Nach dieser wirklich wohltuenden Dusche, lief ich mit einem weißen Bademantel bekleidet hoch in mein Stockwerk, um mich erst einmal mit einem breiten Lächeln auf mein Bett fallen zu lassen.
Rian wollte sich noch eine Stunde schlafen legen, da er abends noch zu irgendeinem Schneider musste, um einen Anzug abzuholen, also wollte ich ihm seine Ruhe lassen und mich nach meinem wunderschönen ersten Mal gedanklich sammeln...
Ich lag auf dem Rücken auf meinem weichen Bett, schloss tief durchatmend meine Augen und sah sofort wieder ihn vor mir.
Seine graublauen Augen, die intensiv in meine blickten...
Seine schwarzen Haare, die ihm leicht ins Gesicht fielen...Ich hörte erneut seine schnelle Atmung, spürte erneut seine Hände auf meinem Körper und allein davon, bekam ich wieder ein Kribbeln in meinem Magen, dass ich genüsslich voll und ganz auf mich wirken ließ.
Hinter verschlossenen Türen war er wirklich der perfekte Ehemann und ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass weder sein Vater, noch seine Feinde, noch die Welt da draußen, es erneut zulassen würden, dass die Kälte wieder von ihm Besitz übernehmen würde...
Wie naiv ich nur war...
Als ich dann nach einer Weile gedanklich immer weiter in meine Fantasie abdriftete, schlief ich widerwillig ein und träumte dabei nur von ihm ...
***
Erschöpft öffnete ich nur langsam meine schweren Lider und nahm mir kurz Zeit, mich zu orientieren.
Mein Blick fiel zum Fenster und ich erschrak für einen Moment, als ich feststellen musste, dass es draußen schon stockdunkel war.
Ich hatte wirklich fast den ganzen Tag verschlafen...
Schnell stand ich auf und lief ins Badezimmer, um mir frische Unterwäsche, ein rotes Top und eine weiße Stoffhose anziehen, ehe ich die Treppen nach unten nahm und erst im Wohnzimmer angekommen halt machte.
"Ausgeschlafen?", lächelte Rian mich an, der am Tisch saß und anscheinend Papierkram zu erledigen hatte.
Ein Laptop stand direkt vor ihm, dahinter lagen mehrere Akten und er selbst sah einfach nur unfassbar gut aus, mit dem weißen Hemd, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren, obwohl es mich schon wunderte, dass er abends zu Hause noch so förmlich angezogen war.
"Ja", anwortete ich ihm nach meinem kurzen Anstarren und blickte dann flüchtig herüber zur Couch, wo Odran TV schaute und Nero es sich halb auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte.
"Hast du Hunger?", wollte Rian wissen und zeigte gleichzeitig zur Kücheninsel, wo ich mehrere Pizza-Kartons erspähte.
Ihn anlächelnd lief ich am Tisch vorbei und nahm mir dann einen der Kartons, um mich direkt ihm gegenüber niederzulassen.
Er beachtete mich nicht weiter und durchsuchte die Dokumente, während ich mir die Salamipizza schmecken ließ und an ihm vorbei raus in die Dunkelheit starrte.
Immer wieder fiel mein Blick auf ihn, doch er erwiderte es nicht, was aber vollkommen okay war. Anscheinend hatte er wirklich viel zu tun, also stand ich nach einer Weile wieder auf, räumte den leeren Karton weg und ließ mich anschließend neben Odran auf die Couch fallen, der irgendeinen Actionfilm schaute und Nero dabei durchgehend mit Streicheleinheiten verwöhnte.
"Das mit dieser Selena tut mir leid", flüsterte ich ihm entschuldigend zu und er schaute mich nur flüchtig an, ehe seine Mundwinkel leicht zuckten und er wieder den Fernseher fixierte.
"Mach dir darüber keine Gedanken", meinte er mit ruhiger Stimme und ich hoffte wirklich, dass er es mir nicht übel nahm.
Immerhin wohnte er hier ja auch und ich konnte ja wohl kaum jede andere Frau verscheuchen... Obwohl, wenn sie meinten, so mit mir reden zu müssen, dann doch.
"Soooo", hörte ich plötzlich Senans Stimme und drehte mich neugierig zur Haustür, die er gerade hinter sich schloss. "Ich werde zum Strand gehen, etwas trinken und mich ein wenig entspannen. Hat einer Bock mitzukommen?"
Natürlich traf sein Blick als erstes mich und am liebsten hätte ich sofort Ja gesagt, doch wie automatisch fiel mein Blick zu Rian, der mich ebenso anstarrte und kaum merklich den Kopf schüttelte.
Spielverderber!
Meinte er, ich sollte jetzt hier herumsitzen wenn er sowieso mit seiner Arbeit beschäftigt war und Odran als Gesprächspartner auf ganzer Linie versagte?
"Na gut, dann eben nicht", zuckte Senan mit der Schulter und lief mit einer Tüte zur Terrassentür, doch ehe er mit seinem weißen Shirt, der schwarzen Hose und den weißen Sneakern die Villa verlassen konnte, stand ich eilig auf und lief auf ihn zu.
"Ich komme mit", lächelte ich, doch sofort hörte ich Rians Stimme neben mir, die sich wieder eiskalt anhörte.
"Nein."
Das war alles was er sagte, doch ich ließ es nicht gut sein, obwohl ich nichtmal wusste, um was genau ich gerade kämpfte.
"Nein?", wiederholte ich ihn und wartete ungeduldig darauf, dass er meinen Blick erwidern würde, doch er starrte stur in den Laptop und gab überhaupt keine Reaktion mehr von sich.
"Lass uns gehen", wandte ich mich dann trotzig an Senan, der mich nur dämlich angrinste und als ich ihm gerade nach draußen folgen wollte, spürte ich plötzlich eine Hand an meinem Arm.
"Keeva, ich habe Nein gesagt", meinte er ernst und blickte mich dabei an, als wäre dieser Tag heute nie passiert. Als hätte es die Wärme in seinen Augen nie gegeben. Es war beängstigend, wie er mich jetzt wieder ansah.
"Was ist dein Problem?", mischte Senan sich dann ebenfalls ein und sofort nahm Rian ihn feindseelig ins Visier.
"Was mein scheiß Problem ist?", knurrte er seinen kleinen Bruder an, ließ dabei meinen Arm los und stellte sich genau vor ihn. "Du! Du bist mein Problem! Erst die Situation mit Jake und jetzt willst du dich wie immer grundlos besaufen und willst andere mit in deine Scheiße ziehen! Reicht es dir nicht, schon ein Leben auf dem Gewissen zu haben!!!"
Rian schien kurz davor zu stehen, Senan wirklich etwas anzutun und geschockt sah ich dabei zu, wie sich bei Senan Tränen in den Augen sammelten.
"Es reicht", riss Odran mich aus meiner Starre, den ich plötzlich genau hinter mir spürte. "Keeva, lass uns bitte alleine", meinte er mit beruhigender Stimme und stellte sich dann zwischen die Beiden. Ich war völlig durcheinander, bewegte mich keinen Schritt, bis Odran sich nochmals zu mir wandte und mich wütend anfunkelte.
"Hörst du etwa schlecht?!", wurde er lauter und erst dann, als ich ihm ängstlich entgegensah, machte ich unsicher einige Schritte nach hinten, um mich anschließend umzudrehen und die Treppe hochzulaufen.
Wieder war ich Schuld daran, dass die Brüder sich stritten... aber es war doch völlig unangebracht von Rian, mir zu verbieten, mit seinem Bruder zum Strand zu gehen!
Was dachte er denn, was passieren würde?
Dann kamen mir seine Worte wieder in den Sinn...
Reicht es dir nicht, schon ein Leben auf dem Gewissen zu haben...
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Rian - Bis dass der Hass uns scheidet
Romance- Abgeschlossen - Darkromance | Drama ______ Rian & Keeva Zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn während sie die Frau ist, die sich immer an alle Regeln hält, ist er der Mann, der diese täglich bricht. Ihr Leben dreht sich da...