»Veränderungen1«

16.8K 670 185
                                    

Nachdem ich mich immer weiter von meinem hysterischen Lachanfall mitreißen ließ, stand Rian mit einem besorgtem Gesichtsausdruck auf und kam anschließend langsam auf mich zu, um mich fest in seine Arme zu schließen.

Sein so vertrauter Geruch ummantelte mich und umso lauter ich lachte, umso fester drückte er mich an seine starke Brust, bis mein Lachen sich in ein bitteres Weinen veränderte und ich die warmen Tränen über meine Wange laufen spüren konnte.

"Du hattest Recht", schluchzte ich an sein Hemd und legte mir meine Hände schützend vor mein Gesicht. "Ich bin naiv und schwach und bringe dir nur Probleme."

Beschämt versuchte ich mich von ihm zu befreien, doch er ließ es nicht zu. Mit wenig Kraft nahm er meine Hände von meinem Gesicht und schaute mir tief in meine Augen, wodurch ich augenblicklich die Luft anhielt und mich wieder in der wunderschönen Farbe seiner Iriden verlor.

Eine solche Mischung, die in ihrer Einzigartigkeit aussah, wie der perfekte Sturm eines sonnigen Tages.

"Naiv, vielleicht", sprach er ruhig und strich mir vorsichtig meine Tränen dabei von der Wange. "Aber schwach sicherlich nicht."

Er flüsterte mir diese Worte direkt ins Gesicht, sodass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte und mit leicht geöffnetem Mund starrte ich ihn an und versuchte angestrengt herauszufinden, ob er das wirklich ernst meinte, was er da behauptete. "Du hast Nero nicht alleine gelassen, Keeva. Weißt du eigentlich, wie vielen Menschen das vollkommen egal gewesen wäre? Dir aber nicht und ich kann mir nur allzu gut vorstellen, was du alles für die Menschen tun würdest, die du aus ganzem Herzen liebst."

Ohne noch etwas darauf zu erwidern, klammerte ich mich an seinem Hemd fest und sah voller Sehnsucht zu ihm auf, wodurch er sich zu mir herunterlehnte, um mir einen solch zärtlichen Kuss auf meine Lippen zu geben, dass ich vor lauter Glücksgefühl leise seufzen musste.

"Du hast keine Ahnung, was ich mit dem Kerl machen werde", sprach er dann mit bedrohlicher Stimme und zog mich an meiner Tailie noch näher an sich heran, um mit seiner Zunge so stürmisch meinen Mund zu erobern, dass mein gesamter Körper in Wallungen geriet.

Mein Magen kribbelte wie verrückt und ich war ihm so unendlich dankbar dafür, dass er es mit seiner fordernden Art wenigstens für eine kurze Zeit schaffte, diese schrecklichen Erinnerungen zu vertreiben.

Ein lautes Räuspern, dass plötzlich hinter ihm erklang, ließ sich ihn widerwillig von mir lösen und als er sich dann herumdrehte und auch ich Cathan dort in der Haustür stehen sah, ließ Rian sofort meine Hand los und lief einige Schritte auf seinen mich bösartig anstarrenden Vater zu.

"Schön zu sehen, wie du die Kontrolle über alles behältst", meinte sein Vater nur eiskalt und zog dabei seine Augenbraue hoch, während seine verschränkten Arme nur zu deutlich zeigten, wie abgeneigt er mir gegenüber war.

"Stell mich nicht vor meiner Ehefrau in Frage", kam es drohend von Rian und blitzartig starrte ich Cathans Hände an, die unter seiner grauen Anzugsjacke herausschauten. Ich erkannte keine Verletzung, doch so, wie er sich mir gegenüber verhielt, hätte ich es ihm wirklich zugetraut, dass er es gewesen wäre.

"Vergiss nicht, dass es nur eine Ehe zum Zweck ist", zischte sein Vater und als Rian ihm gerade etwas zurückgeben wollte und ich förmlich sehen konnte, wie er vor Zorn bebte, lief ich schnell zwischen die Beiden.

Ich wollte einen erneuten Familienstreit durch mich verursacht verhindern, doch dafür war es anscheinend Mal wieder zu spät.

Rian Pov.;

Wäre er nicht mein Vater, bei Gott, ich hätte mich wirklich nicht mehr unter Kontrolle halten können.

So viele Emotionen, wie die letzten 24 Stunden hatte ich wirklich noch nie durchgemacht!

Ich empfand puren Hass gegenüber mir selbst, ihr nicht zugehört zu haben. Empfand Trauer darüber, dass ihre sonst so fröhlichen Augen sich verändert hatten. Plötzlich waren in ihren Iriden auch Angst, Furcht und Verzweiflung zu sehen... Ich hasste es!

Dazu diese mich zerfressende Wut darüber, nicht das kleinste Indiz dafür gefunden zu haben, wer dieser Kerl war. Die Waffe zeigte keine Spuren und selbst am Strand fanden wir rein gar nichts!

Würde ich ihn erwischen, dann würde er um die Gnade Gottes winseln!

Zu all diesen mich durcheinander wirbelnden Gefühlen, die ich nach außen hin nicht zeigte, da ich Keeva nicht noch mehr beunruhigen wollte, kam jetzt auch noch mein Vater und meinte sich aufspielen zu müssen!

"Hört sofort auf!", riss Keevas laute Stimme mich aus meinen Gedanken und dann sah ich auch noch verwundert über ihren Mut  dabei zu, wie sie sich zwischen uns stellte und uns beiden einen warnenden Blick zuwarf.

Diese Frau ... Ich fand wirklich keine Beschreibung mehr, für das, was sie allein mit ihren Augen in mir auslöste.

"Es reicht mir! Mir steht das alles bis zum Hals und das ist wirklich beängstigend! Immerhin komme ich aus einem der ärmsten Viertel Dublins und habe schon genug erlebt! Aber was ich noch nicht erlebt habe, ist eine Familie, die sich gegenseitig behandelt, als wären sie die größten Feinde!"

Ihre Verzweiflung war kaum zu überhören und ich traute mich in diesem Augenblick nichtmals mehr, mich zu bewegen. Ein flüchtiger Blick zu meinem Vater zeigte mir, dass selbst er, der nichtmal den Teufel fürchtete, es sich gefallen ließ, dass sie ihn förmlich anschrie.

"Es war falsch von dir, mir nicht zuzuhören, aber die Sache ist vergessen und darüber braucht man auch nicht mehr zu diskutieren", wandte sie sich an mich und holte dabei tief Luft.

"Und zu ihnen", stellte sie sich dann Cathan gegenüber, wodurch ich den Atem anhielt und nur noch damit rechnete, dass mein Vater gleich an die Decke gehen würde und ich mich dazwischen schmeißen müsste.
"Rian hat sehr wohl alles unter Kontrolle! Wenn diese dämlichen Wachmänner lieber Candy Crush spielen, anstatt sich umzusehen, kann auch niemand was dafür! Vielleicht sollte man vor Dienstebeginn ihre Handys einsammeln oder sonst was!"

Cathan warf mir einen flüchtigen Blick, während Keeva sich weiter über die Sicherheitsmänner beschwerte und während er eine Augenbraue hob, zuckten plötzlich seine Mundwinkel.

War er etwa beeindruckt? Das konnte wohl kaum möglich sein...

"Und noch was! Ja, dass was wir haben, ist eine Scheinehe, aber da ich trotzdem keine anderen Frauen an seiner Seite dulde und auch Mal Zuneigung möchte, ist es ja wohl vollkommen legitim, dass ich mir diese Zärtlichkeiten einfordere!"

Sie schnaubte und warf mir noch einen kurzen Blick zu, ehe sie zur Küche lief und dort mehrere Tassen aus dem Schrank holte.

Cathan und ich standen immer noch schweigend da, bis er nah an meine Seite kam, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.

"Wenn der Teufel nicht mehr weiter weiß, schickt er eine Frau."

Was sollte mir das jetzt sagen?

______
😳😳😳

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt