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EWAN

Fuck, das war Scheiß gut. In mir brodelt es noch immer, selbst als ich mit dem Rücken zu ihr stehe und mir ein großes Glas Schnaps eingieße. Erin, dessen Beine gezittert haben mit Wackelpudding, lehnt gegen dem mit grünem Stoff bezogenen Tisch. Stumm leere ich mit großen Schlucken mein Glas und gieße mir gleich nach. Ein zweites befülle ich für die braunhaarige Britin und drehe mich wieder zu ihr. Mit wenigen Schritten stehe ich ihr gegenüber und schaue hinab. Sie geht mir im stehen, nur bis zur Schulter, was lästig auf Dauer ist. So stelle ich die zwei Gläser ab und hebe sie an den Hüften auf den Billardtisch. Ausatmend greift sie nach ihrem Glas und trinkt es halb aus. Ich stelle mich unterdessen zwischen ihre Beine und greife nach meinem Glas. Der Schnaps, der sich bereits in meinem Körper breitgemacht hat wärmt mich wie ein heißes Getränk an einem kalten Wintertag.
Die kleine Nummer gerade eben habe ich gebraucht. Meine Schultern sind von den letzten Tagen zwar noch immer verspannt, aber Erin konnte meine Schmerzen etwas lindern. Ich spüre ihre Augen noch jetzt neugierig auf mir. Sie denkt vielleicht, das ich nicht mitbekomme, wie sie mich heimlich anschaut und jeden kleinen Millimeter meines Gesichtes studiert.

»Möchtest du mir nicht wenigstens sagen, wo genau ich hier bin?«, durchbricht ihre zarte Stimme die Stille. Ich schaue auf sie hinab. Selbst auf dem Tisch sitzend reicht sie mir nur bis zur Nase. Wortlos exe ich den Rest meines Glases und knalle ihn neben ihr auf den grünen Bezug des Tisches. Sie starrt auf den Boden ihres Glases, das in ihren Händen wiegt.
»Duncans Castle.«
Interessiert schaut sie mir in die Augen. Grün trifft blau. Ihre Augen sind wie der weite Ozean. Wie der Pazifik im Schein der Sonne. Wie das reinste und klarste Wasser der Welt. Stille Wasser sind tief. Das trifft gut auf sie zu. In der kleinen steckt mehr, als sie sich eingestehen will. Ich kann es sehen.
Ich spreche weiter, da mir ihre Augen die stille Aufforderung geben. »Das schloss ist seit Jahrhunderten im Besitz meiner Familie.«
»Der Duncans?«, schlussfolgert sie mit gerunzelter Stirn. Ich nicke und stütze meine Hände an beiden Seiten neben ihr. »Wie der Name sagt«, antworte ich, »wir leben also schon sehr lange hier.«

Die Brünette schaut sich ein wenig im Zimmer um. Studiert die vielen Bücherregale, für die meine Mutter ein Faible hat. Den Tisch, auf dem sie sitzt, der Gute hundert Jahre ist. Und die großen Fenster aus denen man nichts außer die rabenschwarze Nacht sehen kann. Tagsüber sieht man auf den Loch Ness und die umliegende Hügellandschaft.
Erins Pupillen lassen mich nicht aus den Augen. Mir ist nicht klar, wieso sie so fasziniert von mir ist. Ich kann ihre Fingerspitzen auf meinem kurzen Bart spüren. »Nicht«, brumme ich und lange nach ihrem Handgelenk. Kopfschüttelnd drücke ich ihre Hand von mir. »Lass das.« Ich will nicht, das sie das tut. Sie soll nicht denken, dass das zwischen uns etwas größeres ist, als es ist. Es wird sich nie eine Beziehung daraus entwickeln. Nur Sex, mehr will ich von ihr nicht. Sobald das für sie zu viel wird, werde ich es beenden. Sollte ich auch nur den kleinsten Funken ihrer Liebe spüren, schicke ich sie noch am gleichen Tag zurück nach Manchester. Hoffentlich ist die Sache mit dem Attentäter bis dahin geklärt. Sonst wird es äußerst schwierig. Wie ich bereits zu meinem Vater sagte; eine Leiche können wir uns im Moment nicht leisten. Die Verbindungen zu den anderen Familien sind zu zerrüttet.
»Erzähl mir mehr«, bittet Erin ablenkend. Sie verschränkt ihre Hände ineinander und starrt gedankenlos aus dem Fenster.
»Da gibt es nichts mehr zu erzählen.«
Sie schnaubt leise. »Natürlich gibt es das. Wie wärs mit dem Typen der dich umlegen wollte? Wieso hast du eine Zielscheibe auf der Stirn?«
Diesmal schnaube ich auf. »Wenn ich das wüsste, würde ich dann nach Hinweisen suchen, wer das war?«, kontere ich verbissen. Wer ist sie, das sie so mit mir spricht? Ich packe sie am Arm und ziehe sie mit einem Ruck vom Tisch herunter. Meine Hand gleitet in ihre gezopften Haare, um diese fest zu packen. Ihr Gesicht schwebt mit geweiteten Augen nah vor mir. Ich kann ihren Atem gegen meine Lippen prallen spüren. Ihr geschocktes Gesicht bringt mich innerlich zum grinsen. Wie ein kleines zahmes Reh verhält sie sich unter meinem Griff. Ich habe sie voll unter meiner Kontrolle. »Vergiss nicht wer du bist, Erin. Du bist nur hier weil wir in der Nacht gefickt haben in der der Typ mich abknallen wollte. Du bist nichts besonderes, Kätzchen.« Meine Stimme ist nur ein raues knurren gegen ihr Gesicht. Sie zuckt zusammen, aber ich erkenne keine Furcht in ihren Augen. Vielmehr ein düsteres funkeln. Ohne noch ein Wort zu verlieren, ziehe ich sie in den Flur die Treppe hinauf. Auf der ersten Stufe, öffnet sich die Haustür hinter uns und meine Eltern betreten das Haus.

»Ewan!«, stößt meine Mutter schockiert aus, »was soll das?« Unbeirrt eile ich weiter die Treppen mit Erin hinauf, die sich unter meinen Griffen windet.
»Lass ihn, die kleine ist sein Problem, hat er selber gesagt«, mischt mein Vater sich ein und bringt meine Mutter ins Wohnzimmer. Mir ist egal, was sie alle denken. Ich schließe Erins Zimmer auf und stoße sie hinein. Sie stolpert ein paar Schritte und fällt schließlich auf die weiche Matratze des Bettes. »Ah!«, japst sie und schaut verschreckt über ihre Schulter zu mir zurück. »Was soll das?«, fragt sie keuchend, reibt sich ihr Genick. Mit gestrafften Schultern zücke ich selbstbewusst den kleinen Schlüssel aus meiner Tasche und drehe ihn zwischen meinen Fingern. »Nicht das dir unsere kleine Abmachung noch zu Kopf steigt«, brumme ich und ziehe mich zurück. Die Tür fällt krachend ins Schloss und ich verriegle sie zweimal, damit die Britin nicht entkommen kann. Sauer steure ich auf mein Zimmer zu und höre hinter mir wie Erins geballte Fäuste gegen das Türblatt hämmern. »Hey! Du bist ein verdammtes Mistkerl Ewan! Hörst du?! Ein verdammtes Arschloch!«, schreit sie. Es muss tief aus ihrer Seele stammen. »Argh!«, kreischt sie außer sich und ich könnte schwören, das sie die Tür gleich wie ein Tiger zerfetzt. Meine Mundwinkel zucken verdächtig im Türrahmen des Gästezimmers. Ein letztes Mal blicke ich zurück über den leeren Flur, lausche ihren wilden Worten, bevor ich rückwärts in das große Gästezimmer gehe und die Tür schließe. Ich bin viel zu erledigt, um noch ins Gästehaus zu laufen, das ich bewohne. Außerdem hat Erin auf die Palme zu bringen Vorteile. Vielleicht habe ich doch noch Hoffnung, dass sie mehr aus sich rauskommt. Ich kann den Tiger in ihr ruhen spüren, den ich ihr rauskitzeln werde. Sie hat Potential.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt