht fast in die Hose - oder besser gesagt würde es das, würde ich eine tragen.
»Ich möchte noch etwas loswerden, bevor ich den Nachtisch serviere«, räuspert Ewan sich. Ich bin froh das er die Führung übernimmt. Im Moment bekomme ich keinen Ton heraus. Zu klein fühle ich mich unter den Blicken von Alistair.
»Und das wäre?«, will dieser wissen.
»Erin ist schwanger.«Ich mache mich auf einen gewaltigen Orkan gefasst, der gleich über den Tisch fegen wird. Doch es bleibt vorerst ruhig. Misstrauisch schaue ich dem alten Duncan entgegen, der gerade mit seiner Fassung ringt. Auf dem Kiefer mahlend köpft er die Flasche Wein und schenkt sich nach. Ich starre auf die rote Flüssigkeit die in sein Glas läuft. Milliliter um Milliliter füllt sich das Kristall mit Alkohol. Erst als es randvoll und die Flasche leer ist, stellt er sie ab. Glenna betrachtet ihn mit aufgerissen Augen. Als sie etwas sagen will, deutet er ihr mit dem Finger, still zu sein. Er setzt das Glas an und beginnt zu trinken. Wir alle schauen zu wie sich das Glas leert. Sekunde für Sekunde wird es leerer, kein Tropfen bleibt zurück. Er setzt es mit einem tiefen ausatmen ab und wischt sich mit der Serviette über die Lippen. Für einen Moment trommeln seine Finger auf dem Holztisch. Innerlich mache ich mich auf das schlimmste gefasst. Ich quetsche Ewans Hand so sehr ich kann und beiße mir auf die Zunge, um mich abzulenken. Mein Herz rast als wäre ich einen Marathon gelaufen. Und alles was er brummt, sind die Worte; »wird ja auch mal Zeit. Ich dachte schon, das ich nie Enkel bekomme.«
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...