Es war fast stockdunkel in meinem Zimmer. Nur das Mondlicht schien durch das riesige Fenster und gab mir ein bisschen Ausblick auf alles um mich herum.
Nero lag ganz ruhig auf meinem Schoß und gedankenverloren streichelte ich in einem beständigen Rhytmus über sein raues Fell, während ich die letzten Stunden noch einmal in meinem Kopf durchging und zu dem Entschluss kam, dass Jake ohne mich noch eine funktionierende Hand hätte.
Wieso musste ich nur an ihm mein zerstörtes Selbstbild versuchen wieder aufzubauen? Ich sollte wirklich die Finger von Alkohol lassen.
Zwar trank ich oft mit meinen Cousins, doch die passten auf mich auf und kannten mich und meine Grenzen. Hier kannte mich keiner.
Nachdem mir dann klar wurde, dass ich wahrscheinlich sowieso diese Nacht keinen Schlaf mehr finden würde, stand ich vorsichtig auf und lief zum Badezimmer.
Ich zog mir das enge Kleid aus und suchte mir aus den ganzen Tüten eine dünne, weiße Schlafhose und ein schwarzes Tanktop heraus. Kaum hatte ich mich umgezogen, schlüpfte ich noch in meine neuen Flip Flops und klopfte dann auf meinen Oberschenkel.
Nero verstand diese Geste sofort und als ich dann leise meine Tür öffnete, rannte er aufgeregt die Treppen herunter und ich ihm hastig hinterher.
Es war still im Haus, als würden alle schlafen, doch als ich im Wohnzimmer ankam, sah ich Odran, der mit weißem T-Shirt und grauer Jogginghose bekleidet auf der Couch saß und einen Film schaute. Als er meinen Blick bemerkte schaute er flüchtig zu mir herüber, um sich dann schnell wieder dem Fernseher zuzuwenden.
Beim Shoppen hat er mir besser gefallen...
Ohne ihn weiter zu beachten, lief ich zur Fensterfront und öffnete diese, um Nero rauszulassen, dem ich eilig hinterher tapste.
"Warte", rief ich ihn, doch er rannte ohne auf mich zu hören die Treppen zum Strand herunter. Ich hatte plötzlich Angst, dass er abhauen würde, doch als ich unten im Sand ankam und nach rechts blickte, sah ich, wohin, oder eher zu wem er wollte.
Rian saß weiter weg im Sand, immer noch bekleidet mit seinem schwarzen Hemd und der schwarzen Hose. Nur seine Schuhe und Socken hatte er ausgezogen und neben sich gestellt.
Der Mond gab mir genug Ausblick auf ihn, sodass ich ganz genau erkennen konnte, dass er über Neros aufgeregte Art lächelte. Erst, als er ihn anschließend ausgiebig gestreichelt hatte und Nero zum Wasser rannte, schaute er zu mir und wurde wieder ernst in seiner Mimik.
Ich wich seinem Blick überfordert aus und verschränkte meine Arme nervös, um auf das dunkle Meer zu schauen und dem rauschen der Wellen zu lauschen, doch ich spürte trotz allem, dass er mich immer noch musterte. Es war wie ein leichtes Brennen auf der Haut...
In mir drinnen breitete sich, umso länger ich hier unbeholfen herumstand, immer mehr das Gefühl aus, dass ich einfach wieder reingehen sollte, doch irgendwie konnte ich nicht.
Nervös zog ich dann meine Füße aus dem Flip Flops, um mit diesen im Sand herumzuwühlen. Er fühlte sich warm und weich an und widerwillig schaute ich dann doch wieder zu Rian, dessen Augen in dem Moment genau auf meine trafen.
Eine Zeit lang fühlte ich mich, als würde ich nicht mehr atmen, als würde mein Herz nicht mehr schlagen, als wäre ich verloren in diesem graublauen Ozean, doch ich riss mich davon los und schaute in den schwarzen Himmel, um tief durchzuatmen.
"Komm her", hörte ich ihn unerwartet und wollte es ignorieren, aber als er dann noch ein bestimmtes "jetzt!" hauchte, drehte ich mich doch zu ihm und lief langsam auf ihn zu, den Blick fest auf meine nackten Füße gerichtet.
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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet
Romance- Abgeschlossen - Darkromance | Drama ______ Rian & Keeva Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn während sie die Frau ist, die sich immer an alle Regeln hält, ist er der Mann, der diese täglich bricht. Ihr Leben dreht sich da...