»Golf2«

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Als ich den Griff um meine Tailie bemerkte und heftig Luft zog, erinnerte ich mich an meinen Cousin Padraig.

Wenn dich jemand von hinten angreifen will, mach dir deinen Dickkopf zum Vorteil...

Mit Schwung holte ich aus und knallte dem Kerl hinter mir meinen Hinterkopf so kraftvoll ins Gesicht, dass dieser mich sofort losließ und ich nur noch das Knacken seiner Nase hörte, doch das war es noch nicht.

Voller Panik schlug ich auch noch meinen Ellbogen nach hinten und drehte mich dann mit rasendem Herzen herum, um erschrocken einem Security Typen ins Gesicht zu schauen, der aussah, als wäre er gerade Mal 16 Jahre alt.

Ohoh...

Er hielt sich seine Hände vor seine blutende Nase und sah mich mit großen Augen an, während ich dann auch schon spürte, wie alle Leute um uns herum uns anstarrten.

"Keeva?", hörte ich Rians Stimme hinter mir, zu dem ich mich dann auch schnell herumdrehte, doch er sah keinesfalls begeistert aus. "Was tust du denn da?", fragte er entsetzt und schaute sich dabei um, um genau wie ich zuvor festzustellen, dass diese ganzen Schnösel sich flüsternd über uns unterhielten.

"Es-", fing ich an, doch ich bekam kaum ein Wort heraus, bis Cathan sich plötzlich auch noch nah an uns heranstellte.

"Was soll das ganze hier? Seid ihr eigentlich vollkommen geisteskrank?!", zischte er und stellte sich zu dem armen Security Jungen, um ihm ein Taschentuch zu reichen.

Mein Blick lag auf Rians und gerade, als ich mich wieder erinnerte, wieso ich so aufgewühlt war und an die Fingerpistole dachte, wollte ich etwas sagen, doch er unterbach mich, indem er mich fest am Arm packte und mit mir etwas weiter weg von den andern lief.

"Ficken, okay! Mit dem Cart rumfahren wie kleine Kinder, okay! Aber was soll diese Scheiße hier, Keeva? Willst du mich ruinieren?!", knurrte er sichtlich sauer direkt in mein Gesicht, doch ich hörte ihm gar nicht richtig zu. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, mich ängstlich umzuschauen, was ihn nur noch wütender machte.

"Fahr nach Hause! Sofort!", befahl er und ließ mich los, um sich Odran zuzuwenden, der gerade völlig durcheinander zu uns gelaufen kam.

"Hast du dem eine reingehauen?", grinste er fragend Rian an, doch als Odran ihm ansah, wie wütend er war, verschwand sein Lächeln sofort wieder.

"Nein, sie", meinte Rian nur wütend. "Fahrt nach Hause! Ich komme später nach."

Rian wollte gerade gehen, da hielt ich ihn aber am Hemd zurück, während ich tief Luft holte.

"Du hast mir schon mal nicht zugehört, als es wichtig war", erinnerte ich ihn und er sah mich nur abwartend an, als wäre ich gerade der letzte Mensch, den er sehen wollte. Dabei habe ich ihn doch nicht extra blamiert!

"Ich will nichts mehr hören. Du hast genug bewiesen, dass ich vielleicht doch alleine auf solche Veranstaltungen gehen sollte", meinte er kalt und sofort nahm ich unsanft sein Kinn in meine Hand, um ihn fassungslos anzufunkeln.

"Achja?!", zischte ich und presste meinen Kiefer so fest zusammen, vor lauter Wut, dass er schon leicht wehtat. "Ist dir dein scheiß Ansehen also wichtiger, als deine Ehefrau?!"

Er musterte mich fragend, doch ich sah immer noch die blanke Wut in seinen Augen.

"Ich hab mich nur gewehrt, weil ich dachte, er wäre der Typ vom Strand! Ich wollte dich nicht blamieren du blödes Arschloch!"

Sofort schlug er meine Hand von seinem Kinn und nahm meins unsaft in seine Hand.

"Wie redest du eigentlich mit mir?!"

"So wie du es verdient hast! Der Typ vom Strand war hier und ich hatte Todesangst!!! Aber anstatt du mich fragst, wieso ich dem Security typ eine reingehauen habe, machst du mir direkt nur bösartige Vorwürfe!", erklärte ich und spürte die Tränen dabei über meine Wangen laufen.

Augenblicklich veränderte sich Rians Blick und mit großen Augen starrte er mich jetzt voller Sorge an.

"Wo war er?", wollte er wissen und schaute sich dabei um, als würde er ihn erkennen, doch wahrscheinlich war er sowieso schon weg.

"Er stand einfach da, mit einer schwarzen Cappi und hat auf mich geschossen!", schluchzte ich und sofort sah Rian an mir herunter, um panisch an meinen Klamotten herumzureißen.

"Rian!", mahnte ich ihn und zog mein Polohemd wieder gerade. "Mit einer Fingerpistole! Meinst du sonst würde ich noch stehen?!"

Sein Blick war so voller Hass, doch ich wusste, dass dieser Ausdruck nicht mir galt, sondern dem Unbekannten, der mein Leben langsam immer mehr zur Hölle machte.

"Wo warst du überhaupt?!", schrie er dann Odran an, der sich sofort mit großen Augen verteidigte.

"Nur kurz auf dem Klo!", platzte es aus ihm heraus und dann fuhr Rian sich merhmals nachdenklich durch seine schwarzen Haare, bis er mich weinen sah und mich sofort eng an seine Brust zog, um mir beruhigend über den Rücken zu streicheln.

"Odran bringt dich jetzt nach Hause", flüsterte er mir leise ins Ohr, doch ich löste mich erschrocken wieder von ihm, um ihn flehend anzuschauen.

"Nein! Ich will bei dir bleiben!", hauchte ich beinahe atemlos, doch er schüttelte sofort verneinend den Kopf.

"Du bist hier nicht sicher und Odran wird genauso gut auf dich aufpassen, wie ich", erklärte er und schaute dabei kurz über seine Schulter zu Cathan, der mit anderen Männern dastand, die uns allesamt beobachteten.

"Die Frage, was dir wichtiger ist, hat sich wohl gerade beantwortet", gab ich mit zitternder Stimme von mir und sah dabei in sein entschuldigendes Gesicht, während ich an ihm vorbei gemeinsam mit Odran zum Haupthaus zurücklief.

Sollte er seine scheiß Karriere ruhig ankurbeln. War ja nur ich, die vollkommen von Panik eingehüllt seine Nähe gebraucht hätte...

Odran sagte neben mir kein Wort und als wir dann am Auto ankamen, hielt er mir zuvorkommend die Beifahrertür zu dem BMW auf, in den ich mich dann immer noch weinend reinfallen ließ.

Diese dämlichen, wenigen Leute, die vorbeikamen, starrten mich allesamt an, als wäre ich der Abschaum der Gesellschaft. Vermutlich war ich das auch...

Vielleicht war ich einfach nicht gut genug, nicht taff genug und nicht schlau genug, um im Leben von Rian eine große Rolle zu spielen.

Odran stieg neben mir ein, warf mir einen mitleidigen Blick zu, doch bevor er dann den Motor starten konnte, sah ich vor uns aus dem breiten Eingang Rian herauskommen, der so laut mit seinem Vater diskutierte, dass die Leute jetzt sie anstarrten anstatt mich.

Der große neben mir stieg eilig aus und lief auf die Beiden zu, während er die Tür offen ließ und ich dem Streit lauschen konnte.

"Sie ist nur eine von vielen!", schrie Cathan und zeigte dabei zum Auto. "Aber diese Chance hier, ist einmalig! Weißt du wie selten Mr. Connerk hierher kommt!?"

"Eine von vielen!?", schrie Rian zurück und warf mir dabei einen flüchtigen Blick zu. "Ich werde jetzt gehen, denn es gibt wichtigeres für mich!"

Rian kam ohne sich nochmals zu Cathan oder Odran umzudrehen zum Auto, um sich neben mich zu setzen und mir seine Hand direkt auf meinen Oberschenkel zu legen.

"Odran wird sich die Überwachungsaufnahmen anschauen und sich alle Namen der Gäste heute geben lassen", erklärte er ruhig und strich mir anschließend einige meiner Tränen weg. "Wir fahren nach Hause, okay?"

Ich nickte erleichtert darüber, dass er jetzt neben mir saß und ließ meinen Kopf an seine Schulter lehnen, während er das Auto startete und wir gemeinsam von diesem Höllenplatz verschwanden.

Und dann kam etwas, dass er noch nie gesagt hatte und was mir wieder einmal zeigte, wie viel Liebe er in sich trug, wenn keiner außer mir es sehen konnte.

"Es tut mir von Herzen leid, Keeva."

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Gott sei Dank ist er nicht da geblieben 🤫

Rian - Bis dass der Hass uns scheidet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt