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EWAN

ein paar Wochen später...

Heute möchte Erin meinem Vater erzählen, das sie schwanger ist. Deswegen ist sie schon seit Tagen nervös und aufgeregt. Noch dazu ist heute der Geburtstag meiner Mutter und sie möchte mit uns essen. Dafür koche ich extra etwas für sie, weil sie es sich so gewünscht hat. Sie mag es, wenn ich koche, selbst wenn ich das nach ihren Worten, viel zu selten für sie tue. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr muss ich innerlich schmunzeln, während ich mir mein Hemd zuknöpfe. Im Bad raschelt es. Erin ist schon seit zwanzig Minuten darin verschwunden. Stören will ich sie nicht, deswegen mache ich mich leise auf den Weg nach unten. Wie üblich ist es in den alten Gemäuern meines Hauses angenehm kühl, selbst als ich die Tür öffne und die warme Luft hineindringt. Der Vorteil, im Sommer in solch einem alten Gebäude zu wohnen. Draußen hingegen müssen es fünfunddreißig Grad sein. Mir schlägt die Hitze wie eine Wand entgegen, als ich die Terrasse betrete und den Schirm über dem Esstisch spanne. Durch die Büsche und Gräser die um das Holz wachsen, pustet ein lauer Wind. Es ist angenehm im Schatten.
Zurück in der Küche bereite ich alles vor. Mom wünscht sich gedünstetes Gemüse aus dem Garten, Steak und einen Nachtisch, den sie mir überlassen hat. Außerdem gibt es einen Salat und geröstetes Brot, das ich mit Kräutern und etwas Butter bestreiche. Aber zuerst kommt das Gemüse dran. Gerade als ich mir ein Brett und eine Zucchini nehme, kommt Erin die Treppe hinunter gelaufen. Man sieht kaum noch, das sie verletzt war. Ihre Narben am Bein sind zwar rot, aber sie humpelt nicht mehr. Das blaue Fleck vom Unfall, ist ebenfalls verschwunden. Nur auf ihrer Stirn ist noch eine einzige Narbe verblieben, die an den Autounfall erinnert. Aber selbst die sieht man kaum.
Meine Augen haften auf ihrem Kleid, das sie trägt. Es reicht ihr bis zur Mitte ihrer Oberschenkel und sitzt perfekt. Der luftige Stoff ist unten locker und oben eng. Und seit ein paar Tagen haben ich das Gefühl, das ihr Busen immer größer wird. Fuck. Wir haben schon seit Wochen nicht mehr miteinander geschlafen. Ich schüttle den Kopf bevor ich noch auf dumme Gedanken komme. Ich muss fokussiert bleiben, sonst wird dieses Essen nie stattfinden.

»Kann ich dir helfen?«, bietet sie fragend an und kommt neben mir zum stehen. Die dunkelhaarige Britin, die mir nur bis zur Schulter geht, schaut mich mit großen Augen an. »Du kannst mir helfen einen Salat zu machen. Die Spaghettis habe ich schon gekocht«, schlage ich vor. Nickend schnappt sich Erin die Nudeln neben der Spüle, die ich bereits abgeschüttet und in eine Schüssel gegeben habe. Sie macht sich mir gegenüber an der Kücheninsel, auf einen der Barstühle Platz und nimmt sich alles was sie braucht. »Also; Lauchziebeln, Schnittlauch, Paprika, Gurke und Gewürze?«, hakt die dunkelhaarige nach. »Ja genau.«
Zufrieden wäscht sie die besagten Dinge ab und legt sich alles zurecht. Sie nimmt endlich auf einen der Hocker Platz und beginnt zu schneiden. »Wann kommen deine Eltern denn?«, möchte sie wissen. Konzentriert gebe ich die Zucchini in eine Schüssel und nehme mir eine Paprika. »Sie wollen gegen sieben da sein«, antworte ich, »aber bei meinem Vater bedeutet das zehn Minuten eher.«
»Dann haben wir ja gerade noch genug Zeit«, stellt sie fest.

Als ich fertig bin mit dem Gemüse, würze ich es in der Schüssel und verteile es auf einem Blech. Noch ein bisschen Öl darüber und es geht in den Ofen. Auch Erin ist inzwischen fast mit ihrem Salat fertig, sie träufelt etwas Öl darüber, ein wenig Schnittlauch und Basilikum dazu. Während sie die Spaghettis in einer großen Schüssel umrührt, schnappe ich mir eine Pfanne und schalte den Herd an. Das Fleisch habe ich gestern schon eingelegt, so brauche ich es nur noch anbraten. Kurz nachdem ich es in die Pfanne gelegt habe, drängelt Erin mich weg. »Hey«, beschwere ich mich bei ihr. Sie lacht leise und öffnet die Schublade, die ich zuvor blockiert habe. »Du bist ganz schön frech«, fällt mir auf. Erin schielt schmunzelnd zu mir auf. Bevor sie abhauen kann, hebe ich sie hoch und setze sie neben dem Herd auf der Arbeitsfläche ab. Zwischen ihren Beinen stehend, wandern meine Hände ihre Seiten entlang. Ich sehe ihr an, wie nervös sie noch immer ist. »Du musst nicht aufgeregt sein«, sage ich. Auf der Arbeitsplatte sitzend, sind wir auf Augenhöhe. Erin verzieht ihre Lippen skeptisch. »Ich habe allen Grund dazu. Du kannst ihm vielleicht die Stirn bieten, aber mir ist er unheimlich angsteinflößend«, wispert sie mir entgegen. Ich komme ihr noch ein Stück näher, meine Hände wandern über ihre nackten Beine, ein Stück unter den Stoff des Kleides. Sie drückt meine Hände sanft weg. Denn sie weiß genau, worauf es hinauslaufen würde. Auch wenn ich sehe das sie es ebenfalls will. Dieses Essen muss stattfinden.

»Glaubst du wirklich, das er ausflippt? Er bleibt immer ruhig wenn es brenzlich wird.«
»Das macht mir noch mehr Angst.«
»Muss es nicht, Kätzchen. Er traut sich nicht, dir etwas zutun. Nicht, da du schon solange hier bist. Und er würde nie das Leben seines Enkels gefährden, glaub mir«, gebe ich ihr zu verstehen. Erin seufzt. »Ich weiß ja noch nichtmal, ob das überhaupt will...«
»Das ist okay. Egal was du machen willst...«
»Ist es nicht. Du solltest dazu auch etwas sagen. Es ist nicht nur meines.«
»Ich weiß«, flüstere ich. Ihre Worte sind wahr, aber ich finde, das sie es entscheiden sollte. Es ist ihr Körper, nicht meiner.
»Ich weiß ich nicht was ich tun soll«, gesteht sie hauchend. Ihre Augen sind glasig. »Das musst du jetzt nicht entscheiden«, wispere ich, »Okay? Nicht weinen«, bitte ich sie und wische ihr unter den Augen entlang. Sie schluckt hart, nickt aber. »Vielleicht sollte ich mir darüber keine Gedanken mehr machen... ich glaube, es ist eh schon zu spät.«
»Wie meinst du das?«
»In Großbritannien darf man bis zur zwölften Woche abtreiben. Wenn ich mir das ausrechne, bin ich gerade in der vierzehnten. Also ist es egal wie ich denke.«
»Ist es nicht, Erin. Wenn du das hier nicht willst, dann verstehe ich das. Das tue ich wirklich.«

Sie lässt ihren Kopf hängen. Es bricht mir das Herz. Ich lege meine Hand an ihre Wange und sie schließt ihre Augen ausatmend. »Ich will es aber«, wispert sie mit dünner Stimme, »ich habe nur Angst.«
»Vor was?«, hake ich nach. Vor was hat sie Angst? Sie sollte dieses Gefühl nicht verspüren, nein. Erin ist ein herzensguter Mensch. Das sie in all das hineingezogen wurde, ist wahrlich eine Schande, selbst wenn sie das beste daraus macht. Mich zähle ich nicht dazu. Ich bin nicht blind und weiß, wie sie mich ansieht. Weiß wie sie mich die ganze Zeit schon angesehen hat. Ich kann sie lesen wie ein offenes Buch.

»Davor das ich allein damit bin«, gibt sie zu und traut sich nicht aufzusehen. Ich atme tief aus und hebe ihr Kinn an. Wie automatisch wandern ihre Augen zu meinen. »Das ist dumm, dass weißt du auch. Du wirst mich nicht mehr los, Kätzchen. Das verspreche ich dir. Wie du weißt halte ich meine Versprechen immer ein«, flüstere ich. Ihre Mundwinkel zucken tatsächlich etwas in die Höhe. Das stimmt auch mich glücklicher. Sie küsst mich. Wie immer sind ihre Lippen so süß wie ein Topf Honig. Ich glaube nicht, das ich jemals genug davon bekommen könnte. Erin ist wie eine Droge, von der ich anhängig bin. Süchtig.
Erst das brutzelnde Fleisch holt mich aus unserer Blase hinaus. Verwundert lasse ich von ihr ab und sehe zum Herd. »Fuck«, nuschle ich und wende die Steaks sofort. Erin kichert hinter vorgehaltener Hand und schüttelt ihren Kopf ungläubig. »Hey, lach mich nicht aus«, sage ich. »Was willst du denn dagegen tun? Vielleicht höre ich nie auf«, sagt sie kess. Ich hebe sie von der Kücheninsel hinunter und setze sie auf dem Boden ab. »Das wirst du heute nach dem Essen sehen«, zwinkere ich. Sie tritt errötend wenige Schritte zurück und schnappt sich das Besteck, das sie vorhin holen wollte. Ich sehe ihr lachend nach. Erin wird heute mein Nachtisch sein.

Highland King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt