EWAN
Es fühlt sich befreiend an, all dieses Drama von meiner Seele zu haben. Zu wissen wer und wieso man mich umbringen wollte. Nur wegen eines Erbes. Weil er das Vermögen und den Status der Familie wollte. Dabei ist er nur ein Arschloch.
»Du bist so ein Trottel, Chuck«, spuckt mein Vater ihm entgegen. »Freut mich auch, Alistair«, brummt er keuchend. »Du wolltest meinen Sohn töten, wegen des Geldes?«
»Nein! Weil ich der Erbe bin! Ich bin älter als du!«
»Und wo warst du all die Jahre? Hast dich verkrochen wie ein kleiner Feigling, während bei unserem Vater die kacke am dampfen war. Du hast dich nie für uns interessiert. Immer ging es dir nur ums Geld, Chuck. Erzähl mir nicht, das es verfickt nochmal anders war!«, brüllt Alistair ihm entgegen. Er ist so laut, das Erin zusammenzuckt und ich mich endlich zu ihr umdrehe. Vor mir stehen Fergus und Keith, haben mir den Rücken gekehrt. Sie beobachten bewaffnet das Geschehen. Dieser Chuck und mein Vater streiten sich lauthals.»Ewan...«, wispert Erin unterdessen sehr leise. Ihre Haut ist fahl und ihr Körper eisig kalt. Von ihrer Stirn tropft Blut. Ich nehme ihr vorsichtig die Beretta aus den Händen und stecke sie gleich neben meine, in meinen Gürtel. »Schh«, murmle ich behutsam und sehe sie an. Ihre Augen klappen immer wieder zu. Sie ist mehr verletzt als ich. Neben ein paar Schrammen geht es mir gut. Aber ihr Kopf ist auf etwas hartem aufgeschlagen, somit ist ihre Wunde wieder aufgerissen. »Unfall... dieser Mann...«, stammelt sie durcheinander. »Das Baby«, haucht sie. Ich umgreife ihr Gesicht mit meinen Händen und halte es sanft fest. »Hey, beruhig dich Kätzchen. Bitte...«, murmle ich. Sie sieht mich an und schnieft. Ein Schluchzen nach dem anderen folgt darauf. Ich kann nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen und sie anzuheben. Bis zum Wagen meines Vaters ist es nicht weit. Nach dem Unfall habe ich ihn angerufen und er hat mir alles erzählt. Er versicherte mir, das er kommen würde so schnell er könne. Erin war bewusstlos, aber als ich sie aus dem Auto ziehen wollte, waren da diese Männer, die mich mitgenommen haben. Sie wollten mich unten am Strand umbringen und meine Leiche ins Wasser werfen. Aber zum Glück konnte ich sie überwältigen und zurück zu Erin und diesem irren kommen.
Ich klettere mit ihr auf den Rücksitz und schließe die Tür. Aus dem Fenster erkenne ich noch das Schauspiel vor uns. Alistair hat eine Waffe in den Händen.
Ausatmend presse ich Erins Körper an meinen und hauche ihr einen Kuss auf den Haaransatz. Sie krallt sich in mein Oberteil, schluchzt gegen meine Brust. Ihre Haare fallen ihr ins Gesicht, ich streiche sie fort. »Es tut mir leid«, entschuldige ich mich das erste mal bei ihr. Vielleicht ist es auch das erste mal, das ich es überhaupt ausspreche. Ich entschuldige mich sonst nie bei jemanden, denn alles was ich tue, meine ich genau so.
»Es tut mir leid, hörst du Kätzchen? Ich habe das Auto nicht gesehen...«, nuschle ich in ihre nach Blumen duftenden Haare. »Es ist nicht deine Schuld«, krächzt sie gedämpft. »Nichts hiervon ist deine Schuld Ewan. Bitte rede dir das nicht ein«, ihre Stimme ist nur ein schniefen. Ich sehe wie ihre Augen langsam zuklappen. Sie ist müde. »Du musst wachbleiben«, erkläre ich ihr. Mein Kopf fängt nun auch an zu brummen. Fuck. Der Aufprall war hart. Einige Bruchstücke von dem was passiert isz, fehlen mir. Ich war kurz bewusstlos als der Wagen aufschlug. »Mhm«, murmelt sie in die Dunkelheit. »Bist du froh, dass du weißt, wer es war?«
»Ja sehr. Es ist befreiend«, gebe ich zu. Sie hebt ihren Kopf und lehnt ihn wieder gegen mich. Durch die Scheibe beobachten wir meinen Vater und seinen Bruder, von dem ich nichtmal etwas wusste. Wieso hat er nichts gesagt, als ich ihm die Bilder gezeigt habe?
Erins blutige Hand krallt sich in den Ärmel des Pullovers, den ich trage. »Was wird er mit ihm machen?«, möchte sie wissen. Ein letzteren Blick erlaube ich mir. Alistair hat inzwischen seine Waffe sinken lassen, aber die anderen zerren Chuck hoch. Er wird ihn umbringen, aber nicht hier, sondern unten am Meer. Mit einem Boot werden sie ihn rausbringen, bis die Strömung ihn nicht mehr zurückbringt. Das Auto wird angezündet und die Leichen der Männer, die ich überwältigt habe, entsorgt.
»Das muss nicht deine Sorge sein«, erwidere ich. Sie will etwas erwidern, aber kein Ton verlässt mehr ihren Mund. »Schon okay, erzähle es mir einfach morgen«, sage ich. Erin verzieht schmerzlich ihre Lippen. Als die Tür sind endlich öffnet und Kyle sich hinters Steuer setzt, weis ich das es gleich vorbei sein muss. Sie diskutieren immer noch lautstark miteinander. Ich habe das Gefühl das es eine Sache zwischen den beiden ist, und sie mich da nur mit reingezogen haben. Genau wie Erin.»Alistair sagt, ich soll euch nachhause fahren«, lässt Kyle uns wissen. Erin reagiert nicht. Ich schlinge meine Arme fester um sie und nicke einfach. Kyle, der durch den Rückspiegel schaut, sieht es und fährt los. Die Fahrt zurück ist still. Niemand sagt etwas. Erin ist kurz davor die Augen zu schließen. Ich weiß nicht, ob sie nur müde ist, oder sie droht ohnmächtig zu werden. Deshalb tippe ich ihr immer wieder gegen die Wange. Ich bin stolz auf sie. Vorhin haben wir noch über mein Geschenk gesprochen und nun hat sie es benutzt, um sich selbst zu schützen. Ich weiß das wenn ich nicht aufgetaucht wäre, sie den Abzug betätigt hätte.
Ausatmend lehne ich unsere Köpfe aneinander und streiche ihr weiter durch die Haare.Es dauert eine Ewigkeit, bis wir endlich zuhause ankommen. Gerade als wir aussteigen, reißt meine Mutter, gekleidet in ihr langes Nachthemd und ihren Morgenmantel, die Haustür auf. Sie zieht erschrocken die Luft ein als sie uns hinter der Autotür ausmacht. Ich stütze Erin beim laufen. Ihre Beine sind wie Wackelpudding und doch weigert sie sich, getragen zu werden. »Kinder!«, stößt meine Mutter schockiert hervor und stürzt auf uns zu. Sie tätschelt mein Gesicht ab, vermutlich auf der Suche nach Verletzungen. »Lass das Mom«, murmle ich. Meine Mutter reagiert garnicht darauf, sondern widmet sich unbeirrt Erin, als sie sicher ist das ich nicht großartig verletzt bin. »O nein Kind, deine Stirn«, fällt ihr auf. Erin versucht ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch es reicht nicht bis zu ihren Augen. »Mom, lass uns reingehen«, mache ich auf mich aufmerksam. Diesmal ignoriert sie es nicht. »Natürlich. Soll ich den Arzt rufen?«
»Wie spät ist es?«
»Vier Uhr.«
Als wir das Castle betreten, steuere ich direkt auf die Treppe nach oben zu. »Ruf ihn an, aber es dauert sicher noch. In der Zeit, bringe ich sie ins Bett«, lasse ich sie wissen. Erin stöhnt angestrengt als wir die ersten paar Stufen nach oben laufen. Meine Mutter sieht uns nach. »Braucht ihr etwas?«
»Nein, alles gut, danke Mom.«
Sie verschwindet ohne noch etwas zu sagen, um den Arzt anzurufen. Ohne Umwege bringe ich Erin direkt in ihr Zimmer und schließe die Tür.
»Ich bringe dich noch ins Bad. Du hast lauter Blüten in den Haaren«, wispere ich. Sie trottet nur neben mir her. Auf den Badewannenrand sitzend sieht sie auf. »Mein Kopf fühlt sich an, als wäre ich mit etwas kollidiert«, murmelt sie. Ihre Mundwinkel zucken. Ich streife mir meine Kleidung ab und helfe dann ihr aus ihren. Als ich ihr den Pullover bis zum Kinn ziehe, entdecke ich ein tiefblaues Fleck an ihren Rippen. Schmerzlich zischt sie auf. »Fuck«, entfährt es ihr. Behutsam streife ich ihr die Kleidung ab und helfe ihr wieder beim aufstehen. Irgendwie kommen wir in die Dusche. Der Schmerz in meinem Kopf lässt nach, als ich mich unter den warmen Strahl stelle. Auch Erin seufzt angenehm auf. »Das tut so gut«, wispert sie und lässt sich das warme Wasser auf das Gesicht rieseln.Zwanzig Minuten später sinke ich neben Erin, in ihr Bett. Ihre Haare sind noch etwas feucht, aber das wird trocken, bevor sie wieder aufwacht. Sie lässt mich ihre Wunde versorgen. Zur Vorsicht klebe ich ein paar Tapes über den Schnitt und noch ein Pflaster. Danach ziehe ich sie wortlos in meine Arme. Geschafft schmiegt sie sich an mich und legt ihre Hand auf mein Herz. »Als Chuck sagte, das du stirbst, bin ich auch gestorben«, gibt sie zu. Heftig schluckend starre ich an die kahle Zimmerdecke. Mein Herz beginnt wild zu klopfen. Was will sie nur damit sagen?
»Sprich es nicht aus...«, flehe ich sie an. Ihr Kopf bewegt sich. Sie schaut mich an, aber ich starre weiter an die Decke. »Wieso nicht?«, wispert sie fragend. Ich schlucke erneut heftig. »Weil ich es nicht ertragen könnte, wenn dir etwas passiert. Dafür gehst du mir viel zu sehr unter die Haut.«
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...