»Streit2«

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Umso näher der Unbekannte kam, umso heftiger zitterte meine Hand und umso schwerer fiel es mir, Nero überhaupt noch  festzuhalten, der sich wie ein Wilder von seinem Halsband losreißen wollte, doch der Typ würde ihn sicher ohne mit der Wimper zu zucken sofort erschießen, also biss ich die Zähne zusammen und hielt das Halsband so fest ich konnte, um das Leben meines treuen Begleiters nicht aufs Spiel zu setzen.

"Komm nicht näher!", versuchte ich dem Unbekannten drohend entgegen zu schreien, doch es kam nur ein voller Todesangst klingendes Hauchen aus meinem Mund heraus, während mir mein Herz schon so schmerzhaft gegen meine Rippen schlug, dass ich ziehende Schmerzen am ganzen Körper spürte.

Zu meiner Überraschung blieb er aber trotz meiner nicht zu überhörenden Angst stehen und legte seinen Kopf wieder etwas schief, um mich einige Zeit wie eine Statue zu betrachten.

Die Waffe in meiner Hand wurde immer schwerer, umso länger ich sie direkt auf seinen Kopf richtete, bis ich schlagartig heftig zusammenzuckte, als er die letzten Meter zu mir überwand und eine Pistole aus seiner Hose zog. Vor lauter Schock über seine ruckartige Bewegung, ließ ich Nero unbewusst los, der dem Unbekannten sofort knurrend in die Hand biss.

Der Unbekannte ließ auf Neros Attacke hin seine Waffe fallen und schlug nach meinem Hund, doch Nero ließ nicht locker und zerrte laut knurrend an seiner Hand, wodurch der Kerl schmerzverzerrt aufschrie.

Mieses Arschloch!!!

Ich stand zwar unter einem extremen Schock, doch ich wusste auch, dass ich sofort etwas unternehmen musste, also lief ich eilig auf die Beiden zu, bückte mich blitzschnell nach seiner Waffe im Sand und entfernte mich mit ihr panisch wieder einige Schritte, um das Szenario schockiert zu beobachten.

Der Typ riss sich aber nach kürzester Zeit wieder von Nero los und rannte sofort los in die Dunkelheit, während ich Nero in letzter Sekunde mit einem gekonnten Griff an sein Halsband davon abhielt, ihm noch weiter hinterherzurennen.

"Komm jetzt!", schrie ich mit bebender Stimme und steckte die Waffen in meinen Hosenbund, um so schnell ich konnte den Strand zurück zu rennen ohne mich dabei noch ein einziges Mal herumzudrehen.

Immer wieder stolperte ich ihn dem warmen Sand, da meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten, doch ich raffte mich auch immer wieder hastig auf und lief bitterlich weinend weiter bis zur Treppe, um diese hoch rennend auch noch einige Male fast das Gleichgewicht zu verlieren.

"Rian!", schrie ich mehrere Male laut, kaum war ich auf der Terrasse angekommen und erst, als ich Tränen überflutet und atemlos die Tür aufriss, starrten mich alle Drei völlig verwirrt an.

"Was...", wollte Rian eine Frage stellen, doch mein Anblick hatte ihm wohl die Sprache verschlagen und so wie er mich anblickte, musste man mir meine Todesangst förmlich  ansehen.

Flüchtig schaute ich an mir herunter, sah sofort das Blut des Wachmanns auf meiner weißen Hose, die zwei Pistolen, die zwischen Unterleib und Hosenbund klemmten und flüchtete mich dann weinend auf der Suche nach Sicherheit in seine starken Arme, die er sofort schützend um meinen zitternden Körper legte, um mich fest an sich zu drücken.

"Holt John und geht sofort zum Strand!", wies er die anderen Beiden an und ich konnte an seiner Brust schluchzend ganz genau dabei zuhören, wie sein Herzschlag sich immer weiter beschleunigte, bis die Haustür hinter uns ins Schloss fiel und er einmal tief durchatmete.

"Keeva", löste er sich dann nur zögerlich von mir und nahm mein Gesicht vorsichtig in seine Hände. "Beruhige dich, alles ist okay", flüsterte er und in dem Moment, wurde ich so wütend darüber, mich von ihm im Stich gelassen zu fühlen, dass ich mit dem Blick in seine Augen ausholte und ihm eine knallte.

"Hättest du mir nur eine Sekunde zugehört!!!", schrie ich ihn verzweifelt an und riss dabei die beiden Knarren aus meinem Hosenbund, um ihm diese auf den Tisch neben uns zu werfen. "Dann wäre das alles gar nicht erst passiert!"

Er wollte noch etwas sagen, doch ich drängte mich weinend an ihm vorbei und rannte gemeinsam mit Nero die Treppen nach oben, um in meinem Zimmer angekommen die Tür so fest zu zu schlagen, dass ich selbst über die Lautstärke erschak.

"Arsch!!!", schrie ich mir meine ganze Panik aus der Seele und schnappte danach erschöpft nach Luft, um halb torkelnd zu meinem Bett zu laufen, auf dass ich mich einfach nur noch Tränen übersät fallenließ.

"Nero", wimmerte ich und drehte mich auf meine Seite, um auf die rote Bettwäsche zu klopfen, wodurch er sofort aufs Bett gesprungen kam und sich nah an mich kuschelte.

Ich legte meinen Arm um ihn, weinte immer noch unkontrolliert vor mich hin und spürte dann auch kurz darauf, wie Nero mich immer wieder leicht anstupste, als wolle er sagen...

"Hey, wir haben es gemeinsam geschafft ..."

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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt