Epilog Teil 2 von 3

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ERIN

Es regnet noch, als wir in Richtung England aufbrechen. Rosy für ein paar Tage bei Ewans Eltern zu lassen, ist mir unglaublich schwer gefallen. Aber das wissen, das sie bei Glenna in guten Händen ist, lässt mich besser fühlen. Trotzdem vermisse ich sie schon jetzt. Es ist das erste mal seit ihrer Geburt, das wir voneinander getrennt sind. Egal wie viele schlaflose Nächte sie mir verschafft, ich könnte sie nie weniger lieben. Allein das Gefühl sie nicht bei mir zu haben ist immer noch merkwürdig.
Im Auto ist es warm. Die Wintersonne steht tief am Himmel. Immer wieder ziehen Wolken vorbei. Durch die Highlands zu fahren ist ein Traum, egal bei welcher Jahreszeit. Die vielen Berge und Wiesen, Blumen, Sträucher und Bäume. Die Gräser die im Sommer im Wind wehen. Ich hätte nicht gedacht das ich dieses Land je so lieben könnte. Diese Gegend ist meine Heimat geworden. Mittlerweile kann ich mir nicht vorstellen, je mehr in Manchester zu leben. Vor ein paar Tagen habe ich Ewan gebeten, meine Sachen aus meiner Wohnung holen zu lassen. Er hat mir versichert das Keith und Kyle sich der Sache angenommen haben und schon bald alles hier sein wird. Laut dem was er mir vor ein paar Stunden erzählt hat, werden sie heute Abend ankommen. Ewan sagte, das er alles ins Gästehaus bringen lassen wird. Dort wo wir leben. Inzwischen ist es unser Haus geworden. Die alten Gemäuer sind so gemütlich. Er hat mir eine Hälfte im Schrank freigemacht und im Badezimmer ebenfalls. Rosys Zimmer ist gleich gegenüber von unserem. Er hat vor ein paar Monaten die Wände gestrichen und mit Fergus alle Möbel zusammengebaut. Aber im Moment schläft Rosy noch bei uns. Sie liegt in einem kleinen Bettchen direkt neben mir. Doch immer wenn ich morgens aufwache, finde ich sie in Ewans Armen wieder. Er gibt sein bestes, das weiß ich sehr zu schätzen. Er liebt sie sehr, genau wie ich.

»Darf ich dich etwas fragen?«, murmle ich. Nur das Radio läuft leise, sonst ist es still. »Mhm? Ja frag nur«, erlaubt er mir. Ich ziehe meine Beine enger an meinen Körper und betrachte ihn beim fahren von der Seite. Er wirkt so konzentriert und dennoch so gelassen. »Jetzt da ich sie Aufnahmeprüfung geschafft habe und die ersten Dinge erledigt habe, denke ich das es Zeit wird, das du mir sagt, womit ihr euer Geld verdient«, erwidere ich. Ewan scheint nicht sehr überrascht von meinen Worten zu sein. »Ich wusste, das es früher oder später dazu kommen wird, das du fragst«, sagt er. Ich lehne meinen Kopf gegen die stütze und lächle schief. »Also? Immerhin weißt du, das du mir vertrauen kannst«, erinnere ich ihn. Er wirft mir einen knappen Blick zu und umgreift das Lenkrad fest mit beiden Händen. Vermutlich ringt er noch mit sich.
»Du erinnerst dich an den Keller?«, spricht er aber dann doch und wartet auf meine Antwort.
»Ja«, sage ich, »wie könnte ich die Plantage vergessen?«
»Das ist nur ein nettes Nebengeschäft, mit dem wir offiziell nichts zutun haben«, erklärt er mir. Meine Stirn liegt kraus. »Und was ist es dann? Wieso habt ihr so viel Geld?«
Er atmet tief ein und aus. »Meine Familie ist schon so lange in diesen Kreisen, genau wie die der anderen Clans. Nicht alle tun das gleiche, wir haben bloß gemeinsam, das wir viel Geld haben. Manche arbeiten zusammen. Aber wir sind die einzigsten, die das tun, was wir tun.«
»Und das wäre?«
»Wir beliefern die Armee mit Waffen. Exklusive, teure Waffen mit viel wumms dahinter, wenn du verstehst.«
Kommt daher seine Liebe für die Pistole die er immer mit sich herumträgt. »Und wieso dann diese Prüfung? Die unheimlichen Männer und das andere Zeugs?«
Das scheint nicht viel Sinn für mich zu ergeben. Aber vielleicht irre ich mich einfach.

»Meine Familie war früher in illegale Geschäfte verwickelt. Erst mein Vater hat dafür gesorgt, das wir den Deal bekommen. Wir sind für die Regierung zu wertvoll, als das sie uns einfach einsperren würden. Niemand kann ihnen das liefern, was wir tun.«
»Woher bekommt ihr das Zeug?«
»Kontakte. Du musst nicht viele Menschen kennen, nur die richtigen.«
Wahre Worte, die da aus Ewans Mund kommen. Mein Blick richtet sich nach vorn und verliert sich in der Landschaft vor uns. Die Straße auf der wir fahren ist leer. Sie führt uns mitten durch die Highlands. »Ist Fergus deswegen beim Militär gelandet?«
»Nein, aber er kennt das Zeug das wir verkaufen, gut. Ab und zu hatte er die Waffen an Board«, erklärt Ewan weiter. Lippenbeißend verschränke ich meine Arme und denke darüber nach. Seine Worte überraschen mich. Ich hätte nicht gedacht, das er für die Regierung arbeitet. All die Nächte und Stunden in denen er nicht da war, war er mit diesen Waffen unterwegs. Waffen die für die Armee sind.
»Was sind es für Waffen?«
»Alles, was du dir ausmalen kannst. Irgendwann zeige ich es dir mal, aber erst müssen wir uns um die Sache mit deinem Onkel kümmern.«

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt