»Eine letzte Nacht«

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Rian Pov.;

Ich ließ sie einfach stehen, was mich wirklich alle Kraft kostete und suchte mit schnellen Schritten mein Schlafzimmer auf, in dem ich mich plötzlich überhaupt nicht mehr Zuhause fühlte.

Mein Herz schmerzte und ich wusste nicht, ob es sich je wieder erholen würde. Ich hatte sie angefleht, bei mir zu bleiben. Ihr angeboten, sie zu begleiten, doch nichts nahm sie an. Ich hasste es wirklich, sie zu lieben, denn es machte mich jetzt schon kaputt. So kaputt, dass ich ihren Anblick nichtmals mehr ertragen konnte.

Wie konnte sie einfach die Entscheidung treffen, mich zu verlassen?

Am liebsten hätte ich sie einfach gezwungen, für immer bei mir zu bleiben. Was hätte sie dagegen schon machen können? Absolut gar nichts... doch ich respektierte sie und genau das, ließ mich auch ihre Entscheidung akzeptieren. Ich wusste ja auch, wie Zigeuner lebten. Wusste davon, dass nichts mehr zählte, als die engsten Verwandten...

Wie mich das alles ankotzte!!!

Mein wehmütiger Blick fiel herunter zu ihrem Koffer und plötzlich wurde ich über das Alles wieder so wütend, dass ich hinter mir die Tür aufriss und den Koffer rauswarf, genau wie ihre restlichen Sachen, um dann lautstark die Tür wieder zu knallen.

"Scheiße!", fluchte ich und drehte mich mit dem Rücken zur Tür, um mich dann an dieser verzweifelt herunterrutschen zu lassen.

Ich hatte wahre Liebe kennengelernt und nun war es Zeit, sie wieder gehen zu lassen. Wie ironisch...

Hätte ich mich doch nur nie auf sie eingelassen! Ich wusste schon, wieso ich niemanden an mich heranließ. Für alles Gute, das einem wiederfährt, muss man auch irgendwann den Preis zahlen. Mein Vater hatte also immer schon Recht. Man sollte sich auf sich selbst und die Karriere konzentrieren. Alles andere zerstört einen...

Nachdem ich Stunden einfach nur da saß und mir unter Hochdruck meine Tränen zurückhielt, entschloss ich mich nachzusehen, ob sie noch unten war. Auch wenn es schmerzte sie zu sehen, so wollte ich es tief im Innern doch.

Masochistisch veranlagt ....

Fast schon kraftlos erhob ich mich vom Boden und öffnete die Tür, wo die Sachen alle immernoch verstreut herumlagen.

Auf direktem Weg lief ich an ihrem Koffer vorbei zur Treppe und nahm zögerlich Stufe für Stufe, wo ich Keeva dann mit dem Rücken zu mir am Tisch sitzen sah. Sie schaute aus der Fensterfront hinaus und sah dem Sonnenuntergang zu, während sie in ihrer linken Hand den Kugelschreiber hielt.

Mein Herz schrie mich an, ich solle sie verdammt nochmal nicht gehen lassen, auf die Knie fallen und sie überreden zu bleiben, doch mein Verstand wollte sich nicht zum bettelnden Hund machen lassen ...

"Hast du unterschrieben?", fragte ich so kalt wie es mir möglich war und schritt dabei genau hinter sie, wo mir dieser atemberaubende Duft nach Pfirsich in die Nase kam...

Ich hasste es!!!

"Ja", meinte sie plötzlich absolut gefasst und ließ den Kugelschreiber aus ihrer Hand gleiten, während mir dieses Wort von ihr mein Herz zerspringen ließ. Da war die ganze Zeit noch dieser kleine Funken Hoffnung, sie würde es sich anders überlegen, doch mit ihrer Unterschrift war selbst dieser Funken erloschen und nichts außer Asche und Rauch blieb zurück.

"Gut", hauchte ich überfordert mit mir selbst und stellte mich neben sie, um die Zettel einzusammeln, während ich versuchte, sie dabei auf keinen Fall anzusehen. Ich hatte das Gefühl, sonst in Tränen ausbrechen zu müssen und das wollte ich unter allen Umständen vermeiden.

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt