ERIN
Ich bin so wütend gewesen, als er mich einfach hier eingesperrt hat. Was denkt der Typ eigentlich? Das ich mich in ihn verliebe? Ganz sicher nicht. Er ist unausstehlich, wenn er nicht gerade über mir liegt. Verdammt ich hasse ihn. Hasse seine Art aber vor allem, was er in mir auslöst, wenn wir zusammen sind. Wenn er in mir ist und mich all die Dinge fühlen lässt, die ich schon lang nicht mehr gefühlt habe. Schon viel zu lang nicht mehr. Es ist einfach zum Haareraufen. Ich hasse ihn.
Die ganze Nacht habe ich kein Auge zugetan. Meine Mitte tut viel zu viel weh, von seinen festen Stößen. Und auch mein Kopf ist voller Gedanken, die um ihn kreisen. Er sagte, er sei sich sicher das der Mann mich kannte. Wieso ist er sich da so sicher? Er ist mir völlig fremd, hat nicht den Eindruck in mir geweckt ihn zu kennen. Seine Augen haben puren Hass ausgestrahlt, so wie die von Ewan. Ich kenne den Mann nicht. Wieso ist er so überzeugt davon?
Grübelnd starre ich aus dem Fenster in den Park hinter dem Castle. Immer wieder erkenne ich Menschen über die vielen Wege und wiesen laufen. Schmächtige Typen mit schwarzer Kleidung betreten und verlassen eines der Gästehäuser direkt am Abhang. Irgendwo im Irrgarten unter den großen Linden sind die Gärtner mit Heckenscheren verschwunden. Die Sonne steht hoch am Himmel, es wird ein schöner Tag. Wie gern würde ich meine Haut von der Sonne küssen lassen. Wenigstens für fünf Minuten. Ich werde langsam irre in diesem Zimmer. Es ist hübsch und groß, keine Frage, aber dennoch ist es mein persönliches Verlies. Die verriegelte Tür bestätigt dies nur. Ich bin kein Gast, sondern eine Gefangene.Lippenbeißend stütze ich mein Kinn in die Handfläche und überschlage meine Knie. Ich beobachte den Mann, der den Schwimmteich säubert, als wäre es der faszinierendste Job auf der Welt. Frage mich, ob alle hier wissen, wie Ewan wirklich ist. Was denkt wohl seine Mutter? Ich habe sie nur flüchtig im Flur gesehen, als er mich an den Haaren nach oben gezogen hat. Sie war fein gekleidet, trug ein Cocktailkleid und dezentes Make-up. Ihre Haare waren geglättet und zusammengesteckt. Ewan ähnelt ihr. Sie teilen die gleiche Haarfarbe und dieselben Lippen. Die markanten Gesichtszüge und stürmischen Augen hat er von seinem Vater, der mir die gleichen bösen Blicke wie er immer, zugeworfen hat. Die beiden Männer lassen mich still wissen, dass ich nicht willkommen bin. Das kann ich ihn nicht mal verübeln. Alles, was ich will, ist nachhause zu gehen. Sicher und ohne das mir etwas passiert. Gleichzeitig will die Neugier in mir herausfinden, wieso dieser Kerl in mein Hotelzimmer gestürmt kam, und Ewan umbringen wollte. Wieso er eine riesige Zielscheibe auf seiner Stirn hat und mir nicht sagen will, was er da genau macht. Er vertraut mir genauso wenig wie ich ihm. Trotzdem will ich wissen, was hier abgeht. Und wieso er denkt, dass ich den Attentäter kenne. Ich lebe das langweiligste Leben, das man sich nur vorstellen kann. Arbeite für eine Firma die Hotels, aufkauft und sie poliert. Ich lebe in einer normalen Wohnung, zahle Steuern und schaue Serien, wenn ich nachhause komme. Manche könnten meinen es wäre trist, aber für mich reicht es. Ich habe niemandem, um den ich mich kümmern muss. Keine Eltern die noch leben, und mit dem Rest meiner Familie habe ich schon längst keinen Kontakt mehr. Das ist auch gut so. Ich will keinen Kontakt zu ihnen, nicht nach den Dingen, die in der Vergangenheit vorgefallen sind. Erstrecht nicht nach dem Tod meiner Eltern. Ich habe das hinter mir gelassen, glaube ich zumindest. Schon eine lange Zeit habe ich nicht mehr über meine Familie nachgedacht. Die Tränen, die sich in meine Augen brennen, lassen mich genau wie der Schlüssel im Schloss aufschrecken. Ich schnelle vom Sessel auf, wische mir mit dem Handrücken unter den Augen entlang. Er darf nicht sehen, dass ich geweint habe.
Der große Schotte stößt mit leeren Händen die Tür auf. Nicht mal Frühstück hat er mir mitgebracht. Super. Mein Magen knurrt verdächtig auf. Unbeirrt legt er seine Hand an den Knauf und mustert meine lange Hose und das Oberteil.
»Zieh dich um«, verlangt er barsch, »wir machen einen kleinen Ausflug.«
»Wohin?«
Er schnalzt missbilligend mit der Zunge und verschränkt die Arme im Türrahmen. »Zieh dich um«, wiederholt er sich nur. Ausatmend setze ich mich in Bewegung. Es hat keinen Sinn, zu diskutieren. Selbst wenn ich nicht weiß, was er vorhat. Wie schlimm kann es schon werden?
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Highland King | 18+
Romance»Ewans verruchte, dominante Art sollte mich in die Flucht schlagen. Doch stattdessen zieht sie mich an wie ein Magnet, zudem ich der Gegenpol bin.« Erin fällt dem gut-aussehendem Schotten Ewan buchstäblich in einer Bar vor die Füße. Sie denkt sich n...